Eine unglaubliche Karriere: DEL-Star Thomas Greilinger – warum seine Zukunft in Deggendorf liegt

11.12.2018 | Stand 18.09.2023, 22:02 Uhr

Von Ingolstadt zurück in die Heimat: Thomas Greilinger. −Foto: imago

Dieses Weihnachtsgeschenk wird die Fans des Deggendorfer SC ganz besonders freuen: DEL-Star Thomas Greilinger, 37, wird ab der neuen Saison wieder für die Niederbayern auflaufen. Der Stürmer des ERC Ingolstadt wechselt nach dieser Spielzeit zurück zu seinem Heimatverein. Die Oberbayern haben den Wechsel zum Sommer bestätigt. Bei Deggendorf will Greilinger seine große Karriere beenden – egal ob der Verein in der DEL2 oder in der Oberliga spielt. In Deggendorf wird der Außenstürmer nicht nur mit der 1. Mannschaft aufs Eis gehen, sondern auch als Nachwuchstrainer seine herausragenden technischen Fähigkeiten an die nächste Generation weitergeben.

Der 37-Jährige sagte: "Ich bin nicht mehr der Jüngste und habe natürlich überlegt, wie die Zeit nach der Profilaufbahn einmal aussehen soll. Wir haben uns als Familie in Ingolstadt extrem wohl gefühlt, die Leute und der ERC sind uns ans Herz gewachsen. Wir sehen unsere Zukunft aber in Deggendorf, meiner Heimat. Unsere Söhne werden im kommenden Herbst eingeschult, da ist der kommende Sommer der richtige Zeitpunkt, heimzugehen." ERC-Sportdirektor Larry Mitchell äußerte Verständnis für den Schritt: "Das sind verständliche Gründe."

Für DSC-Vorstand Artur Frank hat der Wechsel aus mehreren Gründen Signalwirkung: "An der Verpflichtung darf jeder sehen, dass wir fest damit rechnen, auch in der nächsten Saison in der DEL2 zu spielen und unseren Weg, Deggendorfer Spieler zurück zu holen und in den Verein zu integrieren, konsequent weitergehen."

Gerüchte über eine mögliche Rückkehr des Edeltechnikers gab es in den letzten Jahren immer wieder. Erst im Sommer sprach die Heimatzeitung mit Greilinger darüber. "Natürlich gibt es immer Spekulationen. Aber ich habe hier einen Vertrag und fühle mich wohl. Was irgendwann mal passiert, kann man sowieso nie sagen aber natürlich habe ich im Hinterkopf, was in meiner Heimat Deggendorf passiert", lautete die Antwort. Im Sommer scheint für Thomas Greilinger nun der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein für einen neuen Lebensabschnitt – in der alten Heimat.

In Deggendorf begann Greilinger einst seine Laufbahn – und galt als größtes Talent in Eishockey-Deutschland. Bei der B-WM 1999 in Kattowitz ging sein Stern auf. Nach zahlreichen Absagen debütierte er unter dem damaligen Bundestrainer Hans Zach im Nationalteam. Dabei war Greilinger gerade einmal 18 Jahre alt und in Deggendorf nur Drittligaspieler. Dennoch brillierte er auf Anhieb.Kurz darauf gewann er dank einer Förderlizenz mit den München Barons die Meisterschaft. Greilinger, so hieß es damals, könne sogar eine Karriere in der nordamerikanischen Profiliga NHL hinlegen wie die damaligen deutschen Stars Marco Sturm und Jochen Hecht.

Daraus wurde aber nichts. Ein unsteter Lebenswandel und zahlreiche Knieverletzungen verhinderten den großen Durchbruch. Nach Stationen in Schwenningen, Nürnberg und Mannheim beendete Greilinger im Sommer 2005 vorerst seine Karriere – mit gerade einmal 24 Jahren. Nach gescheiterten Comeback-Versuchen und einem Körpergewicht von 115 Kilogramm bei 1,80 Metern Größe räumte er im Rückblick ein: "Ich habe sicherlich Fehler gemacht. Als junger Mensch sieht man einige Dinge einfach anders."

Doch Greilinger gab nicht auf. Nachdem ihm die Ärzte zunächst grünes Licht für eine Fortsetzung seiner Karriere als Amateurspieler gaben, kämpfte sich das einstige eutsche Top-Talent über die Bayerische Eishockey-Liga zurück in den Profisport. Zur Saison 2008/09 unterschrieb er einen Vertrag beim ERC Ingolstadt – dort gilt er bis heute als Publikumsliebling. Und prägte eine Ära.

2010 wurde "Greile" dann sogar als "DEL-Spieler des Jahres" geehrt und holte 2014 mit dem ERC die Meisterschaft. "Wir alle kennen ihn als fantastischen Spieler. Als gegnerischer Trainer schaute ich in Vorbereitung auf Spiele gegen Ingolstadt immer besonders intensiv Videos von Greilinger, weil er geniale Sachen macht und immer sehr torgefährlich ist", sagte Mitchell.

Vom Alter her kann der Niederbayer noch locker in Deutschlands höchster Liga mithalten. Nach 26 Spielen stehen fünf Tore und 12 Assists in seiner Bilanz. "Greilinger ist ein großartiger Spieler. Er kann jederzeit ein Spiel entscheiden und hilft unseren jüngeren Spielern ungemein", lobte ERC-Coach Doug Shedden jüngst gegenüber der Heimatzeitung. Mindestens so beeindruckend wie seine Scorer-Quote (618 Punkte in 800 DEL-Einsätzen) ist Greilingers Konstanz. Seit seinem Comeback 2008 hat er jedes Jahr mehr als 26 Punkte geliefert. Außerdem in den letzten vier Spielzeiten insgesamt nur sieben Spiele (von 177 möglichen) verpasst. Er liegt zudem mittlerweile auf Platz 5 der ewigen DEL-Scorerliste. Bis Ende der DEL-Saison will er an der beeindruckenden Statistik noch weiter feilen – bis es dann zurück in die Heimat geht: "Thomas hat unserem Trainer Doug Shedden versichert, dass er bis Saisonende alles geben wird", sagte ERC-Sportdirektor Larry Mitchell.