Bayerwald-Goalie Patrick Berger: In Landshut vergrault, in Regensburg Hoffnungsträger

28.06.2020 | Stand 18.09.2023, 22:14 Uhr

Durfte sich schon in Regensburg auszeichnen: Seit November war Patrick Berger mit Förderlizenz bei den Eisbären zwischen den Pfosten. −F.: Rappel

Schon in der abgelaufenen Saison war Eishockey-Goalie Patrick Berger (22) vom EV Landshut an die Eisbären Regensburg ausgeliehen. Nun hat der Bayerwäldler aus Regen fest für zwei Jahre in der Oberpfalz unterschrieben. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum der Weg von der DEL2 in die Oberliga zunächst wie ein Rückschritt aussieht, aber keiner ist.

Wenn die Corona-Krise einmal vorbei ist, wird Patrick Berger (22) immer wieder diese Notizen herausholen. Tipps, Weisheiten, Erfahrungswerte. Er hat sie in den vergangenen Wochen gesammelt. "Ich schreibe mir alles auf, was Dimitri mir so erzählt", sagt der Eishockeytorwart aus Regen. Dimitri heißt mit Nachnamen Pätzold und ist einer der erfahrensten Goalies dieses Landes. Er war fast 15 Jahre DEL-Torwart, spielte in der NHL, war Nationalspieler - und zuletzt Bergers Kontaktperson. Erst trainierten sie unter freiem Himmel zusammen, mittlerweile auch wieder im Kraftraum. "Wir verstehen uns super. Ich kann sehr viel von ihm lernen", sagt der Bayerwäldler, der einmal dorthin will, wo Pätzold bis vor kurzem war. In die Deutsche Eishockey Liga. Dafür geht Berger nun einen Schritt zurück. Weg vom Zweitligisten EV Landshut, wo er mit Vorbild Pätzold einen starken Goalie vor sich hatte. Nach Regensburg, wo er in der Oberliga als Nummer eins gesetzt sein dürfte.

"Für mich ist das kein Rückschritt", sagt der Bayerwäldler. "Lieber spiele ich regelmäßig in der Oberliga als in der DEL2 meistens auf der Bank zu sitzen." Nachdem er in der Aufstiegssaison des EVL ein großer Rückhalt war, musste er in der abgelaufenen DEL2-Saison oft zuschauen, machte nur elf Saisonspiele. Während der Saison war er per Förderlizenz schon nach Regensburg ausgeliehen. "Mir hat’s dort sehr gut gefallen. Mir wurde das Vertrauen geschenkt, das ich in Landshut nicht mehr so gespürt habe." Er sei zeitweise schon enttäuscht gewesen vom Verein, bei dem er groß wurde. 2011, als 13-Jähriger wechselte er vom Deggendorfer SC in die Jugend des EVL, durchlief alle Nachwuchsmannschaften. Im Winter fühlte er sich fallen gelassen. Mittlerweile haben sich die Parteien ausgesprochen. "Da bleibt nix hängen", sagt Berger.

Bergers Ziel mit den Eisbären sind die "Top drei"

Er hat für zwei Jahre in Regensburg unterschrieben, im sehr kurzfristigen Eishockey ist das ein Langzeit-Vertrag. Er könnte von Landshut aus pendeln, eine Dreiviertelstunde ist es mit dem Auto. Aber er will seine neue Aufgabe richtig angehen. So war die größte Aufgabe der letzten Wochen nicht, das Fitnesslevel zu halten. "Ich hätte nie geglaubt, dass es so schwer wird, in Regensburg eine Wohnung zu finden", sagt Berger. Inzwischen hat er eine Bleibe gefunden, zum 1. Juli darf er einziehen. Die Stadt kennt er ja schon. "Ich fühle mich hier sehr wohl und mag die Leute."

Anfang des Jahres herrschte Aufbruchstimmung in der Donaustadt. Die Eisbären holten sich am letzten Spieltag der Meisterrunde den Titel in der Oberliga Süd und wären als heißer Kandidat auf den Aufstieg in die Playoffs gegangen. Zeitgleich spielte der EVL, Bergers Stammverein, gegen den Abstieg aus Liga 2. "Es war schon etwas surreal, wie unterschiedlich die Stimmungslage war. In Landshut Abstiegsangst, in Regensburg Euphorie." Und Berger irgendwo dazwischen.

Natürlich wollen sie in Regensburg nun das nachholen, was ihnen durch Corona genommen wurde. Doch auch bei den Eisbären ist vieles derzeit nur schwer planbar. "Unser Ziel sind die Top drei", sagt Berger. "Wir haben eine gute Mannschaft, aber man weiß natürlich nicht, wie es insgesamt weitergeht." Die Oberliga soll am 16. Oktober - etwas später als geplant - ihren Betrieb aufnehmen. Ob mit oder ohne Fans - das steht in den Sternen.

Berger hat bis dahin Zeit, sich in der Stadt einzuleben und nach einem Arbeitsplatz zu suchen, der sich mit dem Trainingsalltag vereinbaren lässt. Seine Ausbildung zum Automobilkaufmann hat er vergangenes Jahr abgeschlossen. "Es ist natürlich gerade etwas schwierig, einen Job zu finden. Ich konzentriere mich erst einmal aufs Umziehen und dann schaue ich, was sich ergibt."

Planen lässt sich gerade sowieso herzlich wenig - und eine Eishockey-Karriere schon gar nicht. Das musste auch Patrick Berger feststellen. Sein Traum von der DEL muss noch warten. "Ich bin ja noch jung. Aber es bleibt mein persönliches Ziel." Im Sport kommen diese Ziele manchmal durch einen Schritt zurück näher. Aber dazu wird ihm Trainingspartner Dimitri Pätzold schon etwas erzählt haben.