Regener Rückhalt: Patrick Berger (21) und sein steiler Aufstieg mit dem EV Landshut

05.09.2019 | Stand 18.09.2023, 22:06 Uhr

Aufstiegs-Goalie: Der Regener Patrick Berger hatte großen Anteil an der Oberliga-Meisterschaft des EV Landshut. −Foto: Holger John/imago

Es muss schon ein bisschen beängstigend sein, wenn man ein Dutzend Eishockey-Spieler in voller Montur auf sich zulaufen sieht. Beängstigend? "Es war ein sensationeller Moment", sagt Patrick Berger (21). Nun muss man dazu sagen: Der gebürtige Regener ist Eishockey-Torwart und entsprechend gewohnt, wenn Horden schlittschuhlaufender Muskelberge auf ihn einstürzen. Und außerdem war es ja auch ein Sturm der Dankbarkeit an diesem 30. April. Der EV Landshut hatte gerade mit einem 4:2 bei den Tilburg Trappers die Oberliga-Meisterschaft klargemacht. Die Spieler rissen sich die Helme vom Kopf, warfen ihre Stöcke in die Luft und begruben Goalie Berger unter sich. "Er war einer der Erfolgsgaranten auf unserem Weg zur Meisterschaft", sagte Geschäftsführer Ralf Hantschke hinterher.

Gut vier Monate später hat der Aufstiegsheld im Tor des EV Landshut den größten Erfolg seiner jungen Karriere abgehakt. "Es herrscht eine riesige Vorfreude", sagt der Bayerwäldler. Der EVL ist vier Jahre nach dem Zwangsabstieg in die Oberliga zurück in der DEL2 – und Berger hat daran großen Anteil. Er machte 41 Hauptrunden- und 15 Playoff-Spiele, kassierte dabei im Schnitt nur etwas mehr als zwei Tore pro Partie. Wenn die Landshuter am Freitag, 13. September (19.30 Uhr), bei den Dresdner Eislöwen in die Saison starten, wird Berger wieder das Tor hüten. Im Sommer hat er seinen Vertrag beim EVL bis 2020 verlängert. "In der Stadt gibt’s eine Euphorie", erzählt er.

Bis zum ersten DEL2-Heimspiel seit fünfeinhalb Jahren muss man sich in Landshut aber noch gedulden. Das Eisstadion wird noch bis Mitte Oktober renoviert. Bis dahin: nur Auswärtsspiele und Training im 25 Autominuten entfernten Moosburg. "Das ist natürlich nicht optimal", findet Berger. Trotzdem: Am ehemaligen Erstliga-Standort kann man den Liga-Start kaum erwarten. Prinzipiell geht es da auch Berger so, aber: "Ich hatte über den Sommer vielleicht zwei Tage frei." Er hatte nach den langen Playoffs einiges aufzuholen. Berger hat seine Ausbildung zum Automobilkaufmann abgeschlossen und "Stunden reinarbeiten müssen", wie er sagt. Sein Arbeitgeber hatte ihn für die Zeit der Playoffs freigestellt.

Nach der Ausbildung hat er nun erstmal keinen Arbeitsvertrag unterschrieben: "Ich wollte mich voll auf die Vorbereitung konzentrieren." Und die lief gut: 6:2 gegen die Eisbären Regensburg, das 4:5 gegen Liga-Auftaktgegner Dresden war zu verschmerzen. Am Wochenende reiste der EVL-Tross nach Schottland – zu zwei Tests gegen den britischen Erstliga-Klub Fife Flyers. Das Team von Trainer Axel Kammerer verlor das erste Spiel 2:3 nach Verlängerung und gewann das zweite 4:2.

Was ist also drin für den Aufsteiger in der DEL2? "Das Ziel sind die Playoffs, aber erstmal müssen wir schauen, die Liga zu halten", sagt Berger. Man ist demütig geworden in Landshut nach dem wirtschaftlichen Kollaps 2015. Der EVL stieg aus der DEL2 ab, zeitweise war unklar, ob das Eishockey in der Isarstadt überhaupt eine Zukunft hat. Nun steht der Traditionsverein auf festen Säulen. Man setzt lieber auf Dutzende Klein- und Großsponsoren statt auf einen großen Geldgeber.

Patrick Berger hat den Fall und Aufstieg des EVL miterlebt. Schon 2011, als 13-Jähriger, wechselte er vom Deggendorfer SC nach Landshut. Das Talent hat er von Vater Stephan geerbt. Er stand beim ERC Regen fast 20 Jahre zwischen den Pfosten. "Er hat mir das Schlittschuhfahren beigebracht", sagt Sohn Patrick.

Talent war das eine, der Rest harte Arbeit. Nur: Wie viele seiner Paraden steuert ein Eishockey-Tormann eigentlich bewusst und wie viele sind Reflexe? "Das Stellungsspiel macht extrem viel aus", sagt Berger. Schüsse auf Höhe der Bully-Kreise und dahinter seien "reine Physik". Und davor? "Im Slot ist es Instinkt." Und jahrelange Erfahrung. Die will Berger beim EVL sammeln – um dann irgendwann eine Etage höher zu spielen: "Ich will den Schritt in die DEL schaffen", sagt er. Erstmal freut er sich aber auf seine erste Saison in der DEL2 – aber nicht uneingeschränkt: "Schade, dass der DSC abgestiegen ist, das wären schöne Auswärtsfahrten und Derbys geworden."