Führungsebene stellte sich den Fragen der Fans
Radikal und im Eiltempo: Wie der Deggendorfer SC den Turbo-Umbruch gestalten will

24.03.2021 | Stand 18.09.2023, 22:21 Uhr

Große virtuelle Runde: Beim Fan-Stammtisch sprechen (oben v.l.) Sportvorstand André Schmidt, Geschäftsführer und 1. eV-Vorsitzender Artur Frank, Teammanager Stefan Liebergesell und Pressesprecher Thomas Thammer zusammen mit (unten v.l.) Thomas Greilinger, Kapitän René Röthke und Finanz-Vorstand Johannes Strohmaier via YouTube zu in der Spitze 800 Anhängern des Deggendorfer SC. −Foto: Screenshot PNP

Nach einer Saison zum Vergessen stellt Eishockey-Oberligist Deggendorfer SC alles auf den Prüfstand.

"Es ist nicht unser Anspruch, sich [als Sechster, d.Red.] gerade so in die Playoffs zu retten", sagte der 1. Vorsitzende Artur Frank am Montagabend bei einem fast zweistündigen Online-Talk mit in der Spitze 800 Fans vor den Bildschirmen. Der Anspuch des DSC sei es, konstant als "Spitzenverein" der Oberliga Süd zu performen und mittelfristig in die DEL2 zurückzukehren. Um diese Ziele zu erreichen, leitet der DSC einen radikalen Turbo-Umbruch ein.

Der Rückblick


Aus sportlicher Sicht verlief die Saison so enttäuschend wie sie begonnen hatte. Ohne den damals Thrombose-kranken Thomas Greilinger hagelte es vier Heimniederlagen in Folge, der DSC gewann im ersten Saisondrittel nur fünf von zwölf Spielen. Schneller als das Punktekonto wuchsen bei den Verantwortlichen die Zweifel am Kader und an Trainer Henry Thom, der die Mannschaft als Sportlicher Leiter nach seinen Wünschen gestalten durfte. Bis Mitte Februar sah man dem ehemaliger Selber zu, ehe man Thom beurlaubte und durch Co-Trainer Chris Heid (nächste Saison Cheftrainer) ersetzte. Beendet wurde die Hauptrunde auf Platz 6, doch die Playoff-Teilnahme blieb dem Klub verwehrt: Ein Spieler war positiv auf die britische Coronavirus-Mutante getestet worden, die Mannschaft ist geschlossen in Quarantäne. "Es ist absolut bitter, dass wir zum zweiten Mal ohne Playoffs sind. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Sportler, als so ausgebremst zu werden", sagte Kapitän René Röthke.

Der radikale Umbruch


Innerhalb der nächsten sechs Wochen will der Deggendorfer SC seinen gesamten Kader präsentieren. Vertrag für die kommende Saison haben bislang nur Thomas Greilinger, Kapitän René Röthke und Neuzugang Liam Blackburn (kommt von Black Hawks Passau). Der Rest der Spieler – auch ein Publikumsliebling wie Andrew Schembri – wird einer intensiven Überprüfung standhalten müssen.

"Wir wollen auf dem Eis einen schnellen, agilen und handlungsschnellen DSC sehen", sagte André Schmidt, der zusammen mit Thomas Greilinger die sportliche Führung bilden wird. Es gehe darum, den Etat effektiv einzusetzen und dennoch eine Mannschaft mit Siegermentalität auf die Beine zu stellen. Hier wird besonders Ex-DEL-Profi Greilinger gefordert sein, die richtigen Spieler für den geforderten DSC-Stil zu finden. "Es muss nicht immer ein Spitzenspieler sein, aber er muss in unser Konzept passen", sagte Schmidt. Absegnen wird die Transfers auch Geschäftsführer Artur Frank.

Eine wichtige Rolle spielen werden auch die Jugendspieler: Cheftrainer Chris Heid soll sich aktiv auch in U17 und U20 einbringen, um die Nachwuchstalente besser kennenzulernen. Neben Greilinger – in seiner weiteren Funktion als Nachwuchskoordinator – hat sich zuletzt insbesondere Christian Vogel um ein entsprechendes Talente-Förder-System gekümmert. Dieses soll den Eltern der circa 250 Nachwuchsspieler demnächst vorgestellt werden.

Die Abrechnung


Am 5. März hatte der Deggendorfer SC vier Spieler fristlos entlassen. Das Quartett hatte die nötige Disziplin vermissen lassen. Nach Informationen der Heimatzeitung waren dabei Substanzen im Spiel, die der Leistungsfähigkeit eines Sportlers eher wenig förderlich sind. Auch in Zukunft werde man sich laut Sportvorstand André Schmidt "solche Verfehlungen nicht gefallen lassen". Eine Rückkehr der Vier bleibt kategorisch ausgeschlossen – auch wenn man sich "weiter in die Augen schauen" könne, sagte Teammanager Stefan Liebergesell.

Wer macht was beim DSC?


Immer wieder ploppen bei den Fans Fragezeichen auf, wer genau welche Führungsaufgaben übernimmt beim DSC.
Artur Frank führt die Geschäfte der GmbH, ist 1. Vorsitzender des eV, gibt die sportliche Ausrichtung vor und segnet Transfers ab.
André Schmidt kümmert sich im Vorstand um Controlling und einen Teil des sportlichen Bereichs. Schmidt führte die Verhandlungen mit Trainer Heid. Bei Transfers obliegt ihm die Budgetplanung.
Johannes Strohmaier ist als Finanz-Vorstand der Mann für die Zahlen. Zur Saison 2020/21 könne der DSC eine ausgeglichene Bilanz vorweisen und habe dank der Sponsoren, der Fans und verschiedenster Corona-Hilfen voraussichtlich keine Verluste gemacht.
Thomas Greilinger dient dem DSC nun schon in drei Funktionen. Als Spieler auf dem Eis führt er die Mannschaft, schießt Tore und sammelt Assists. Als Nachwuchskoordinator kümmert er sich um die Talente. Zudem rückt Greilinger zur neuen Saison in die Sportliche Führungsebene auf und wird federführend die Verpflichtung von Spielern verantworten.
Stefan Liebergesell ist der Mann fürs Administrative. Liebergesell kümmert sich um die Ausrüstung, um Wohnungen und Autos der Spieler, um Verträge und die Reisen zu Spielen sowie alles Weitere rund um den Spielbetrieb. Unterstützt wird er zur neuen Saison von Simon Schwer. Bei Transfers arbeitet Liebergesell lediglich die Verträge aus, steht bei Scouting und Verpflichtung aber nicht an vorderster Front.
Thomas Thammer leitet die Presse-Abteilung und stellte zusammen mit Roland Rappel (verantwortet SpradeTV) eine technisch nahezu fehlerfreie Fan-Versammlung auf die Beine. Für 2021 will der DSC in jedem Fall eine Jahreshauptversammlung anbieten – zur Not erneut online.