"Gewinner sind die Straubinger"
Kommentar zur Tigers-Saison: Eishockey auf gesunden Beinen

26.04.2021 | Stand 18.09.2023, 22:22 Uhr

Trotz des Ausscheides im Viertelfinale können die Straubinger auf eine erfolgreiche Saison blicken. −Foto: Ritzinger

Immer wieder schaute Sebastian Vogl zur Anzeigetafel in der SAP-Arena nach oben. Er verdrehte die Augen. Der Torwart der Straubing Tigers konnte es nicht fassen, was dort stand: 4:3 für Mannheim. Die Tigers haben das entscheidende dritte Viertelfinale am Samstag verloren, obwohl sie bis kurz vor Schluss mit 3:0 führten. Die Mannheimer rissen den Niederbayern die Tickets für mindestens zwei Halbfinal-Spiele noch aus der Hand, gewannen nach Verlängerung. Damit endet für die Tigers die zweite DEL-Saison nacheinander schmerzhaft – dennoch ist die Leistung noch einmal höher zu bewerten als Platz 3 in der abgebrochenen Spielzeit 19/20, findet unser Redakteur Michael Duschl. Ein Kommentar.

Es fühlt sich nicht so an, aber die Straubing Tigers leben in den erfolgreichsten Jahren ihrer Vereinsgeschichte und haben sich zu einer Top-Adresse im deutschen Eishockey entwickelt. Dass ein Ausscheiden gegen den Rekordchampion und Favoriten auf den Titel so schmerzt wie am Samstag, ist eine (bittere) Bestätigung der hervorragenden Arbeit am Pulverturm. Selbst in der Pandemie funktionierte das Straubinger System auf und neben dem Eis, deshalb ist die Leistung in dieser Saison noch einmal höher zu bewerten als Platz 3 in der abgebrochenen Spielzeit 19/20.

Der sportlichen Leitung um Manager Jason Dunham und Trainer Tom Pokel ist es seit 2017 gelungen, die Mannschaft stetig zu verbessern. Die Abgänge wichtiger Stammspieler und Identifikationsfiguren wie Stefan Loibl wurden gemeinsam kompensiert. Zur Finanzierung der schwierigsten Saison der Klub-Historie trugen Führung, Sponsoren, Spieler und Fans gleichermaßen bei. Erstliga-Eishockey am kleinsten Standort der DEL steht sportlich wie wirtschaftlich auf gesunden Beinen.

Auch wenn diese Mannschaft wahrscheinlich ihr "unfinished business", wie Trainer Pokel seit einem Jahr immer wieder wiederholte, nicht beenden können wird. Es ist davon auszugehen, dass sich das Gesicht der Mannschaft merklich verändert bis zum Herbst und der dann beginnenden nächsten Saison. Fünf Stammspieler sind 35 Jahre und älter, etliche ausländische Spieler dachten schon 2020 über einen Abschied nach. Sie ließen die Tigers im Corona-Jahr nicht im Stich, bissen sich durch eine anspruchsvolle, komplizierte Zeit. Es gab und gibt dafür nicht den verdienten Applaus, weil die Stadien wegen der Corona-Pandemie leer sind. Gewinner sind die Straubing Tigers trotzdem – obwohl es sich im Moment nicht so anfühlt.

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