Rottaler Rohdiamant: Wie der Eggenfeldener Tim Brunnhuber (20) die DEL verblüfft

23.10.2019 | Stand 18.09.2023, 22:07 Uhr

Senkrechtstarter: Das Tigers-Talent Tim Brunnhuber. −Foto: Stefan Ritzinger

Jochen Reimer (34) hat in der DEL schon alles erlebt. Ein Routinier, über 400 Spiele, Torhüter des Jahres. An diesem Sonntagnachmittag ist aber sogar der "Joker" überrascht: Da sprintet in der vierten Reihe des Gegners ein Neuling an zwei Ingolstadt-Verteidigern vorbei, statt dem erwarteten Querpass vor Reimers Tor zielt der Stürmer rotzfrech hoch auf das kurze Ecke. Haarscharf zischt die Scheibe über Reimers Gehäuse, der Goalie blickt verwundert dem Schützen hinterher, der bereits wieder dem Puck hinterherjagt. Gestatten: Tim Brunnhuber (20) von den Straubing Tigers in seinem 13. DEL-Spiel.

Getragen von einer unglaublichen Eishockey-Euphorie im Gäuboden hat sich auch der junge Mann aus Eggenfelden (Lkr. Rottal-Inn) in den letzten Wochen einen Namen gemacht. Die Tigers mit Brunnhuber im Angriff mischen die DEL auf, schlugen zuletzt Meister Mannheim und Vizemeister München hochverdient. Platz 2 nach 13 Spielen spricht für das Team. Alle 13 Spiele, zwei Tore und zwei Assists wiederum sprechen für das Talent von Angreifer Brunnhuber. Auch beim 3:2-Sieg (nach 0:2) in Ingolstadt am Sonntag sammelte der Niederbayer Eiszeit und zielte zweimal nur knapp am nächsten Treffer vorbei. Der Blondschopf lacht nach dem Spiel, als er im Gespräch mit der Heimatzeitung auf die letzten Monate zurückblickt. "Natürlich ist diese Entwicklung etwas überraschend. Aber das Team und ich haben hart gearbeitet, die älteren Jungs machen es mir leicht und helfen mir enorm weiter."

In eine Akademie wollte er nie – er ging den langen Weg

So geschehen auch am vergangenen Donnerstag. Vor einer lautstarken Kulisse am heimischen Pulverturm fertigten Brunnhuber und die Tigers den bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter aus München mit 5:1 ab. Der Youngster selbst traf zum wichtigen 2:0 – und das gegen keinen Geringeren als Nationaltorhüter und Olympia-Held Danny aus den Birken. Zahlreiche Freunde und Bekannte verlinkten ihn auf Sozialen Netzwerken unter dem Highlight-Video. "Ein super Gefühl", meint Brunnhuber schmunzelnd, "aber einen Konter mit zwei Stürmern alleine gegen einen Torhüter sollte man halt auch verwerten." Es spricht für die unbekümmerte Art des Stürmers, der sich in der höchsten Liga wöchentlich mit gestandenen Verteidigern, darunter zahlreiche mit NHL-Erfahrung, misst.

Daran war vor zwei Jahren noch nicht zu denken. Brunnhuber, geboren in Eggenfelden, aufgewachsen in der Oberpfalz, spielte in seiner Jugend in Weiden und Regensburg. Die Akademien der großen Klubs hatten ihn nie gereizt. Über die Oberliga (Lindau und Regensburg) ging es im Vorjahr nach Ravensburg in die DEL2. "Ich wollte es einfach mal in der 2. Liga probieren. Eigentlich war geplant, dass ich ganz normal mein Abi mache, dann was mit Sport studiere und eher nebenbei ein bisschen Eishockey spiele", erzählt das Talent. Es kam anders: Brunnhuber spielte eine starke Saison mit Ravensburg (45 Spiele, 13 Punkte) und feierte in seinem ersten richtigen Profijahr prompt die Meisterschaft. Über die U20-Nationalmannschaft kamen im Sommer mehrere Vereine auf ihn zu. Am Ende sagte er in Straubing zu, "weil ich hier die besten Perspektiven für mich gesehen habe. Junge Spieler erhalten hier viel Eiszeit und übernehmen schrittweise mehr Verantwortung."

Wieso auch Tigers-Sportchef Jason Dunham voll des Lobes für Brunnhuber ist, lesen Sie am Mittwoch (23. Oktober) im Sportteil Ihrer Passauer Neuen Presse.