Porträt eines Publikumslieblings
Andrew Schembri, Kraftwerk auf Kufen: Von den Teichen in Toronto zur Legende in Deggendorf

01.05.2021 | Stand 18.09.2023, 22:22 Uhr

Ein glückliches Lachen für die große Leidenschaft: Schon in jungen Jahren ist Andrew Schembri dem Eishockey verfallen.

Andrew Schembri war noch ein kleiner Junge, da loderte in ihm schon das Feuer für Eishockey. Little Andrew spielte im Winter, wenn der Nebel über den gefrorenen Teich waberte, und er spielte im Sommer, bis beim Street-Hockey die Straßenlichter erloschen oder Mama schimpfte, weil es längst dunkel war. Heute, mehr als drei Jahrzehnte später, ist der Kanadier aus Toronto (38) eine Legende in Niederbayern – und sein Feuer brennt noch immer.

Neun Jahre stürmte Schembri im Trikot des Deggendorfer SC, verteidigte es bis aufs Blut. Nie hatte der Flügelstürmer die beste Technik, nie den besten Körper, nie das beste Auge – aber Schembri war immer "Schems": Mister Hundertprozent, Doktor Vollgas. Kürzlich hat seine Ära beim DSC geendet.

Schembri konnte sich in den Verhandlungen mit dem Club nicht auf einen neuen Vertrag einigen, die Beteiligten schweigen sich offiziell über die Gründe aus. In der Passauer Neuen Presse spricht Schembri erstmals nach seinem Abschied, und zweierlei wird dabei deutlich: seine Liebe zum Eishockey und seine Liebe zur Stadt.

Schembri spielte 2011 für den EHC Dortmund, nach einemTestspiel gegen den DSC bot er sich in einer Nachricht selbst dort an – und Deggendorf griff vor einem Jahrzehnt zu. "In Deggendorf bin ich mit offenen Armen empfangen worden", sagt der 38-Jährige, der längst auch einen deutschen Pass besitzt. Schembri war längst da, bevor der DSC zu dem Club erblühte, der er heute ist. "Ich habe die Fanbasis wachsen sehen, habe viele Vorstände, Trainer und Spieler kommen und gehen sehen, aber ich war immer loyal und habe immer mein Bestes gegeben", sagt Schembri: "Weil ich es liebte, die Fans, die Stadt und das Team zu repräsentieren."

Vor den Spielen unterwegs mit Theo und Minnie

In 347 Spielen hielt Schembri für die Deggendorf Fire und später mit DSC-Raute auf der Brust die Knochen hin, von 2011 bis 2021, unterbrochen nur von einem Jahr bei den Erding Gladiators (2014/15). 187-mal nannte ein Stadionsprecher seinen Namen als Torschütze, Schembri bereitete 276 Treffer vor. Vor dem ersten Bully ging Schembri gerne Gassi mit Mops Theo und Collie Minnie, oder war schon längst in der Kabine, um Kufen oder Schläger zu schleifen.

"Es war ein Höllenritt"

Schembri wird den Fans nicht wegen seiner Tore oder Assists im Gedächtnis bleiben; auch nicht wegen seiner flinken Haken, mit denen er selbst DEL2-Profis aufs Glatteis führte wie bei seinem Tor des Monats im Oktober 2018, einem Solo für die Ewigkeit. Vor allem in Erinnerung bleibt, wie viel Energie der 1,70-Meter-Mann aufs Eis bringt: Schembri ist ein Kraftwerk auf Kufen, hat Power für Fünf und strahlt das auch aus. "Ich mag es, massenhaft Energie und eine positive Haltung in die Eishalle zu bringen", sagt die ehemalige Nummer 74 des DSC bescheiden. Seine Quellen sind ein riesiger Frucht-Smoothie vor jeder Partie, seine Disziplin beim Essen und, ganz simpel, "meine Leidenschaft fürs Spiel".

Der Sportler schwelgt gern in vergangenen Zeiten; im Bewusstsein, dass sie vorbei sind. "Es war ein echter Höllenritt", sagt Andrew Schembri, "aber jetzt ist es Zeit für eine neue Challenge!" Der trotz seiner 38 Jahre weiter flinke Stürmer hatte mehrere Angebote vorliegen und entschied sich am Donnerstag für die Eisbären Regensburg.

Schembri wird zurückkehren, dann als Gegner. Seine Mission an der Trat ist erfüllt. Der kleine Junge aus Toronto ist längst eine große Legende in Deggendorf.

Das Porträt über Andrew Schembri lesen Sie in der Samstagsausgabe Ihrer Heimatzeitung, Heimatsport Deggendorf, oder ab Samstag nach kostenloser Registrierung hier auf PNP Plus.