Eine Eishockey-Karriere in der Oberliga
Der Preis des Profi-Lebens: Black-Hawks-Goalie Meder zwischen Privileg und Verzicht

10.01.2022 | Stand 10.01.2022, 17:24 Uhr

Rein in die Goalie-Kluft: Leon Meder aus Freiburg lebt seinen Traum als Eishockey-Profi bei den Passau Black Hawks. −Fotos: Schartl

Zwischen Leidenschaft und Profession – der harte Alltag des Passauer Black-Hawks- Goalies Leon Meder.

Es ist zehn Uhr. Auf dem Weg zur hintersten Kabine im Mannschafts-Trakt der Passau Black Hawks ist laute Musik zu hören. Im Umkleideraum haben sich neun Profis der Oberligamannschaft versammelt, darunter ist auch Torhüter Leon Meder. Leon ist 22 und spielt erst seit dieser Saison in Passau. Gebürtig kommt der 1,76 große, athletische Torhüter aus Freiburg, wo er auch schon DEL2 spielen durfte. Jetzt ist er dabei, sich aufzuwärmen fürs Training. Er dehnt und streckt, beugt und kniet sich. Zwischendurch werden immer wieder schelmisch Sprüche an die Mitspieler verteilt. Mal geht es um das gestrige Training und die vergebenen Chancen, mal geht es um private Geschichten der Jungs.

Als Torhüter hat Leon zusammen mit seinem Goalie-Partner Raphael Fössinger, genannt "Fössi", eine eigene Ecke in der Kabine. Beide sitzen direkt neben der Tür, denn aufgrund der vielen Ausrüstung, die sie anlegen müssen, brauchen sie mehr Platz. Knapp 15 Minuten benötigt Leon, um in den rund zwei Kilo schweren Schutz zu schlüpfen. "Wenn es schnell gehen muss, bekomm’ ich es auch in acht hin", sagt er mit einem Grinsen.

Leon ist noch jung, was es oft noch schwerer macht als Goalie. Denn in den meisten Teams gibt es nur zwei oder drei Plätze für Torhüter und oft werden die an erfahrene, ältere Spieler abgegeben. Leon ist Starter, das heißt, in den meisten Partien beginnt er im Tor, in der Oberliga in dem Alter eher eine Ausnahme. Für Leon ist jede Trainingseinheit besonders wichtig, denn es gibt keinen Torwarttrainer in Passau. "Goalie ist vor allem eine mentale Geschichte, du brauchst ein gutes Gefühl auf dem Eis, das dir Sicherheit und Selbstbewusstsein verschafft. Sonst hast du verloren", merkt Leon an.

Neben dem Eishockey studiert Leon. An einer Fernhochschule studiert er Sportmanagement, so will er sich auf die Karriere nach der Karriere vorbereiten.

Als Black-Hawks-Spieler ist er zwar in einer Studentenstadt, viel davon bekommt er aber nicht mit. Es ist ein einsames Leben für einen Goalie in jungen Jahren, der Single ist. Im Winter sieht er seine Familie im Breisgau kaum, selbst über Weihnachten sind die Jungs in Passau, um zu performen. Bereits im Alter von 15 ist Leon von zu Hause ausgezogen, um an einem Sportinternat seinen Traum von einer Karriere als Eishockeyprofi zu verwirklichen. "Wir alle sind hier, weil wir dafür gearbeitet und viel auf uns genommen haben, gleichzeitig spielst du dann aber eben nicht in Nordamerika oder Russland, sondern in der Oberliga Süd – da ist es klar, dass man irgendwann ein anderes Verhältnis zum Eishockey hat", sagt er und grinst mich an. Draußen ist es dunkel geworden. Wenn Leon die Halle verlässt, ist es 22 Uhr. Ins Nachtleben stürzt er sich aber nicht mehr, schließlich hat er den ganzen Tag trainiert und morgen steht wieder Training auf dem Programm.