Kommentar zum ersten Heimspiel des Deggendorfer SC seit März: Jetzt sind die Fans am Zug

09.10.2020 | Stand 18.09.2023, 22:16 Uhr

−Foto: Rappel (Archiv)

1541 Menschen haben eines gemeinsam: Als der Deggendorfer SC die EV Lindau Islanders am 6. März 2020 mit 5:3 niederrang, waren sie als Zuschauer zu Gast im Eisstadion an der Trat. Das Meisterrunden-Duell der Oberliga Süd war durch den folgenden Saisonabbruch das bisher letzte Heimspiel. Am heutigen Freitag um 20 Uhr, über sieben Monate später, wird erstmals wieder Eishockey gespielt in Deggendorf. Gegner ist Zweitligist Crimmitschau. Der Vergleich am Sonntag endete mit 4:3 für die Eispiraten.

Der Verein hat seine Hausaufgaben gemacht. Es wurden 1,5 Kilometer Klebeband verlegt, um alle freien Plätze zu markieren, es existiert ein Einbahnstraßensystem, das Stadion ist in drei Blöcke mit je drei Sektoren unterteilt und die Zuschauer wissen vorab, wann sie kommen und wo sie sitzen oder stehen. Der Klub rechnet mit mindestens 900 Zuschauern. Damit es nicht das vorerst letzte Mal bleibt, sind Klubs wie der DSC auf die Solidarität der Zuschauer angewiesen, schreibt unser Redakteur Sebastian Lippert in einem Kommentar:

"Sie hatten zwischenzeitlich schon das Ende der Existenz des Deggendorfer SC angemahnt, dennoch weiter gekämpft und in den letzten 72 Stunden bis weit nach Mitternacht geackert: Seit Monaten arbeitet der DSC darauf hin, dass trotz der Corona-Pandemie Eishockey gespielt werden kann in Deggendorf; nicht zu vergessen auch die Mitarbeiter der Stadt Deggendorf und des örtlichen Gesundheitsamtes. Dass es heute Abend also so weit ist und wieder gespielt wird – erstmals seit sieben Monaten, erstmals mit Hygienekonzept – ist ein Teilerfolg. Damit es nicht das letzte Mal und die Chance auf Oberligaeishockey am Leben bleibt, ist der Verein unbedingt auf die Solidarität der Zuschauer angewiesen.

Denn, nicht zu vergessen: Der deutsche Profisport steht noch immer unter Bewährung, die Behörden werfen nicht nur ein wachsames Auge darauf. Es hilft also weder dem DSC noch seinen Fans, wenn beim ersten Probelauf – nicht nur in der Bildsprache – alle entgegen der Einbahnstraße laufen, weil der Weg kürzer und ergo gemütlicher ist. Mit markierten Wegen, getrennten Blöcken und Sektoren sowie unterschiedlichen Einlasszeiten wurde alles bereitet, um ein Stadionerlebnis zu schaffen, das dem gewohnten im besten Fall nahekommt.

So wie im März, als an die 1500 aus dem Stadion das übliche Tollhaus an der Trat machten, wird es vorerst nicht werden. Die Pandemie verlangt Opfer ab, große wie kleine. Dass sich fürs erste Testspiel an die 900 Zuschauer angekündigt haben, ist auch ein Zeichen gegenseitigen Vertrauens. Es kann nur im Sinne beider Parteien sein, das nicht aufs Spiel zu setzen."