Minderheit besonders betroffen
Ungeimpfte Dauerkarteninhaber und ihr Ticket für draußen: "Thema nicht durch uns entstanden"

05.11.2021 | Stand 18.09.2023, 22:25 Uhr

In die bayerischen Eisstadien, hier das in Deggendorf, kommt nicht mehr jeder hinein. −Foto: Roland Rappel

Zwei Lager, ein Problem, keine Lösung: Der Corona-Kurs der Bayerischen Staatsregierung und wirtschaftlicher Druck drängen große Sportvereine dazu, strengere Besuchsregeln anzuwenden. Ins Deggendorfer Eisstadion beispielsweise geht’s seit Freitag nur noch als Geimpfter oder Genesener (2G). In den Eisstadien in Landshut oder Straubing gilt noch 3G-Plus, wobei PCR-Tests selbst zu bezahlen sind. Eine Minderheit trifft das hart: ungeimpfte Dauerkarteninhaber.

Besonders viele sind sie vermutlich nicht, aber die meisten zahlten eben doch 300 Euro oder mehr für den ständigen Zugang zu allen Heimspielen ihres Vereins. Für ihre Zahlung erhalten sie nun, auf Grundlage ihres Impfstatus’, keine Leistung mehr: weder Zutritt zum Stadion noch das Angebot für einen kostenfreien Zugang zu Livestream-Anbietern wie MagentaSport (DEL) oder SpradeTV (DEL2, Oberliga).

Auf der Gegenseite stehen nachvollziehbare wirtschaftliche Interessen der Vereine und Alternativlosigkeit: Sportvereine sind nicht der Gesetzgeber. In sozialen Netzwerken streiten die Fans leidenschaftlich. Das Lager der geimpften Stadionbesucher hetzt gegen das der Ungeimpften und andersrum.

Die PNP hat mit drei Männern gesprochen, die vorm selben Problem stehen. Sie entschieden sich gegen eine Corona-Impfung, zahlten mehrere Hundert Euro für ihre Dauerkarte, haben aber noch kein Saisonspiel gesehen. Im Vergleich zur großen Masse sind sie die Stellvertreter einer Minderheit; Am Pulverturm in Straubing waren zuletzt 3719 Fans vor Ort, an der Trat in Deggendorf 1567. Für die allermeisten sind die Bedingungen also in Ordnung. Trotzdem stellt sich die Frage: Muss ein Verein Rücksicht auf Einzelne nehmen, und kann er sich das überhaupt leisten?

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Alle drei wünschen sich zumindest freien Zugang zu den übertragenden (Internet-)Sendern, alle drei konnten aber auch erahnen, dass im Herbst ein Sturm aufziehen würde und die Fallzahlen steigen. Wieder die Frage: Muss ein Verein darauf Rücksicht nehmen?

Aus Sicht des EV Landshut stellt sich diese gar nicht. "Mit dem Moment der Dauerkartenbestellung wurde bei uns auch unterschrieben, dass man die jeweils geltenden Hygienebestimmungen akzeptiert. Wir mussten das auch so machen, sonst hätte der Verein keine Sicherheit", erklärt der Pressesprecher des DEL2-Ligisten, Marcel Meinert, auf PNP-Anfrage. Der Anteil von PCR-Getesteten unter den 3652 Zuschauern am 31. Oktober gegen Weißwasser (5:4 n.V.) sei "verschwindend gering" gewesen.

Beim Oberligisten Deggendorfer SC gibt man sich verständnisvoll und doch hart in der Sache. "Wir schätzen jeden unserer Fans. Wir haben eine Verantwortung, den Verein durch die Pandemie zu führen. Ich würde die Leute gern mit Schnelltest ins Stadion lassen, aber ich darf nicht", erklärt ein Verantwortlicher des DSC auf PNP-Anfrage. Man könne es sich nicht leisten, auf Einzelschicksale zu achten, sagt er: "Ab Januar müssen wir ohne staatliche Hilfe auskommen. Das Thema ist nicht durch uns entstanden."

Der Verein hatte, sobald möglich, auf 3G-Plus umgestellt, um die Fans von der Maskenpflicht zu befreien und wieder Alkohol ausschenken zu dürfen. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg um drei Euro, der Umsatz am Kiosk vom vierstelligen auf einen ordentlichen fünfstelligen Bereich. Schon beim gestrigen Heimspiel gegen den EV Lindau (Bericht siehe Sport) galt die 2G-Regel; das ansässige Landratsamt habe danach verlangt, teilte der DSC mit. Den betroffenen Dauerkarteninhabern bietet der Klub immerhin an, ihre Tickets online weiterzuverkaufen. Der Umtausch bleibt ausgeschlossen, auch SpradeTV-Zugänge sollen nicht angeboten werden. Zudem kamen knapp 200 Dauerkarten-Käufer in den Genuss eines Fanpakets im Wert von 100 Euro – geschenkt. "Das hat uns an die 20000 Euro gekostet. Wir schätzen unsere Fans sehr, und zwar jeden. Aber in diesem Fall können wir leider nichts machen", sagt der DSC-Mitarbeiter.

Den Betroffenen bleibt also nur die Impfung. Zwei Lager, ein Problem – und eine Lösung, die viele nicht wollen.

Den gesamten Text lesen Sie in der Samstagsausgabe Ihrer Heimatzeitung, Heimatsport Deggendorf.