"Hört uns oder verliert uns": Drastischer Hilferuf aller Eishockey-Oberligisten

06.09.2020 | Stand 18.09.2023, 22:15 Uhr

−Foto: Oberliga Süd / Nord

Unter dem Titel "Es ist fünf vor 12" haben die deutschen Eishockey-Oberligisten aus Nord- und Süd-Staffel einen Offenen Brief an die Politik verfasst. Man fühlt sich im Stich gelassen, fordert Finanzhilfe und nennt die Konsequenzen, falls die Uhr 12 schlägt.

"26 Eishockey-Drittligisten stehen vor dem Aus und damit ca. 1400 Mitarbeiter der Vereine vor einer ungewissen beruflichen Zukunft. Ebenso wird der Nachwuchssport mit über 6000 Kindern ein Ende finden, wenn die Interessen und Nöte des Sports politisch weiterhin nicht hinreichend berücksichtigt werden", heißt es in dem Schreiben, dem es an Deutlichkeit nicht fehlt.

Die Oberligisten fühlen sich stiefmütterlich behandelt und wollen dem Profisport zugeordnet werden. Um das Anliegen zu untermauern, sammelten die Vereine in den vergangenen Wochen allerhand Zahlen zusammen. Die sind beeindruckend:
– Pro Saison besuchen etwa 750000 Zuschauer die Spiele im Stadion.
– Die Ligen zusammen (ohne Krefeld) machten in der letzten vollständigen Saison einen Gesamtumsatz von 25,19 Millionen Euro.
– 1406 Mitarbeiter sind beschäftigt.
– 6410 Kinder spielen im Nachwuchsbereich. 348 der aktuell aktiven Oberliga-Profis stammen aus jenen Nachwuchs-Mannschaften.
– Die Kommunen (ohne Krefeld) verlieren durch wegfallen Stadionmieten 2,67 Millionen Euro.
– Zulieferer müssen mit einem Umsatzverlust von über 9 Millionen Euro rechnen (ohne Krefeld), falls die Saison ausfällt.

Dem fügen die Klubs an: "Unverständlich bleibt bis zum heutigen Tag, warum die Vereine der Eishockey-Oberligen bei diesen Zahlen nicht in das 200-Millionen-Euro-Hilfspaket des Bundes für den Profisport aufgenommen wurden. Fußballvereine der 3. Liga, die unter ähnlichen Rahmenbedingungen arbeiten, dagegen schon." Thematisiert wird die angekündigte Millionen-Förderung durch Team-Sport Deutschland. Erst am Sonntag hatten 31 im Zusammenschluss "Team-Sport Bayern" organisierte Verbände eine Resolution verabschiedet.

Die Oberligisten malen ein düsteres Bild für die Zukunft, falls sich nichts ändern sollte: "Ohne Zuschauer und ohne verbindliche Zusagen für finanzielle Unterstützungen ist ein Spielbetrieb in der unmittelbar bevorstehenden Saison 2020/21 nicht möglich. Das Fehlen der Einnahmen aus dem Oberligaspielbetrieb würde auch zwangsweise das Ende des Nachwuchs-Eishockeysports an den Standorten bedeuten", heißt es in dem Schreiben, welches an die Medien ging.

Die Vereine stellen klare Forderungen auf:
•Die EU-Beihilferichtlinie muss an Rahmenbedingungen des Sports angepasst werden
•Finanzielle Einbußen durch fehlende Zuschauer müssen ausgeglichen werden
•Hygienekonzepte müssen tatsächlich durch die zuständigen Behörden geprüft und dürfen nicht mehr pauschal abgelehnt werden
•Die Entscheidungen seitens der Politik müssen den Vereinen dringend zeitnah vorliegen

Der Puck liege laut den Oberliga-Klubs nun bei der Politik. "Sie muss entscheiden, ob sie das Eishockey und die Vereine der Oberliga sterben lassen will oder eine Perspektive bieten kann. Die Zeit drängt, denn die 26 Teams sind auf umgehende Entscheidungen dringend angewiesen." Am 14. September will das Kabinett über den Sport sprechen.

− sli / pm