Leinweber-Tattoo und Weihnachtspost an Spieler: Ingrid Holzer – ein besonderer DSC-Fan

02.04.2018 | Stand 18.09.2023, 21:58 Uhr
Jonas Kraus

Ein Glücksmoment für Ingrid Holzer nach einem Spiel des Deggendorfer SC ist die Begegnung mit ihrem Lieblingsspieler, Curtis Leinweber (links).

Ingrid Holzer war 2015 zum ersten Mal beim DSC, seitdem verpasste sie fast kein Spiel – sogar zwei Tattoos widmete sie dem Club. Auch am Ostermontag, wenn der Deggendorfer SC ins Playoff-Halbfinale gegen Selb startet (18.30 Uhr in Deggendorf) wird Ingrid Holzer wieder vor Ort sein. Die Heimatzeitung hat sie kürzlich durch 60 Minuten Playoff-Eishockey begleitet.

Das Wort "Fan" leitet sich sprachwissenschaftlich vom englischen "fanatic" (dt. fanatisch) ab. Heutzutage ist der Fanbegriff deutlich weiter gefasst, jeder Zuschauer eines Sportevents wird als "Fan" bezeichnet. Doch es gibt sie natürlich noch, die "echten" Fans, deren Liebe zum Verein weitergeht, als bei den meisten anderen. Jene also, die wirklich noch fanatisch sind. Eine, auf die das zutrifft, ist Ingrid Holzer. Die 40-Jährige ist DSC-Fan durch und durch. Die Dauerkartenbesitzerin hat sich zwei Tattoos stechen lassen, schreibt Weihnachtskarten an alle Spieler und hat so viele Pucks zu Hause, dass sie bald einen extra Schrank dafür braucht. Wie viel Geld ihr Hobby pro Jahr kostet, hat sie noch nicht ausgerechnet. "Ist wahrscheinlich besser so", sagt sie lachend.

Am vergangenen Dienstag ist sie zur Abwechslung mal nicht am Ort des Geschehens, als der Deggendorfer SC in Essen antritt und dort mit 3:4 den Kürzeren zieht. Stattdessen verfolgt sie das Spiel zusammen mit ihrem Mann Alois und der neun Jahre alten Tochter Krisztina beim Public Viewing im Deggendorfer Eisstadion. Obwohl genug Platz für alle ist – es finden sich ungefähr 400 Zuschauer ein – ist die Familie eine Stunde vor Spielbeginn vor Ort. "Das machen wir immer so", erzählt sie. Sowieso spielt Aberglaube eine große Rolle. "Ich trage dasselbe Trikot wie beim Heimsieg am Sonntag", sagt sie und zeigt auf ihr rotes Playoff-Dress.

Dass Holzer eines Tages ein derart glühender Anhänger des Deggendorfer SC werden würde, war nicht absehbar: Bis vor drei Jahren hatte sie mit Eishockey nichts am Hut. "Ich kannte nicht mal die Regeln", sagt sie schmunzelnd. Doch dann half der Zufall kräftig mit. Ihr Mann traf sich mit Freunden, unter ihnen auch DSC-Akteur Nico Wolfgramm. "Dass Nico Eishockey spielte, wusste mein Mann aber gar nicht." Wolfgram lud seine Kumpels ein, mal ein Spiel anzuschauen. Nachdem ihr Mann beim ersten Mal alleine beim DSC war, überredete er seine Frau, ihn doch mal zu begleiten. "Erst wollte ich nicht", erinnert sich Ingrid Holzer, dann ließ sie sich aber doch breitschlagen – und war begeistert. Seitdem verpasste die dreiköpfige Familie fast kein Spiel mehr, weder daheim noch auswärts.

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Der größte Liebesbeweis für ihren Verein sind die Tattoos, die die Unterarme der kleinen blonden Frau zieren. Auf dem linken ist ein Bild von Curtis Leinweber (,,ein super Typ und ein Kämpfer") samt Unterschrift zu sehen, den rechten nimmt ein großes DSC-Logo sowie ein Autogramm von Nico Wolfgramm ein. Dass die die beiden den DSC eines Tages verlassen könnten, stört sie nicht. "Manchmal fragen uns die Leute schon, ob wir verrückt sind."

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Meistens besucht die Rumänin, die in Ungarn aufwuchs, die Spiele mit Freundin Simone Jungiereck (39). Die beiden treffen sich bei jedem Spiel des DSC, ihre Töchter haben sich angefreundet und sind immer zusammen unterwegs. Jungiereck ist seit 29 Jahren Fan des DSC. Ein normales Fan-Dasein kommt für die beiden energiegeladenen Frauen nicht in Frage. Nach den Spielen verlassen sie die Halle oft als Letzte, nachdem sie noch mit den Spielern gesprochen haben. Seit drei Jahren basteln sie zudem gemeinsam Weihnachtskarten für alle DSC-Akteure. "Da geht schon einiges an Zeit drauf", sagt Jungiereck, die zu Spielen niemals im Dress kommt, "aus Aberglaube". Ein Leben ohne den DSC käme für die beiden nicht mehr in Frage. Wenn man fragt, was der Club ihnen bedeutet, antworten sie einstimmig: "Leben, Liebe, Leidenschaft."

Die Geschichte über Ingrid Holzer erschien am Karsamstag in Ihrer Heimatzeitung, Heimatsport Deggendorf. Sie können den Artikel von Jonas Kraus auch HIER auf PNP Plus lesen.