"Getan, was getan werden musste": DSC-Coach Dave Allison im Interview – Greilinger wird Kapitän

27.09.2019 | Stand 18.09.2023, 22:06 Uhr
Roland Rappel

Ihm gefällt es in Deggendorf: Dave Allison hat sich in seiner neuen Heimat schon gut eingelebt. −Foto: Rappel

Mit Dave Allison hat der Deggendorfer SC ein in Deutschland völlig unbeschriebenes Blatt auf der Trainer-Position verpflichtet. Der 60 Jahre alte Kanadier hat in seiner Karriere schon viel erlebt, stand drei Mal in der NHL, der besten Liga der Welt, auf dem Eis und hat zahlreiche hochklassige Klubs in Nordamerika trainiert. Heimatsport.de hat sich vor dem Saisonstart (Freitag, 20 Uhr gegen die Eisbären Regensburg) mit dem Neu-Trainer unterhalten.

Dave Allison, wie verlief Ihre Karriere als Spieler und Trainer?
Dave Allison: Ich komme aus einer Sportfamilie. Nach dem Highschool-Hockey war ich in der Quebec-League, danach habe ich als Free Agent bei den Montreal Canadiens unterschrieben und für viele Jahre in der Organisation gespielt, vor allem in der AHL. Ein paar NHL-Spiele habe ich auch, aber mein Bruder Mike war zehn Jahre in der NHL.

Sie hatten knapp 3500 Strafminuten in Ihrer Karriere. Waren Sie ein harter Verteidiger?
Allison: Wissen Sie, ich mochte meine Teamkameraden. Ich habe getan, was getan werden musste, um erfolgreich zu sein.

Direkt nach Ihrer Spielerkarriere sind Sie ins Trainergeschäft eingestiegen.
Allison: Ich war zunächst spielender Co-Trainer für drei Jahre, weil ich immer wusste, dass ich Trainer werden will. Ich habe Seminare besucht und mich weitergebildet. Als ich die Möglichkeit bekommen habe, war der Übergang für mich einfach. Es war viel einfacher, einen Job zu finden, wenn man schon ins Trainergeschäft eingestiegen ist.

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Dazwischen waren Sie Scout?
Allison: Ich habe für die Pittsburgh Penguins gescoutet und war im ,Player Development‘ für die Colorado Avalanche. Ich habe in Des Moines (Iowa) gelebt, ich wollte nicht mit der Familie umherziehen. Ich hatte das Glück, bei Ray Shero (damaliger Coach in Pittsburg, d. Red.) in das Scouting zu kommen und bei Francois Giguere (General Manager in Colorado) ins Player Development. Zuletzt habe ich aber in Des Moines Junioren-Hockey gecoacht.

Sie haben sicherlich zahlreiche Talente in Ihrer Karriere gesehen, oder?
Allison: Ja, definitiv, wir haben die College Free Agents, also die Endjahrgänge im Nachwuchs, beobachtet. Wir hatten viele Spieler im Blick, die am Ende in der DEL oder der DEL2 gelandet sind. Ich hatte einen guten Blick auf die Talente. Auch in Europa gibt es immer mehr professionelle Scouts, die aus Nordamerika herüber kommen, um Talente wie Dominik Kahun oder Moritz Seider aus Mannheim zu beobachten.

In Ihrer Karriere haben Sie sicher auch mit vielen unterschiedlichen Charakteren und Altersgruppen gearbeitet. Worauf kommt es dabei besonders an?
Allison: Deine Top-Spieler müssen diejenigen sein, die am härtesten arbeiten, dann ist es einfach. Es gibt auch einige Sachen, über die gibt es nichts zu diskutieren. Pünktlichkeit, dass man mit den anderen so umgeht, wie man es von sich selbst erwartet, oder dass man mit Stolz hierher kommt. Das müssen alle verstanden haben.

Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung des DSC?
Allison: Es gibt vier Phasen in der Vorbereitung, wenn man in eine neue Gruppe kommt. Forming, Storming, Conforming, Performing. Wir trafen vor fünf Wochen zusammen, haben dann ungefähr vier Wochen unseren Weg erarbeitet, und wie wir ihn erreichen wollen (Storming, Anm. d. Red.). Jeder versteht, dass wir gemeinsam besser sind. Wir haben eine gute Gruppe von Spielern und wollen zusammen besser werden, vor allem im Training. Wir haben uns schließlich einen Teamsport ausgesucht. Die Jungs gehen konform, wie ich, wie wir alle denken, wie wir erfolgreich sein können. Wir müssen einfach weitermachen.

Gibt es auch ein, zwei Dinge, die noch verbessert werden müssen?
Allison: Wir müssen noch mehr am Puck-Management arbeiten. Der Puck soll bei uns bleiben, wir wollen ihn nicht abgeben. Wir wollen ein Team sein, bei dem sich jeder auf den Spieler mit dem Puck verlassen kann. Wenn wir ihn nicht haben, dann wollen wir dem Gegner auch nichts geben. An unserem Defensivspiel wollen wir auch noch arbeiten. Aber all’ diese Sachen haben wir in den letzten Wochen schon verbessert. Letztlich kommt es auf drei Dinge an: Puck erobern, Puck sichern, angreifen.

Im Kader sind rund zehn neue Spieler. Ist es da normal, dass es eine Zeit dauert, bis sich alles einspielt?
Allison: Ich denke, die Chemie auf dem Eis kommt ganz von alleine, weil wir gute Leute haben. Aber für mich sind es 22 neue Spieler (lacht), für mich sind alle neu. Es spielt keine Rolle, was in der Vergangenheit war, weder für mich noch für die Spieler. Es zählt, was man jetzt macht und wie man die Zukunft gestaltet. Wir haben ein gutes Team und gute Einzelspieler in der Mannschaft. Aber wir spielen Mannschaftssport, sind nicht bei Badminton oder Schwimmen. Das ist ein Team, und es funktioniert nur gemeinsam.

Bleiben die Reihen so zusammen, wie Sie diese vergangenes Wochenende aufgeboten haben?
Allison: Wir werden mit den Spielern spielen, die uns helfen zu gewinnen. Die jungen Spieler wie David Seidl, Marlon Wolf, Johannes Brunner oder Stephane Döring sind sehr wichtig für uns. Sie werden immer besser, sie sind hungrig. Wenn sie jemanden überholen, dann ist es exzellent. Es ist ein Konkurrenzkampf, und der wird es immer bleiben.

Wer wird in der neuen Saison das Kapitänsamt bekleiden?
Allison: Neuer Kapitän wird Thomas Greilinger. Wir haben vier Assistenten: Marcel Pfänder, René Röthke, Andrew Schembri und Curtis Leinweber. Das war eine Entscheidung innerhalb der Mannschaft, ich finde es ist eine sehr gute Wahl.

Wer wird gegen Regensburg im Tor stehen?
Allison: David Zabolotny.

Eine letzte Frage: Wie gefällt es Ihnen in Deggendorf? Und planen Sie, länger hier zu bleiben?
Allison: Hier ist es super. Die Fans, das Stadion, die Stadt, die Organisation, meine Kollegen, alles ist bestens, und für mich war es genau der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Am liebsten möchte ich meine Karriere hier beenden.