"Tatort" Trostberg: Blamage für den ESV Waldkirchen – Trainer Kremhelmer nimmt Schuld auf sich

19.11.2018 | Stand 18.09.2023, 22:01 Uhr

Trostberg Chiefs – ESV Waldkirchen 7:6 n. P. Rechts oben hat der Puck hinter Gästekeeper Lienig eingeschlagen. Lukas Feldners verwandelter Penalty bescherte dem TSV den ersten Saisonsieg in der Eishockey-Landesliga. −Foto: Christian Butzhammer

Um kurz nach 20 Uhr war der Eishockey-Krimi in Trostberg am Sonntag beendet. Wer es von den 350 begeisterten Fans noch rechtzeitig zum Hamburg-"Tatort" vor den Fernseher schaffte, der konnte in Sachen Spannung keine Steigerung mehr erwarten. Zu gut war das Drehbuch für den 7:6-Sieg des heimischen Schlusslichts nach Penaltyschießen gegen den ESV Waldkirchen. Für die Crocodiles, die sich einmal mehr zu viele Strafzeiten leisteten, bedeutete die vierte Pleite in Folge eine handfeste Blamage. Der Zug nach vorne ist damit abgefahren.

Gäste-Trainer Thomas Kremhelmer zeigte sich selbstkritisch: "Die Niederlage muss ich auf meine Kappe nehmen. Für die Jungs ist es natürlich doppelt schwer, wenn ich nicht an der Bande stehen darf, nur weil ich letztes Wochenende meine Emotionen nicht im Griff hatte . Sowas darf mir nicht passieren. Außerdem habe ich es nicht geschafft, den Burschen die Bedeutung dieses Spiels für uns zu übermitteln und sie dem entsprechend zu motivieren. Jetzt wird zwar das Erreichen unseres Ziels immer schwerer, aber wir sind als Aufsteiger immer noch im Rennen. Wir müssen nur einfach weiter an uns glauben und gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen."

Die Partie hielt nicht nur das nach sechs Niederlagen so lange ersehnte Happy-End für die Gastgeber bereit, sondern brachte auch noch einen Hauptdarsteller groß heraus: Lukas Feldner, der im Penaltyschießen als einziger die Nerven behielt und dadurch sogar ein Doppeljubiläum zu feiern hatte. Vor dem Eröffnungsbully war der 33-jährige Stürmer für 300 Spiele im TSV-Dress geehrt worden – zusammen mit Metty Wolfgruber (ebenfalls 300 Spiele) und Ralf Heide (400). Und mit seinem siegbringenden Handgelenkschuss ins rechte obere Eck erzielte Lucky Feldner sein 100. Tor.

Mir klebt das Pech am Schläger, aber lasst’s mich einfach schießen!" Mit diesem Spruch hatte es Feldner in den Kreis der drei auserwählten Penaltyschützen geschafft. Ein Glücksfall für die Chiefs, die sich endlich für ihren Kampfgeist belohnten und noch zwei weitere Matchwinner in ihren Reihen hatten: Den dreifachen Torschützen Wayne Grapentine und Goalie Dax Deadrick, der nach seinen vielen Glanzparaden im Spiel auch noch alle drei Penaltys der Niederbayern entschärfte.

Bis zur ersten Ehrenrunde der Saison war es aber ein weiter Weg: Die Zuschauer sahen einen offen Schlagabtausch, in dem die Führung ständig wechselte, aber nie höher als ein Tor war. Für Waldkirchen endete der Abend mit der vierten Niederlage in Folge, mal wieder hatte man zu viele Strafzeiten kassiert. Nach furiosem Start schlittern die Crocodiles immer mehr in die Krise.

Im ersten Drittel lief vor allem der Tschechen-Express der Waldkirchner auf Hochtouren. Die Niederbayern waren mit nicht weniger als sieben aus dem Nachbarland stammenden Akteuren angetreten. Drei davon – Vladimir Skoda, der Ex-Waldkraiburger Jakub Marek und David Vokaty – sorgten für eine 3:2-Führung der Gäste

Der hohen tschechischen Eishockey-Schule setzten die Chiefs aufopferungsvollen Einsatz entgegen. "Das Gute war, dass sie zwar enorme Erfahrung, Technik und Übersicht haben, aber kein ganz so hohes Tempo", beschrieb Lukas Feldner die Defizite der gegnerischen Leistungsträger. Die Folge: ein sehenswertes Mitteldrittel auf Augenhöhe, das der TSV mit 3:2 für sich entschied.

"Endlich war das Glück mal auf unsere Seite", sagte Stefan Feldner. Der Verteidiger, der sich diesmal aufs Spielen konzentrieren konnte, weil Rainer Roßmanith das Coaching an der Bande übernahm, meinte damit zwei Schlüsselszenen: Nur neun Sekunden nach Waldkirchens 3:4-Führungstreffer legte sich Gästetorwart Tobias Lienig einen von der Bande zurückprallenden Puck quasi selbst ins Netz. Wenig später wurde ein Kontertor der Crocodiles nicht gegeben, weil das gute Schiedsrichterduo Michael Walter/Florian Meineke ein Foul eines Gästespielers gesehen hatte.

Wie so oft schien die Chiefs im Schlussabschnitt das Glück aber wieder zu verlassen. Trotz Überlegenheit geriet man in der 55. Minute durch Mareks abgefälschten Schuss in Rückstand. Nach einem Wechselfehler hatte Waldkirchen aber zu viele Spieler auf dem Eis, so dass Wayne Grapentine im Powerplay fulminant zum 6:6 vollenden konnte.

Sekunden vor Schluss lief der 23-Jährige sogar dem Siegtreffer entgegen, wurde aber gefoult. So durften die Chiefs die erste Verlängerung seit vielen Jahren auf Trostberger Eis mit einem Mann mehr beginnen. Nach Vavrochs Stockschlag wurde aus dem Vier-gegen-Drei- sogar ein Fünf-gegen-Drei-Powerplay.

Dennoch endete die fünfminütige Overtime torlos. Um am Tatort Trostberg den Sieger zu ermitteln, musste ein Shoot-out her. Und da zog US-Boy Deadrick dem Tschechen-Trio Vavroch, Vokaty und Marek den Zahn, während auf Trostberger Seite Grapentines Fehlschuss der umjubelte dritte Saison- und hundertse Karrieretreffer von Lukas Feldner folgte.

Trostberg Chiefs – ESV Waldkirchen 7:6 n. P. (2:3, 3:2, 1:1, 1:0); 1:0 (6.) Grapentine (Tobola, Schmidt), 1:1 (8.) Skoda, 1:2 (12.) Marek, 2:2 (14.) Heitauer (Schwabl, S. Feldner), 2:3 (19.) Vokaty, 3:3 (29.) Grapentine (Jelinek), 3:4 (33.) D. Barz, 4:4 (33.) Jelinek (Wehle), 5:4 (44.) Kimpel (Tobola, Grapentine), 5:5 (38.) Vokaty, 5:6 (55.) Marek, 6:6 (58.) Grapentine (Jelinek, Schwabl); Strafminuten: TSV 6, ESV 20; Zuschauer: 350.