"Eiszeit" vor dem Aus
Landesligisten uneins: Vilshofen rechnet mit Saisonabbruch – andere würden gerne noch spielen

01.12.2020 | Stand 25.10.2023, 10:56 Uhr

Im Oktober standen sich der ESV Waldkirchen (schwarzes Trikot) und der ESV Vilshofen in der Landesliga gegenüber. Ob es in diesem Winter zu weiteren Duellen kommt, ist angesichts der Corona-Lage ungewiss. −Foto: Sven Kaiser

Die Eishackler im Amateurbereich müssen weiter ihre Ausrüstung zur Seite legen – Corona pfeift zum "Time out" bis mindestens 10. Januar 2021. Die Ungewissheit dehnt sich aus, die Geduld in den Vereine wird aufs Äußerste strapaziert. Wann, wie und vor allem geht es überhaupt weiter in der gerade erst begonnenen Saison?

Der Bayerische Eissport-Verband hat nach einer Videokonferenz mit Vereinsvertretern der Landesligen den verlängerten Lockdown ausgesprochen. Der bisherige Modus sei durch die Unterbrechung der Saison "ohne eine Verzerrung des Wettbewerbs nicht weiter vernünftig und darstellbar", hieß es.

In weiteren Gesprächen soll erschlossen werden, inwieweit der Spielmodus der Situation angepasst werden könne. In jedem Fall aber soll den Worten von Landesliga-Obmann Frank Butz zufolge die Auf- und Abstiegsregelung ausgesetzt werden. Ein für die Vereine möglicherweise entscheidender Punkt hinsichtlich einer Fortsetzung der Saison generell.

Ein düsteres Bild malt Matthias Rimböck, der Vorsitzende des ESC Vilshofen. "Die Tendenz bei unseren Spielern geht ohnehin Richtung Saisonabbruch. Wenn du im Januar – und ich glaube nicht, dass die Inzidenzzahlen so schnell zurückgehen – wieder beginnst, dann brauchst du mindestens zwei Wochen Vorbereitung. Für uns wird die Zeit dann zu kurz, weil wir im Frühjahr kein Eis mehr haben. Darum muss man eigentlich sagen: kein Spiel mehr, das ist das Vernünftigste."

Hinzu komme der fehlende Wettbewerbscharakter beim geplanten Aussetzen von Ab- und Aufstieg. Eine reine Freizeitrunde stehe in keiner Relation zu den Kosten. Der ESC wollte seinen Spielern, so Rimbach, zumindest die Möglichkeit zu trainieren geben. Ein Plan für die Schublade, denn: "In Ottobrunn hat man ein Freiluft-Konzept vorgelegt und dies zum Training auch genehmigt bekommen. Auch wir haben dies getan, um in kleinen Gruppen wenigstens die Kinder aufs Eis zu lassen. Der Antrag wurde vom Landratsamt ohne Begründung abgelehnt." Bei aller Enttäuschung hat der Wölfe-Chef aber Verständnis für die Ämter, die in der gegenwärtigen Situation überfordert seien.

Noch mehr als schon beim ersten Lockdown im November macht sich Rimböck in allererster Linie aber Gedanken über die Basisarbeit im Verein. "Mich belastet, dass die Kinder nicht mehr kommen", und vor allem sich diejenigen, die leistungsmäßig nicht 100-prozentig mithalten könnten, sich komplett aus dem Eishockey zurückziehen. Es tröstet kaum, dass in anderen Sportarten ein ähnliches Szenario droht. Er wünscht sich darum wie der gesamte Amateursport auch eine spürbare Unterstützung durch die Politik.

"Es gibt ja momentan weder links noch rechts. Wir müssen abwarten, ob die Runde im Januar und dann in welcher Form fortgesetzt werden kann", sagt Matthias Nickolmann, sportlicher Leiter des ESV Waldkirchen. Die Crocodiles waren mit hohem Ehrgeiz und einem großen Namen in die Vorbereitung der Landesliga 1 gestartet – Trainer Benoit Doucet (57), kanadischer und deutscher Nationalspieler sowie DEL-Stürmer in Düsseldorf, Köln und Landshut, sollte die Waldkirchner in die Bayernliga führen. Damit wird’s in dieser Saison nichts. "Wir haben aber vor den Gesprächen mit dem Verband damit gerechnet, dass es nur eine Einfachrunde geben würde", erklärt Nickolmann, mit einer Hobbyrunde freilich nicht. "Wir hatten eine Super-Stimmung und waren dann entsprechend wahnsinnig enttäuscht." Einen völligen Schlussstrich für 2019/20 wolle man aber nicht ziehen, Nickolmann: "Wir haben die Haltung, das Ganze als Vorbereitung auf die nächste Saison zu sehen". Man wolle, sofern die Stadt Waldkirchen Eis aufbereite, "den Spielern die Möglichkeit geben, zu trainieren und sich weiterzuentwickeln. Wir wären aber nicht böse, wenn jemand unter diesen Umständen nicht mehr mitmachen will". Die erste Resonanz auf den Verbandsbescheid innerhalb des Vereins bezeichnet der sportliche Leiter des ESV indessen als "cool. Viele wollen weitermachen". Einen definitiven Abschied gibt es aber: Thomas Vezina (20) ist in seine kanadische Heimat nach Kirkland geflogen. Dagegen geht Nickolmann davon aus, dass Coach Doucet bei der Stange bleibt. "Wir haben eine sehr gute Beziehung und tauschen uns regelmäßig aus. Benoit ist sehr ambitioniert und will ja etwas aufbauen und die Spieler verbessern." Sollte es anders kommen, wolle man natürlich auch dem in Ergolding bei Landshut heimateten Deutsch-Kanadier keine Steine in den Weg legen.

Eine klare Aussage macht Max Ohr, Spieler des EV Dingolfing und dort auch zuständig für Marketing & Sponsoring: "Wir spielen weiter, wenn es wieder möglich ist." Man müsse eben jetzt die Vorgaben der Bayerischen Landesregierung abwarten und dann weitersehen. Wie die Saison, nach welchem Modus, die Runde zu Ende gespielt werden soll, dazu wollte sich Ohr noch nicht äußern, in einer Verbandsumfrage sprachen sich die Isar Rats jedoch laut Ohr als einziger Verein dafür aus, dass der Auf- und Abstieg beibehalten werden sollte. − Fotos: Verein/SiglDer Artikel ist bereits am Samstag, 28. November, im Heimatsport der PNP erschienen.