Ex-Geldgeber meldet sich
Worte aus der Versenkung: Kivran will Türkgücü-Start in der Regionalliga − Keine Entschuldigung

05.04.2022 | Stand 19.09.2023, 3:13 Uhr

Hasan Kivran. −Foto: : Imago Images

Monatelang hatte Hasan Kivran geschwiegen, war abgetaucht, und selbst für die engsten Mitarbeiter wie Trainer Andreas Heraf offenbar nicht mehr zu erreichen.

Jetzt, wenige Tage nach dem endgültigen Aus, hat der ehemalige Geldgeber und Präsident von Türkgücü München sein Schweigen gebrochen und in zwei Instagram-Posts die Gründe für seinen folgenschweren Ausstieg erklärt. Für den Verein soll es möglichst in der Regionalliga weitergehen.

Zumindest konnte Heraf mal wieder von Kivran lesen. Denn gesehen oder gesprochen habe er den großen Macher des Klubs ja schon eine ganze Zeit lang nicht mehr. Am 11. Januar soll es zum letzten Mal der Fall gewesen sein, und damals hatte der Präsident seinem neuen Trainer vor dem Punktspielstart im neuen Jahr gerade noch Aufbruchstimmung vermittelt, während sich im Hintergrund offenbar schon das finanzielle Unheil zusammenbraute. Kurz darauf war der 55-jährige Unternehmer von der Bildfläche verschwunden, er habe auch auf keine Nachrichten mehr geantwortet, hatte Heraf vor kurzem in einem "Bild"-Interview erzählt. Kivran war abgetaucht. Bis er sich jetzt auf einem (noch) nicht offiziellen, aber wohl echten Instagram-Profil wieder zu Wort meldete.

Und das zwar ohne einen Hauch von Selbstkritik oder einer Entschuldigung bei jetzt arbeitslosen Mitarbeitern und Spielern des Klubs oder beim Rest der 3. Liga, aber zumindest mit einem Versuch, seine (für Außenstehende irrational wirkenden) Beweggründe zu erklären. "Sechs Jahre lang habe ich meinen Herzensverein mit Leidenschaft, Energie und Geld unterstützt, um für die türkisch-deutsche Community im Fußball eine Heimat zu bieten", schreibt er. Dann allerdings hätten (nicht näher definierte) "Entwicklungen mit Verbänden, Stadt, Sponsoren und Zuschauern" ihn dazu bewegt, sich Gedanken über "das Investment" zu machen. Ende Januar habe er schließlich die Entscheidung getroffen, den Verein nicht weiter finanziell zu unterstützen, "da sich die Perspektiven sowohl sportlich, als auch strukturell stetig verschlechtert haben". Was genau sich verschlechtert habe, bleibt diffus. Der 55-Jährige beklagt auch einen angeblich fehlenden Rückhalt der angesprochenen Community.

Auch Kivrans Ausblick dürfte bei den verbliebenen Mitarbeitern keine Jubelstürme auslösen. "Ich werde alles daran setzen, den Verein reibungslos an meinen Nachfolger zu übergeben und mich dafür einsetzen, dass Türkgücü München in der Regionalliga Bayern 2022/2023 starten kann", heißt es in seinem zweiten Post. Und was klingt, wie ein letzter Rettungsversuch für etwas, was kaum noch zu retten ist, ist auch nicht ohne weiteres möglich. Durch den Rückzug hat Türkgücü die Spielberechtigung in allen Ligen verloren, müsste damit eigentlich in der untersten Klasse (C-Klasse) beginnen. Es sei denn, der BFV stimmt dem Wiedereingliederungsantrag zu, der noch bis kommenden Freitag möglich ist. Viertklassig statt der angestrebten 2. Liga: Das wäre angesichts der Entwicklungen immer noch ein verhältnismäßig sanfter Absturz, auch wenn die Gegner statt Hamburger SV dann FC Pipinsried, statt 1. FC Nürnberg wieder 1. FC Nürnberg II heißen würden.

Die Fußball GmbH & Co. KGaA, an der Kivran 89 Prozent der Anteile hält, wird nach Abschluss des gerade begonnenen Insolvenzverfahrens nicht mehr bestehen. Hinter den Kulissen werde derzeit aber "alles versucht, um den e.V. nicht sterben zu lassen", so Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Laut deren Informationen ist Kivran inzwischen auch als Präsident des e.V. zurückgetreten. Vom ehemaligen Geldgeber und Präsidenten wird man in Zukunft bei Türkgücü kaum noch etwas sehen, hören oder lesen.

− PNP