Debatte unter Anhängern
Schembri: "Für mich war kein Respekt erkennbar" – Pfiffe für Ex-Liebling spalten DSC-Fans

12.10.2021 | Stand 18.09.2023, 22:25 Uhr

Gewohnt giftig und spritzig präsentierte sich Andrew Schembri (r.) bei seiner Pflichtspiel-Rückkehr an die Trat. Nach neun Saisons beim Deggendorfer SC spielt der Deutsch-Kanadier jetzt für die Eisbären. Das gefällt nicht allen. Das Bild zeigt Schembri im Gespräch mit DSC-Stürmer Thomas Pielmeier. −Fotos: Roland Rappel

An der Frage, ob man einen altgedienten Spieler und ehemaligen Liebling des Publikums auspfeifen und ihn übel beschimpfen muss, scheiden sich in diesen Tagen die Geister im Fanlager des Deggendorfer SC.

Andrew Schembri (39) jedenfalls war am Sonntag beim Derby-Sieg des DSC über Regensburg (4:2) das Ziel einiger nicht zitierfähiger Tiraden aus dem Block der DSC-Ultras geworden. Andere nahmen dem Deutsch-Kanadier seinen Wechsel in die Oberpfalz bei weitem nicht so übel – und verurteilen die Schmährufe aus den eigenen Reihen in Kommentaren auf heimatsport.de oder in Foreneinträgen.

Vor 1614 Fans an der Trat waren die Regensburger überraschend deutlich in Rückstand geraten. Niklas Jentsch, Thomas Greilinger im Konter nach Lattentreffer der Regensburger und Jure Sotlar hatten eine 3:0-Führung herausgeschossen und die Derby-Stimmung noch mehr angefacht. Erst als Andrew Schembri in der 48. Spielminute das von Timo Pielmeier gehütete Tor von hinten umkurvte und den Puck präzise zum 1:3 ins linke Eck knallte, kochte die Stimmung kurz hoch.


Video: Thomas Jäger. Fotos: Roland Rappel.

Schembri, der in neun Spielzeiten für den DSC aufs Eis gegangen war und zu 99 Prozent sein Maximum abrief, jubelte auch im Trikot der Eisbären ausgelassen. Keine Spur von Zurückhaltung. Schembri lässt sein letztes Hemd für Regensburg, die Loyalität gilt dem neuen Klub – was den Hardcore-Anhängern sauer aufstieß. "Schembri, du A***" schallte es unter anderem von der Haupttribüne in Richtung Eisfläche.

Für ebenfalls eingefleischte, in der Sache aber nüchternere DSC-Kunden ein grobes Foul: "Sorry liebe DSC-Hardcorefans: Ein Andrew Schembri, der die letzten neun Jahre für den DSC alles gegeben hat, hat diese Rufe nicht verdient. Sagt mir einen Eishockeyspieler in Deggendorf, der in dieser langen Zeit solche Leistungen und solche Leidenschaft für den DSC aufs Eis brachte. Ich finde das nur noch traurig...", schreibt beispielsweise ein treuer Stadionbesucher in seinem Leser-Kommentar auf heimatsport.de. Zuvor hatte mancher im Forum (dsc-fans.com) bereits versucht, die Stimmung ins Positive zu drehen. "Schembri hat keine Pfiffe verdient – hoffentlich halten sich heute alle daran", war nur wenige Stunden vor dem Bully (17 Uhr) zu lesen. Dass es doch so kam, enttäuschte einige: "Was (...) überhaupt nicht geht, sind die Rufe gegen ihn (Schembri, d.Red.). Zum Fremdschämen!"

Schembri selbst hat von den Pfiffen keine Notiz mehr genommen, erzählt der Stürmer im Gespräch mit der PNP: "Ich musste mich auf das Spiel konzentrieren. Es gibt die und die Fans: Einige waren nach dem Spiel am Sonntag bei mir und waren nett zu mir. In den Vorbereitungsspielen haben mich andere ausgepfiffen. Für mich war kein Respekt erkennbar, obwohl ich neun Jahre lang mein Blut für Deggendorf gegeben habe. Wahrscheinlich ist das im Sport einfach so, manche sind mir böse. Aber ich weiß auch, dass es andere gibt, die zu mir halten." Die Pfiffe und Rufe von der Tribüne habe er sich nicht zu Herzen genommen, betont Schembri, der sich in Regensburg gut aufgenommen und wohl fühlt. Auch, wenn es in der ersten Zeit "komisch" gewesen sei, ein anderes Trikot als das des DSC zu tragen.

Max Kaltenhauser ist jedenfalls heilfroh um den Neuzugang aus Deggendorf. "Er geht hart zum Tor, ist topfit und spielt immer giftig. Andrew ist ein super Teamkamerad und macht einen überragenden Job, deshalb haben wir ihn geholt", lobte der Eisbären-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Derby. Mit dem DSC hatte sich Schembri nicht auf einen neuen Vertrag einigen können, der Kontrakt hatte ein gekürztes Gehalt vorgesehen.

Wenige Monate nach seinem Abschied sagt der Profisportler: "Deggendorf ist kein Teil mehr von mir: Die Mannschaft ist jetzt mein Gegner." Schembri war schon immer geradeaus und bleibt seiner Linie treu. Pfiffe hin oder her.