Kommentar zum DSC-Drama: Spieler spuckten auf den roten Teppich – Verlierer sind die Falschen

06.03.2021 | Stand 18.09.2023, 22:21 Uhr

Trainer Chris Heid darf die Suppe mit seiner Deggendorfer Rumpftruppe auslöffeln. −Foto: Rappel

Mit bemerkenswerter Vehemenz hat der Deggendorfer SC am Freitag Vorfälle in den Reihen der Mannschaft aufgearbeitet und mehrere Spieler sanktioniert beziehungsweise entlassen. Doch die Verlierer sind letztlich die falschen, meint unser Redakteur Sebastian Lippert.

Sieben Spieler auf einen Streich hat der Deggendorfer SC von Training und Spielbetrieb ausgeschlossen – drei Spieler wurden bis kommenden Dienstag freigestellt, vier fristlos gekündigt. Die Konsequenzen des Klubs sind keineswegs zu hart, sondern notwendig und richtig. Verlierer dieses Skandals, der in seiner Tragweite erst aufgearbeitet werden muss, sind aber eben nicht die Sanktionierten, sondern die Übrigen: Chris Heid und seine Rumpftruppe dürfen die Suppe auslöffeln, weil andere auf den roten Teppich spuckten, der vor ihren Füßen ausgerollt worden war. Der erste Vorsitzende Artur Frank musste zusammen mit dem Sportlichen Leiter André Schmidt vor die Kameras treten und war zu Tränen gerührt. Teammanager Stefan Liebergesell war tief enttäuscht und sagte nichts.

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Der DSC hat seinen Spielern den roten Teppich ausgerollt, als man sich im Sommer und Herbst die Nächte um die Ohren schlug, damit die Aufnahme des Oberliga-Spielbetriebs möglich und die Finanzierung gesichert wird.

Der DSC hat seinen Spielern den roten Teppich ausgerollt, als unter riesigem personellen und finanziellen Mehraufwand ein Corona-konformes Hygienekonzept auf die Beine gestellt wurde.

Der DSC hat seinen Spielern den roten Teppich ausgerollt, als dieser Spielbetrieb mit der Einstufung als Profiliga gesichert war. Ab 6. November wurde gespielt, seitdem beziehen die Profis regelmäßig nahezu ihr volles Gehalt – wegen Kurzarbeit und Corona-Profisporthilfen auch finanziert vom Steuerzahler.

Und letztlich haben auch die Fans diesen roten Teppich ausgerollt. Über 800 von ihnen haben eine Dauerkarte erworben, die ihnen wegen der Coronakrise noch kein einziges Mal Zutritt zum Stadion verschafft hat. Etliche Fans zahlten für Pappaufsteller im Stadion, andere schnappten sich Treue-Tickets.

Diese Menschen aus der Region stecken Geld und Herzblut in ihren DSC. All das tun sie, um ihren Klub zu unterstützen – und am Ende des Tages jenen Spielern ein geregeltes Einkommen zu ermöglichen, von denen sie nun so bitter enttäuscht wurden.

Keiner der sanktionierten Vier sollte je wieder das Trikot des Deggendorfer SC tragen. Offensichtlich mangelt es ihnen an charakterlichen Eigenschaften, die für Profisportler gerade in dieser Zeit unerlässlich sind: Verantwortungsbewusstsein und Vorbildhaftigkeit.