"Wir werden dich kleinkriegen!" – Unbekannter droht dem Vorsitzenden des FC Künzing

23.03.2020 | Stand 19.09.2023, 1:32 Uhr

Dieses Schreiben fand Reinhard Bauer in seinem Briefkasten. Die politischen Spitzen lassen ihn kalt. Was ihn ärgert, ist feige Anonymität. −F.: Bauer

"Wir werden dich und deinen Fußballverein schon noch kleinkriegen!": Unverhohlen gedroht wird dem 1. Vorsitzenden des FC Künzing und ehemaligen Gemeinderatsmitglied Reinhard Bauer. Dieser fand die Schmähschrift schon am Donnerstagmorgen im Briefkasten vor, ließ seine Gedanken reifen und ging am späten Freitagnachmittag via Facebook an die Öffentlichkeit.

Bauer ist verdutzt und verärgert über die Tatsache, aus der Anonymität heraus angegangen zu werden; raubt es ihm doch die Chance, sich in einem ordentlichen Gespräch zu verteidigen. Bauer kündigte an, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, "damit das dokumentiert ist. Ich habe vor einem Jahr schon ein ähnliches Schreiben bekommen", sagte Bauer auf Anfrage der Osterhofener Zeitung am Freitagabend.

Vor gut einer Woche war Bauer als parteiloser Kandidat auf der SPD-Liste aus dem Künzinger Gemeinderat gewählt worden. Die Liste holte 26,40 Prozent und verlor aufgrund des neuen Auszählverfahrens, das Parteistimmen priorisiert, einen ihrer zuvor fünf Sitze. Der Verfasser des Briefs bleibt unbekannt, gibt sich aber deutlich als Unterstützer der Jungen Union zu erkennen, die sich 2018 gründete und auf Anhieb zwei Sitze holte (11,4 Prozent). Darunter leiden musste auch die JU-Mutter CSU, die ebenfalls einen Sitz abgeben musste (jetzt sieben Sitze).

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Thomas Erndl, erneut Künzinger Gemeinderatsmitglied, reagiert empört. "Diesen ‚Support‘ braucht keiner. Ich verurteile das, persönliche Angriffe sind inakzeptabel. Wir haben als CSU-Team einen absolut fairen Wahlkampf geführt und machen das in der Gemeinderatsarbeit auch so weiter. Und wir unterstützen selbstverständlich den FCK", sagte Erndl auf OZ-Anfrage mit abschließendem Verweis auf die Planung eines modernisierten Umkleidegebäudes. Erndl hatte dafür einen 90-Prozent-Zuschuss des Bundes erreicht.

Bauer selbst ließ sich in seiner ansonsten besonnen formulierten Retourkutsche nur einmal zu einer Attacke hinreißen, nämlich, als er die Intelligenz des Verfassers in Frage stellte. Bauer betrachtet das Schreiben losgelöst von allen parteipolitischen Differenzen, seine Antwort gilt daher allein dem Verfasser. Diesem lässt Bauer ausrichten, dass er sich mit jenen "Menschen, die du als deine Freunde bezeichnest (sic!)", weiterhin "an einen Tisch setzen, (…) diskutieren und zu Ergebnissen kommen" werde. Seine Anzeige gegen Unbekannt will Bauer "irgendwann demnächst" aufgeben. Wichtiger sei schließlich, die Aufgaben der Corona-Krise zu bewältigen und die Behörden nicht unnötig zu belasten.

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