Auch Spiel gegen München fällt aus
Straubing Tigers und das Corona-Murmeltier: "Hochfahren, verschieben, hochfahren, verschieben"

06.01.2022 | Stand 19.09.2023, 3:03 Uhr

Eine "ungewöhnliche Situation" hat Straubing-Trainer Tom Pokel derzeit zu managen. Die ersten drei Tigers-Partien 2022 wurden verschoben. −Foto: dpa

Wie geht es weiter in der corona-geplagten Deutschen Eishockey-Liga (DEL)? Für die Straubing Tigers erst einmal gar nicht: Auch das dritte Spiel des Jahres gegen den EHC München (ursprünglich für 7. Januar angesetzt) ist abgesagt. Trainer Tom Pokel spricht von einer "ungewöhnlichen Situation" und steht vor besonderen Herausforderungen.

Er habe da mal nachgerechnet, sagt Tom Pokel: "Vom 7. November bis heute hatten wir elf Spiele – in 59 Tagen. Jetzt sind es dann elf Spiele in 21 Tagen." Der Trainer der Straubing Tigers hatte rund um den Jahreswechsel etwas mehr Zeit, als ihm lieb war, um solche statistischen Spielchen zu betreiben.

Beide bisher angesetzten DEL-Partien dieses Jahres waren verschoben worden. Die Iserlohn Roosters sind beinahe vollzählig in Quarantäne, die Begegnung mit den Grizzlys Wolfsburg wurde in beiderseitigem Einvernehmen abgesetzt, um den Spielern die Möglichkeit zu geben, sich boostern zu lassen. Nun haben die Tigers sogar noch bis Sonntag Zeit haben, sich zu erholen. Nach mehreren Corona-Fällen beim EHC Red Bull München fällt auch Straubings drittes DEL-Spiel 2022 aus. Pokels Rechnung war damit schon wieder hinfällig – nun sind es zehn Spiele in 19 Tagen – inklusive der beiden Nachholspiele gegen Wolfsburg (26. Januar) und Iserlohn (29. Januar).

Die Deutsche Eishockey-Liga hatte die "Booster Days" ausgerufen in der Hoffnung, eine hohe Quote an Drittimpfungen gegen das Virus könnte die Corona-Welle, die auch das deutsche Eishockey trifft, zumindest bremsen. Derzeit ist eher das Gegenteil der Fall. Die Frage drängt sich auf, ob und wie diese DEL-Saison noch zu einem repräsentativen Ende gebracht werden kann.

"Wir sind Profis", sagte Tigers-Trainer Pokel am Mittwoch bei einer Pressekonferenz auf die Frage nach einer Wettbewerbsverzerrung durch Corona-Quarantänen und Spielausfälle. "Ist alles fair? Nein. Aber das ist es auch bei einem normalen Spielplan nicht. Ich kann nur schauen, dass wir so gut wie möglich vorbereitet sind."

Vorbereitet worauf? Derzeit weiß niemand, ob die nächste angesetzte Partie überhaupt stattfinden wird. Am 2. Januar war das Duell bei den Iserlohn Roosters nur wenige Stunden vor dem Eröffnungsbully abgesagt worden. Auch die Absage des Münchner Champions-Hockey-League-Spiels gegen Tappara Tampere kam rund vier Stunden vor dem Faceoff.

"Es ist einfach eine ungewöhnliche Situation", sagt Pokel. "Aber wir müssen es nehmen, wie es kommt." Doch der Spielplan, der bis zum Ende der Hauptrunde Ende März wegen vieler Nachholspiele – und einer einmonatigen Olympia-Pause – ohnehin schon extrem dicht ist, lässt kaum noch Optionen. Straubing hat gerade sieben Spiele weniger als etwa die Kölner Haie. Gut möglich, dass erneut auf die Quotienten-Regelung zurückgegriffen werden muss. Möglicherweise könnten aber auch in der Olympia-Pause Spiele nachgeholt werden.

Bis dahin stehen noch drei Wochen voller Eishockey an – zumindest laut Plan. Die Tigers haben ihre Corona-Welle schon hinter sich, dürften also spielbereit bleiben. Seit der Zwangspause Anfang Dezember haben sie nur ein Spiel nach regulärer Spielzeit verloren. "Die Jungs sind entschlossener als je zuvor", hat Pokel beobachtet.

Seine Aufgabe ist es, diesen Fokus hochzuhalten. "Momentan sind wir beschäftigt mit hochfahren, verschieben, hochfahren, verschieben. Uns fehlt der Rhythmus, deswegen haben wir unsere Pläne ziemlich umgeworfen." Es sei derzeit besonders schwer, den Spagat zwischen Fokus und Regeneration zu finden. "Die Mannschaft muss auf den Punkt bereit sein, darf aber körperlich und mental nicht müde in diese heftige Phase kommen."

Die soll nun am Sonntag zuhause gegen die Düsseldorfer EG (14 Uhr) beginnen. So nicht wieder positive Tests dazwischen kommen. Dann wären es plötzlich nur noch neun Spiele bis zur Olympia-Pause. Tom Pokel wäre es sicher recht, wenn er seine Rechnung nicht noch einmal neu aufstellen müsste.