"Es geht ums Herz, um Kampf, Glauben und Willen": DSC-Topscorer Gibbons im Interview

15.03.2019 | Stand 18.09.2023, 22:04 Uhr

86 Kilo Selbstvertrauen: Kyle Gibbons ist mit 25 Toren und 35 Assists der Topscorer des Deggendorfer SC in der DEL2. Auf ihm ruhen große Hoffnungen in der anstehenden Playdown-Runde. −Foto: imago/masterpress

Kyle Gibbons kann manche Dinge sehr gut, und manche kann er nicht so gut: Seine Körpergröße von Fuß (6'1") in Zentimeter (185) umrechnen zum Beispiel, oder Bayerisch verstehen, auch wenn das besser wird. Was der Rechtsschütze bestens beherrscht, ist sein Handwerk: Tore machen, Assists liefern.

Deshalb ruhen zum Start in die Playdowns am Freitagabend bei den Bayreuth Tigers (Bully: 20 Uhr / live auf sprade.tv) große Hoffnungen auf dem 27 Jahre alten Nordamerikaner aus Westlake, Ohio. Mit 25 Toren und 35 Assists war Gibby der Topscorer in der zurückliegenden Hauptrunde, die Deggendorf als Tabellenletzter abschloss. Gewinnt der DSC vier Spiele der Best-of-7-Serie gegen Bayreuth, ist der Klassenerhalt in der DEL2 sicher.

Vor dem Start sprach heimatsport.de mit Kyle Gibbons – über Druck, Vorfreude und warum die Fans eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Herr Gibbons, sind Sie bereit für die Playdowns?
Kyle Gibbons: Es wird Zeit, dass es jetzt losgeht! Die Woche Pause war mir nicht recht, weil wir gegen Heilbronn und Frankfurt gut gespielt haben. Naja, aber so hatte immerhin jeder Zeit, gesund zu werden, wir brauchen jeden Mann. Ich fühle mich richtig gut.

Schon aufgeregt?
Gibbons: Ja, schon! Ich weiß ja nicht, wie Playdown-Hockey ist, aber was ich gehört habe, muss das echt verrückt sein.

Was ist wichtiger in solchen Spielen: Qualität oder Überzeugung?
Gibbons: Es ist am wichtigsten, ans Team zu glauben und an deien Mitspieler. Wenn du in der Kabine sitzt und den anderen in den Augen schaust, musst du wissen: Okay, der geht jetzt raus und macht seinen Job! Fehler passieren immer, das liegt in der Natur der Sache. Playoff-Hockey ist nicht schön, es ist intensiv. Wenn der Buzzer nach der 60. Spielminute ertönt und du ein Tor vorn bist, gewinnst du, nur das ist wichtig. Es geht ums Herz, um den Kampf, um den Glauben und um den Willen – das alles brauchen wir. Erst dann können wir unsere Fähigkeiten auf dem Eis zeigen.

Wie wichtig ist die Atmosphäre im Stadion beim ersten Heimspiel am Sonntag?
Gibbons: Der Einfluss der Fans wird riesig sein! Sie waren das ganze Jahr über super zu uns. Es gab ja Spiele, da haben wir ihnen wirklich keinen Grund gegeben, sie selbst zu sein. Letztlich kommt es also auf uns Spieler an. Wir müssen dafür sorgen, dass sie gehyped werden. Aber genauso ist es wichtig für uns sie zu hören, wenn wir mal nicht gut spielen: Manchmal ist es frustrierend, wenn die Dinge nicht nach unserem Plan laufen. Wenn es im Stadion aber trotzdem laut ist, gibt uns das einen extra Push, das ist genau das, was wir brauchen!

Verstärkt sich diese Wirkung in solchen K.o.-Spielen?

Gibbons: Ich weiß nicht genau, wie groß der Druck für uns Spieler auf dem Eis wird – aber ich glaube, er wird verdammt groß. Das ist der Grund, warum unsere Fans so wichtig werden. Es tut uns gut, sie hinter uns zu wissen, wenn wir ein Tor vorn oder zurück liegen.

Kim Collins ist jetzt der dritte Trainer in dieser Saison. Wenn der DSC die Liga hält, muss man sagen: Alles richtig gemacht. Oder nicht?
Gibbons: In meiner ganzen Karriere hatte ich nie miterlebt, dass der Trainer meiner Mannschaft gefeuert wurde. Manchmal hat man davor so ein Gefühl, dass es eng werden könnte, da denkt man dann: Okay, entweder wir kriegen das jetzt hin oder jemand verliert seinen Job. Zu oft vergessen die Leute, wie sehr sich der Sport auf das Leben eines Menschen auswirkt. Profi-Eishockey ist nicht nur Sport allein. Als Spieler darfst du aber nicht lange darüber nachdenken, es ist ein Job. Aber am Ende des Tages hat es funktioniert, ja. Keiner wird Fragen stellen, wenn wir die Liga halten. Du musst den Job erledigen, und wenn du das nicht schaffst, kommt jemand anders und macht es. So ist das Geschäft.

Das kennen Sie aus Amerika ja nur zu gut.
Gibbons: Ja, das stimmt. In manchen Ligen in der USA verlängert sich dein Vertrag eine ganze Saison lang bloß Woche für Woche. Wenn du nicht gut spielst, kann dein Team den Vertrag jederzeit ohne eine Abfindung kündigen und du musst einen neuen Job finden. Da kann es sein, dass du bei einem Team bist und nach drei Wochen gegen diese Mannschaft spielst.

Was Kyle Gibbons über Gegner Bayreuth denkt, welche Stärken sein Spiel ausmachen, wie in der DEL2 verteidigt wird und wie die Vertragsverhandlungen mit dem Deggendorfer SC laufen, all das lesen Sie exklusiv in der Freitagsausgabe Ihrer Heimatzeitung, Sport.