"Alt sind andere": Mit 37 verzückt der Deggendorfer Thomas Greilinger die Eishockeyfans

22.11.2018 | Stand 18.09.2023, 22:02 Uhr
Jonas Schützeneder

Seinen 615. Scorerpunkt feierte Thomas Greilinger. −Foto: dpa

Jeder Schuss ein Tor, dazu lautes Gebrüll und Kinder-Jubel: Während Thomas Greilinger (37) gut gelaunt in der Mixed Zone Interviews gibt, eifern die Zwillinge Ben und Jonathan (5) dem berühmten Papa nach und üben auf den Ersatztoren abseits des Eises die Greilinger-Spezialität – den Schlenzer ins obere Dreieck.

Einige Minuten vorher war es einmal mehr die überragende Technik des Deggendorfer Angreifers, die am Wochenende das DEL-Spitzenspiel zwischen Mannheim (1.) und Ingolstadt (4.) entschied. In der Verlängerung spekulierte Greilinger richtig, nutzte den Raum und ließ Adler-Goalie Dennis Endras mit einem trockenen Abschluss ins rechte obere Eck keine Chance – das 4:3 nach 0:3 sorgte einmal mehr für laute Greilinger-Sprechhöre in der Saturn Arena.

"Ich habe mich recht gut gefühlt, deshalb bin ich in der Szene noch etwas länger auf dem Eis geblieben", erklärt der Matchwinner im Gespräch mit der Heimatzeitung. Seine Kollegen aus der Reihe waren bereits Richtung Wechsel unterwegs, eine Unaufmerksamkeit in der Adler-Defensive brachte Greilinger aber plötzlich viel Platz, den er umgehend nutzte und dem Spitenreiter nach neun Siegen in Folge mal wieder eine Pleite bescherte.

"Die anderen sind eben schon alt und nicht mehr ganz so fit wie ich", meint der 37-Jährige lachend mit Blick auf Angriffs-Kollege Petr Taticek (35). Er selbst fühlt sich jünger als sein Ausweis aussagt, "auch wenn ich heute natürlich deutlich mehr machen muss, um fit und gesund durch die Saison zu kommen." Das zusätzliche Training zuhause, Greilinger hat sich mehrere Fitnessgeräte ins Haus nahe Ingolstadt bestellt, macht sich bezahlt.

Auch mit 37 kann der Niederbayer locker in Deutschlands höchster Liga mithalten. Nach 19 Spielen stehen fünf Tore und neun Assists in seiner Bilanz. Dem Trainer gefällt nicht nur diese Quote: "Greilinger ist ein großartiger Spieler. Er kann jederzeit ein Spiel entscheiden und hilft unseren jüngeren Spielern ungemein", lobte ERC-Coach Doug Shedden nach dem Sieg gegen Mannheim.

Ein Beispiel: Der Landshuter David Elsner blüht in dieser Saison an Greilingers Seite voll auf (ebenfalls 14 Scorerpunkte). "Greile gibt immer gute Tipps, mit seiner Erfahrung behält er auch in hitzigen Partien immer die Ruhe", lobt der Teamkollege.

Mindestens so beeindruckend wie seine Scorer-Quote (615 Punkte in 793 DEL-Einsätzen) ist Greilingers Konstanz. Seit seinem Comeback 2008 hat er jedes Jahr mehr als 26 Punkte geliefert. Außerdem in den letzten vier Spielzeiten insgesamt nur sieben Spiele (von 177 möglichen) verpasst. Er liegt zudem mittlerweile auf Platz 5 der ewigen DEL-Scorerliste. Nicht nur die ERC-Fans feiern diese Leistungen. "Natürlich freut man sich, wenn man hin und wieder trifft. Aber wichtig ist, dass das Team erfolgreich ist", meint Greilinger bescheiden. Bis Sommer 2020 läuft sein Vertrag an der Donau, Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Gut möglich, dass der Panther-Stürmer auch nach seiner Karriere weiter auf dem Eis steht. Beim Training der Ingolstädter U7 steht Greilinger schon regelmäßig als Co-Trainer mit auf dem Eis. "Mir macht das großen Spaß und die eigenen Söhne auf dem Eis zu sehen ist natürlich fantastisch. Eishockey ist so eine super Sportart, da gebe ich gerne was an die Kids weiter. Ich denke, dass Deutschland im Jugendbereich auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial hat", sagt der Routinier. Gut für das deutsche Eishockey, Alarm für die Gegner: Mit zwei schlitzohrigen Greilingers auf dem Feld stehen dann in einigen Jahren vielleicht noch härtere Aufgaben für die DEL-Verteidiger an.