Starke Atmosphäre, schwaches Überzahlspiel: Die große DSC-Saisonbilanz vor den Playdowns

10.03.2019 | Stand 18.09.2023, 22:04 Uhr
Roland Rappel

Im Schnitt verfolgen 1962 Zuschauer die Heimspiele des Deggendorfer SC. Der Begeisterung über DEL2-Eishockey in der Donaustadt tut auch Platz 14 nach der Hauptrunde keinen Abbruch. Die Vorfreude auf die Playdown-Runde gegen Bayreuth ist riesig. −Foto: Roland Rappel

Die Hauptrunde der DEL2 ist beendet, für den Deggendorfer SC geht es in den nächsten maximal 14 Spielen nun um den Klassenerhalt. In bis zu zwei Best-of-7-Serien muss der DSC also zumindest eine Serie mit vier Siegen gewinnen, um in der nächsten Saison weiter in der DEL2 antreten zu können. Auftakt ist am kommenden Freitag, 15. März, bei den Bayreuth Tigers. heimatsport.de blickt zurück auf die erste Hauptrunde des Deggendorfer SC in der DEL2.

Trotz des letzten Tabellenplatzes, den man schlussendlich mit knappem Rückstand belegt, war die erste Saison in der zweithöchsten deutschen Eishockeyliga eine Spielzeit mit hochklassigem Sport sowohl im Deggendorfer Eisstadion, aber auch in den auswärtigen Hallen. Ebenso gab es Enttäuschungen, mit denen der DSC als Aufsteiger von vornherein rechnen musste.

Zu den größten Highlights vor eigenem Publikum dürften beide Partien gegen Crimmitschau zählen (6:5 n.V. und Sonderzugspiel), aber auch die zwei "zu Null"-Siege gegen Bietigheim und Weißwasser. Auswärts blieb vor allem der 4:1-Erfolg bei Vorrundenmeister Frankfurt im Gedächtnis, aber auch beide Partien gegen Bayreuth (7:0, 7:6 nach 0:4-Rückstand). Aus dem Stadion geschossen wurde die DSC-Mannschaft auch, aber nur selten: in Kaufbeuren beim 2:9 oder in Heilbronn (1:9), zu Hause gegen die Steelers (1:9) oder Ravensburg (2:7). Die meisten Partien konnten lange Zeit eng gestaltet werden oder man sah zumindest nicht immer wie der klar und deutlich unterlegene Aufsteiger aus.

Im Schnitt verfolgten 1962 Zuschauer die Heimspiele und brachten eine tolle Atmosphäre in die Halle. Auch das ist ein sensationeller Wert, wenn man zurückblickt, wie viele Besucher noch vor einigen Jahren das Eisstadion aufsuchten – 2015 waren es im Schnitt knapp 1000 Zuschauer. Auch die Livestreams boten nach Angaben des Clubs eine gute Zuschauerzahl, sodass viel Werbung für die Stadt Deggendorf in weiten Teilen Deutschlands gemacht wurde.

Dass es am Ende nur zum letzten Platz mit 54 Punkten gereicht hat, liegt auch an der enormen Ausgeglichenheit der Liga. Letzte Saison hätten diese Punkte zum Heimrecht in den Playdowns gereicht. Das hilft freilich alles nichts: Ab kommendem Wochenende wird sich zeigen, ob die Mannschaft des DSC die Klasse hat, um den Ligaerhalt zu schaffen. Aus diversen Gründen darf der DSC optimistisch sein, dass man gegen Lieblingsgegner Bayreuth (vier Hauptrundensiege) zu vier Siegen in der Lage ist.

Die größten Baustellen in der Hauptrunde waren mit Sicherheit die Special Teams: Die Überzahlquote lag bei 13,3 Prozent, das ist der mit Abstand schlechteste Wert der Liga, nur 32 Treffer gelangen den Niederbayern in numerischer Überlegenheit. Nicht viel besser war das Spiel in Unterzahl. Mit knapp 75 Prozent Quote fing man sich 75 Gegentore ein.

Zumindest Letzteres hat sich in den letzten Wochen gesteigert. Seit der Übernahme des Trainings durch Kim Collins, und auch schon zuvor unter Otto Keresztes, ging der Gegentorschnitt immer weiter nach unten. In den acht Spielen, seit Collins an der Bande steht, kassierte Deggendorf 3,5 Treffer im Schnitt. Zuvor lag das Mittel bei 4,13.

Gerade zum Saisonstart dauerte es einige Wochen, bis sich die Mannschaft an das höhere Niveau anpassen konnte. Die Unterschiede zur Oberliga sind eklatant, das haben nicht nur die Zuschauer schnell erkennen können. Während eine Klasse tiefer auch mal ruhigere Spiele dabei sind, geht es in der DEL2 in jedem Spiel nur mit Vollgas über 60 Minuten. Nur wenige im DSC-Kader konnten bislang Erfahrung auf diesem hohen Niveau vorweisen, entsprechend musste man sich erst umstellen.

Das betraf auch Ex-Trainer John Sicinski. Auch ihm fehlte die nötige Erfahrung in der DEL2. Vorstand Artur Frank zog daher Anfang Januar die Notbremse, als er keine Weiterentwicklung und obendrein das Ziel Klassenerhalt in Gefahr sah. Er beurlaubte schließlich den Aufstiegstrainer, später einigte man sich auf die Vertragsauflösung. Ruhe kehrte durch den Wechsel nicht ein, auch wenn Otto Keresztes die Mannschaft defensiv stabilisierte.

Seit Kim Collins aber an der Bande steht, wird eine echte Weiterentwicklung langsam sichtbar. Defensiv steht der DSC besser, vergisst aber nicht, selbst Tore zu schießen. Eine Woche kann man sich nun noch auf die Playdowns vorbereiten. Die Brust sollte breit sein, dafür hat man sich in den letzten Partien nochmal Selbstvertrauen geholt. Vier Siege in einer Serie braucht man, nicht mehr und nicht weniger.