Gerüchte, Emotionen, Kritik
Das lief hinter den Kulissen: Die Rekonstruktion hektischer Transfer-Tage beim DSC

03.02.2020 | Stand 18.09.2023, 22:11 Uhr

Ihr Kader steht: Coach Dave Allison (l.) und Co. Otto Keresztes (M.). −Foto: Roland Rappel

Beim Thema Transfers kochen Emotionen hoch und die Gerüchte schießen ins Kraut: Der Deggendorfer SC hat doch kein Geld, der Rautert hat doch keine Kontakte, der Verein hat doch gar keinen Plan – und so weiter. Was ist dran? Heimatsport.de sammelte viele Informationen – und rekonstruiert eine verrückte letzte Transfer-Woche.

(Hinweis: Die vollständige Geschichte lesen Sie am Dienstag, 4. Februar, im Heimatsport Deggendorf/Freyung Ihrer Heimatzeitung oder HIER auf PNP plus.)

Das Fenster ist zu. Seit Samstag, 00.01 Uhr, steht der Playoff-Kader des Deggendorfer SC, nichts geht mehr. Die Frist für Transfers in die Eishockey-Oberliga ist ausgelaufen – und die Stimmung der Deggendorfer Fans ist nicht die beste: Sie wurden in ihren Erwartungen enttäuscht – und auch die Verantwortlichen, allen voran Sportdirektor Neville Rautert und Head Coach Dave Allison, dürften kaum vollends zufrieden sein mit dem Ergebnis.

Die Enttäuschung der Anhänger resultiert aus zweierlei und dürfte auch beim Fan-Stammtisch (12. Februar, ab 18 Uhr, Beim Krahwirt) zutage treten. Da wäre einerseits die Aussage des Vorsitzenden Artur Frank. Der kündigte nach dem späten Abgang von Christoph Gawlik (32) zu den Passau Black Hawks im Gespräch mit heimatsport.de an, nur dann zu reagieren, "wenn der Spieler uns sofort weiterhilft". Da stellt man sich einen erfahrenen Spieler vor, der mit annähernd hundertprozentiger Sicherheit liefert. Gekommen sind ein 21-Jähriger (Michael Fomin), der sich in der DEL2 nicht durchsetzen konnte, am Wochenende aber einen guten Eindruck hinterließ und ein 23-Jähriger aus Tschechiens zweiter Liga (Daniel Kruzik), der in Deutschland ein unbeschriebenes Blatt ist: Dass da kein tosender Jubel aufbrandet – verständlich. Hinzu kommt die schmerzliche Erinnerung ans Vorjahr: 2019 war der DSC ohne Neuverpflichtung in die DEL2-Playdowns gegangen und abgestiegen, nicht wenige Fans erkennen darin noch immer einen kausalen Zusammenhang.

Im Gesamteindruck ergab sich dadurch ein Bild von einem Verein, der nicht will oder nicht kann, weil a) nach dem DEL2-Abenteuer das nötige Kleingeld fehlt oder b), weil die Kontakte nicht da sind. Dazu kam, dass andere Vereine munter verpflichteten − nur Deggendorf nicht: Das war der Eindruck, den man gewinnen konnte. Nach Informationen der Heimatzeitung waren die Verantwortlichen aber sehr wohl mit zahlreichen Spielern in Gesprächen – unter anderem mit Jannik Herm (fortgeschrittene Gespräche) und DEL2-Spielern. Außerdem fragte man bei den Straubing Tigers an, wegen Vladislav Filin.

TATICEK, PINIZOTTO, JASPERS
Transfers der von einigen DSC-Anhängern in den Raum geworfenen Petr Taticek (36, aktuell Ingolstadt), Steve Pinizzotto (35, dreifacher Deutscher Meister mit München) und Jason Jaspers (38, zuletzt Wolfsburg, DEL) waren dagegen unrealistisch: Taticek wäre nicht zu finanzieren gewesen. Pinizzotto war vor wenigen Wochen bei den Hannover Scorpions zweimal durch den Medizincheck gefallen, ansonsten wäre er in der Oberliga Nord aufgetaucht und Jason Jaspers ist seit einem Jahr inaktiv. Er war nur deshalb Trainingsgast bei den Blue Devils Weiden, weil er mit deren Coach Ken Latta befreundet ist.

MONEY, MONEY ... MONEY?
Die Informationen der Heimatzeitung widersprechen damit auch den Gerüchten, wonach der DSC finanziell so knapp bei Kasse wäre, dass man sich eine Verpflichtung eines Routiniers wie Herm (97 Punkte in 240 DEL2-Spielen) nicht leisten könne. Wie man – in dem Fall gerüchteweise – hört, hat der DSC in der DEL2 zwar durchaus draufgezahlt, war währenddessen und danach allerdings recht erfolgreich in Sachen Sponsoren-Akquise. Dazu kommt auch der Absatz der Dauerkarten: Dieser war nach dem Abstieg kaum merklich eingebrochen, ein Verdienst der Fans.

OSTERBERG UND KRUZIK
Letztendlich reifte bei den Verantwortlichen der Gedanke, einen dritten Kontingentspieler zu verpflichten. Zur Erinnerung: Pro Spiel dürfen nur zwei nicht-deutsche Spieler eingesetzt werden. Die Idee kam auch, weil sich nicht genau abschätzen lässt, wie langwierig sich Kyle Osterbergs neuerliche Verletzung hinzieht. In der derzeitigen Lage wollten die Verantwortlichen wohl nicht riskieren, dass man mit nur einem (spielbereiten) Kontingentspieler in die bevorstehende Endphase der Saison geht – also liefen die Telefonleitungen mal wieder heiß – und nach der Absage eines Kanadiers sagte schließlich Daniel Kruzik zu – knapp eine Stunde vor Transferschluss.

Es war also in gewisser Weise ein Schnellschuss, aber keine Kurzschlussreaktion. Kruzik könnte, beim Blick auf seine Statistiken, ein Glücksgriff sein. Die Werte (elf Tore, 22 Vorlagen) bei einem Kellerkind der zweiten Liga Tschechiens sind vielversprechend. Zum Vergleich: Tomas Rubes, heute Lebensversicherung der Blue Devils aus Weiden, hatte vor ein paar Jahren schlechtere Werte. Förderlich ist die Verpflichtung auf jeden Fall für den Konkurrenzkampf auf den Kontingentpositionen – sofern alle drei Spieler fit sind. Ende gut, fast alles gut? Das wird sich zeigen.

Mehr dazu lesen Sie am Dienstag, 4. Februar, in Ihrer Heimatzeitung oder (ab Dienstagmorgen) HIER auf PNP plus.