Deggendorf und Passau mit verschiedenen Erkenntnissen
Heid fordert Arbeit, Kreuzer sagt: "Hut ab!": Derby ruft unterschiedliche Emotionen hervor

19.10.2021 | Stand 18.09.2023, 22:25 Uhr

Mantraartige sieben Mal erwähnte DSC-Trainer Chris Heid , dass seine Mannschaft härter arbeiten müsse. −Fotos: Roland Rappel

Sieben Mal hat Chris Heid das Wort "Arbeit" in den Mund genommen, als er auf der Pressekonferenz den knappen Derby-Sieg über Passau (4:3 n.V.) einordnete. Denn Arbeit hatte am Sonntag vornehmlich der Gegner geleistet: Bissig im Zweikampf und nach dem ersten Saisonsieg (Lindau, 3:2 n.V.) am Freitag mit Selbstvertrauen an der Scheibe machten die Black Hawks dem Favoriten das Leben schwer. Nun sind beide Seiten enttäuscht: Chris Heid über die Leistung, Ales Kreuzer über das Ergebnis.

"Wir waren in jedem Bereich besser", machte Kreuzer seinen Habichten um den auffälligen Ex-Deggendorfer Marcel Pfänder (ein Tor, ein Assist) ein großes Kompliment. Solche hatte Heid nicht im Gepäck: Er störte sich an lauffaulem Auftreten und beklagte zu viel negative Stimmung in der Kabine.

Per Doppelschlag war der DSC in der 6. Spielminute binnen acht Sekunden mit 2:0 in Führung gegangen: Mark Heatley aus dem Slot sowie Nicolas Sauer durch die Schoner von Ex-DSC-Keeper Raphael Fössinger hatten getroffen. "Unser Ziel war, aggressiv nach vorn zu spielen, dass zwei Mann einander im Forecheck unterstützen", erklärte Heid den dominanten Auftritt in der Anfangsphase. Gefühlt kamen die Passauer in den ersten 15 Minuten nicht aus dem eigenen Drittel. Aber dann? War der DSC wie verwandelt. Passau übernahm die Kontrolle, nutzte die kopflose Phase des DSC zu drei Toren (Pfänder, Franz, Smith) und drehte die Partie, verdientermaßen. Nur die Klasse von Doppeltorschütze Thomas Greilinger verhinderte einen Derby-Sieg der Dreiflüssestädter.

Heid: "Ich weiß nicht, was passiert ist"

"Ich weiß nicht, was passiert ist. Vielleicht dachten wir, dass das Spiel jetzt leicht wird", rätselte Chris Heid über das unerklärliche Auftreten des DSC nach dem Tor zum 2:0. "Schlittschuhlaufen, harte Arbeit, zusammenspielen – das haben wir alles vergessen. Was mir weh tut, ist, wenn man die Beine nicht für 60 Minuten bewegt", machte Heid seinem Unmut Luft. Heid sprach so oft von "Arbeit", als wolle er seinen Profis mit Hammerschlägen eintrichtern, dass Qualität allein nicht reichen wird für den ganz großen Erfolg: "Wenn Talent nicht arbeitet, hat man keine Chance."

Kreuzer "nach so einem Verlauf enttäuscht"

Von den EHF Black Hawks, die mit vier Punkten aus vier Spielen einen überzeugenden Saisonstart hinlegten, könnte man sich eine Scheibe abschneiden. "Hut ab, was die Jungs auf dem Eis gezeigt haben", sagte ihr Coach Kreuzer, der kurz nach Spielende "Enttäuschung" verspürte: "Wenn mir vorher einer gesagt hätte, dass wir aus Deggendorf einen Punkt mitnehmen, wäre ich wahrscheinlich froh gewesen, aber nach so einem Verlauf bin ich enttäuscht."

Neben Greilinger, der den DSC vor 1592 Fans mit zwei Alleingängen (56., 60.+1) zum knappen Erfolg führte und damit seine ausbaufähige Leistung übertünchte, war Timo Pielmeier der Matchwinner. "Wir waren aggressiver und bissiger", nur die Schüsse seien nicht im Netz gelandet. "Auch, weil Pielmeier sehr stark war", stellte nicht nur Ales Kreuzer fest. "Ohne Timo haben wir (heute) keine Chance", wusste auch Chris Heid.

Vorm Wochenende mit Duellen in Füssen (Freitag, 19.30 Uhr) sowie am Sonntag daheim gegen den SC Riessersee (18.45 Uhr) will Heid seine DSC-Cracks laufen sehen. Man habe ja schon gezeigt, dass man "wirklich gutes Eishockey" spielen könne, der Derby-Triumph über Regensburg (4:2 nach 3:0-Führung) war beispielhaft. Aber noch sind es eben nur "Momente", sagte Heid und mahnte wie ein Frühwarnsystem: "Wir müssen lernen, dass es nicht geht, nur mit Talent zu spielen. Wir müssen hart arbeiten!" Dazu gehöre auch, die Laune im Locker Room zu verbessern: "In der Kabine muss mehr positive Stimmung sein, wir sind derzeit sehr negativ über jede Situation", plädierte Heid für mehr Zuversicht.

An solcher fehlt es den Black Hawks nach dem guten Auftritt nicht. "Moral, Kampfgeist und Charakter der Mannschaft sind sensationell", lobte Kreuzer vor dem Heimspiel gegen Rosenheim (Freitag, 20 Uhr).