"Kein Schiri – kein Spiel!": Bayerns oberster Eishockey-Ref schlägt Alarm

18.01.2020 | Stand 18.09.2023, 22:10 Uhr

"Respektiere das dritte Team!": Uli Hatz (links), Leiter der Schiedsrichter-Coaching-Gruppe des BEV, wirbt für einen faireren Umgang mit den Unparteiischen. Die Plakate sollen in möglichst allen bayerischen Eisarenen für das von Personalnot geplagte Schiedsrichterwesen werben. Im Trostberger Freiluftstadion hat sie TSV-Eishockeychef Johannes Käsmaier schon aufgehängt. −Foto: Thois

Bayern ist Eishockey-Hochburg, die Fans strömen in die Stadien und Hallen. Doch leidet der Bayerische Eissportverband (BEV) unter einem akuten Schiedsrichtermangel. In dieser Saison mussten schon ein U20-Spiel in Bayreuth und eine Landesliga-Partie in Pegnitz abgesagt werden. Und es wird immer schwieriger, die insgesamt 4370 Partien von der Bayern- bis zur Bezirksliga sowie im Nachwuchsbereich zu besetzen.

Deshalb hat der BEV die Initiative ergriffen und eine Kampagne gestartet. "No Ref, no Game – kein Schiri, kein Spiel", lautet die klare Ansage, die vor allem Spieler, Trainer und Zuschauer für ein respektvolleres Verhalten gegenüber den Unparteiischen sensibilisieren will.

Eine der treibenden Kräfte der Plakataktion ist Uli Hatz. Der Trostberger war als Eishockey-Schieds- und Linienrichter 26 Jahre lang in 1500 Spielen bis zur DEL im Einsatz. Seit der Saison 2018/19 leitet er die Schiedsrichter-Coaching-Gruppe des BEV.

"Wir müssen etwas tun", ist der 44-jährige Architekt überzeugt. Um den Nachwuchs zu mobilisieren und die Zahl von derzeit 189 Unparteiischen im BEV zu vergrößern, gehe es vor allem darum, einer bedenklichen Entwicklung entgegenzuwirken. "Die Beschimpfungen und Drohungen von Zuschauern, denen unsere Schiedsrichter ausgesetzt sind, werden immer schlimmer", berichtet Hatz. "Das ist zum Teil unterste Schublade, die Kollegen werden bis in die Kabine hinein persönlich beleidigt. Ein Schiedsrichter hat aus diesem Grund in dieser Saison seine aktive Karriere beendet." Auch, was Trainer in Pressekonferenzen von sich geben, sei oft weit unter der Gürtellinie.

Mit der Kampagne "Respektiere das dritte Team" wolle man die Schiedsrichter besser schützen und für mehr Fairplay werben. Ein Anliegen, dem kaum widersprochen werden wird. "Der Anstoß ist richtig und wichtig", sagt Christian Eder, Vorsitzender des Bayernligisten Passau Black Hawks und nimmt die Argumentation der Initiatoren gleich mit auf: "Ohne Schiris kein Spiel." Er habe, so sagt Eder, einen "Riesen-Respekt" vor jedem, der im Amateurbereich Eishockeyspiele leitet, ohne Kameraunterstützung. Und der dann, im Fall einer falschen Entscheidung, schon mal die ganze Bandbreite der Sprüche von der Tribüne abbekommt. Eder sieht "auch uns als Vereinsverantwortliche gefordert, uns da im Zaum zu halten".Mehr zum Thema in der Samstag-Ausgabe der Heimatzeitung (Sportteil)