Deggendorfer SC trifft auf Selber Wölfe
DSC-Goalie Deske vor Duell mit Ex-Klub: "Es ist als junger Torwart schwer, einen Platz zu finden"

18.11.2020 | Stand 18.09.2023, 22:17 Uhr

Fühlt sich gut aufgehoben: Der neue DSC-Goalie Niklas Deske trifft heute auf seinen Ex-Klub, die Selber Wölfe. −Foto: Rappel / Montage: PNP

Im Eishockey ist ein sehr guter Goalie die halbe Miete. Der Deggendorfer SC hat diese Schlüsselposition in seinem 2020er Kader neu besetzt, mit Niklas Deske. Aufgewachsen in Troisdorf (77500 Einwohner) zwischen Köln und Bonn, verleiht der 26-Jährige dem Spiel des DSC viel Ruhe und sei schon jetzt ein Leistungsträger, sagt Teammanager Stefan Liebergesell.

Vor dem am Mittwochabend (20 Uhr/SpradeTV) anstehenden Duell mit seinem Ex-Klub, den Selber Wölfen, hat die Passauer Neue Presse mit Niklas Deske gesprochen – über seinen Wechsel nach Deggendorf, Charakterstärke und einen seiner Aussage nach "typisch deutschen" Tagesablauf.

Niklas, schauen wir zum Start zweieinhalb Jahre zurück: Mit Selb verloren Sie hier in Deggendorf das vierte Playoff-Halbfinalspiel gegen den DSC. Deggendorf stieg auf, Selb war raus. Wie haben Sie die Serie in Erinnerung?
Niklas Deske: Die Saison war mein erstes Jahr in Selb, es waren also auch meine ersten Berührungspunkte mit Deggendorf. Ich hab’ relativ früh gemerkt, dass sich die Mannschaften mit sehr hohem Respekt gegenüber treten, auch die Trainer haben sich sehr geschätzt. In der Serie hatten wir dann Duelle auf Messers Schneide, die in die eine oder andere Richtung kippen konnten. Was mir in Erinnerung geblieben ist: Dass es zwei charakterstarke Mannschaften waren. Das war auch zu spüren: Wenn sich ein Spieler verletzt hat, war der Gegner auch besorgt. Das ist so nicht selbstverständlich.

In Selb blieben Sie das erste Mal mehr als zwei Jahre bei einem Verein. Zuvor hatten Sie lange versucht, in der DEL2 Fuß zu fassen. Warum hat es nicht geklappt?
Deske: Es ist als junger Torwart allgemein schwer, einen Platz zu finden, wo du das Vertrauen bekommst. Ich habe mit DEL-Verträgen angefangen, bin dann über die 2. Liga gegangen und final in der Oberliga gelandet, um dort die nötige regelmäßige Spielpraxis zu sammeln. Deshalb fühle ich mich in der Oberliga wohl, weil ich Spaß am Spielen hab’ und das Vertrauen bekomme.

Sie sind also glücklich, den Schritt zurück gemacht zu haben?
Deske: Es gibt so viele junge Talente. Da muss man die Geduld haben und auf seine Chance warten und gegebenenfalls auch mal einen Schritt zurück gehen, um persönlich zwei nach vorn machen zu können. Diese habe ich in der Oberliga zuerst in Hannover erhalten und dann auch konstant in Selb und dies hat mir als Mensch und als Torwart enorm geholfen.

Warum haben Sie sich für einen Wechsel zum DSC entschieden?
Deske: Man unterhält sich ja mit Leuten und hört nach, wie es wo läuft. Deggendorf genießt in der Szene einen sehr guten Ruf, und jetzt wo ich hier bin kann ich sagen: Das ist berechtigt. Der DSC hat ein unfassbar professionelles Umfeld, die Stadt ist schön – hier ist alles gegeben. Natürlich war es auch ein Faktor, dass ich mit Henry einen Trainer habe den ich kenne und ich auch weiß, was er von mir verlangt. Und auch Stefan Liebergesell hat seinen Teil dazu beigetragen, weil er sich auch vor der Unterschrift Zeit genommen hat und mir die Entscheidung so sehr leicht gemacht hat.

Mit den Leistungen Ihres Vorgängers im DSC-Tor, David Zabolotny, waren die DSC-Fans nicht so glücklich. Verspüren Sie dadurch mehr Druck?
Deske: Das war mir bisher nicht bekannt, ich werde darüber auch nicht urteilen. Druck sollte man eigentlich immer verspüren. Das ist dann aber nicht der Druck der Fans, sondern der Druck, den jeder Sportler verspüren sollte, weil niemand gern verliert.

Die Fans haben bisher nur ein Spiel von Ihnen sehen können, seitdem herrscht wieder ein Zuschauerverbot.
Deske: Als Spieler merke ich enorm, dass sie fehlen: Wenn sie da sind, kommen die Emotionen von oben gleich aufs Eis, man ist sofort da. Ohne Fans dauert das ein bisschen länger, bis man ins Spiel findet.

Hat das für einen Goalie nicht auch Vorteile, wenn es leiser ist?
Deske: In der Kommunikation mit meinen Verteidigern hilft mir das schon, ja. Trotzdem hoffe ich, dass wir alle zusammen wieder Spiele vor Fans erleben.

Was brauchen Sie, um Ihre beste Leistung zu zeigen?
Deske: Ich bin der Meinung, dass das Training immer in die Spiele übergeht: Nur wer gut trainiert, kann auch gut spielen. Und ich bin sehr diszipliniert und strukturiert: Mein Spieltag sieht immer gleich aus, der Tagesablauf ist dann an die Spielzeit angepasst.

Wie sieht Ihr Mittwoch dann aus, wenn Sie mit dem DSC um 20 Uhr auf Ihren Ex-Klub Selb treffen?
Deske: Ich werde um halb Acht aufstehen und um 9 frühstücken. Um 10 Uhr gehe ich in die Halle und mache eine Art Stretch-Workout. Um 14 Uhr gibt’s dann Mittagessen, um 15 Uhr gibt’s nochnmal ein kleines Schläfchen – und bevor ich um 17.30 Uhr in die Halle fahre, esse ich um 16.30 Uhr nochmal. Das ist schon ein bisschen typisch deutsch strukturiert und durchgeplant (lacht).

Das Gespräch führte Sebastian Lippert.