Lukas Lechner: "Jeder will den maximalen Erfolg – und wir dürfen keinen Zentimeter nachlassen"

13.01.2022 | Stand 13.01.2022, 6:00 Uhr

Tagsüber Lehrer, danach Fußballer: Lukas Lechner hat schon beim SV Wacker in der 2. Bundesliga und beim SV Schalding Regionalliga gespielt, als Trainer führte er u.a. die TuS Pfarrkirchen zum Landesliga-Aufstieg. In dieser Saison könnte ihm der nächste Coup gelingen: mit dem SV Erlbach in die Bayernliga aufzusteigen. −Foto: Christian Butzhammer

Im vergangenen Jahr ist der SV Erlbach unter der Regie von Spielertrainer Lukas Lechner (33) aufgrund der Koeffizienten-Regel denkbar knapp am Aufstieg in die Bayernliga gescheitert. Nur wegen einer Differenz von lediglich 0,04 Punkten musste der SVE und dem VfB Hallbergmoos den Vortritt zum Aufstieg lassen. In der laufenden Landesliga-Saison mischt die Holzland-Truppe aber wieder vorne mit, grüßt dieses Mal sogar von ganz oben und gilt als heißester Anwärter auf den Meistertitel in der Südost-Staffel – ein Gespräch mit dem Erlbacher Trainer über Erfahrungen, Erfolge und Eigenheiten.

Lukas, 54 Punkte nach 21 Spielen – der SV Erlbach steht zur Winterpause mit sieben Punkten Vorsprung auf Platz 1 der Landesliga Südost. Wie zufrieden bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf ?
Lukas Lechner: Mit dem bisherigen Saisonverlauf bin ich natürlich absolut zufrieden. Nachdem es letzte Saison ganz knapp nicht für den Aufstieg gereicht hat, haben wir im Sommer einen Umbruch in der Mannschaft erlebt. Es haben uns verdiente Leistungsträger verlassen, die sowohl menschlich als auch sportlich für den SV Erlbach enorm wichtig waren – diese Lücke wollten wir mit jungen und hungrigen Spielern schließen. Wir haben vor der Saison daher nicht das Ziel ausgegeben, dass wir unbedingt ganz vorne angreifen müssen. Dass es nun mit einer tollen Serie so gut gelaufen ist, freut uns alle natürlich enorm und die Jungs können richtig stolz auf das bisher Geleistete sein.

Ihr habt in der laufenden Saison nur ein Spiel verloren. Was ist das Geheimnis Eures aktuellen Erfolges und könnt Ihr Euch auf dem Weg in die Bayernliga nur noch selbst stoppen?
Lechner: Geheimnis ist hier vielleicht das falsche Wort. Ein Erfolgsrezept in der Vorrunde war aber sicher, dass sich die Mannschaft enorm schnell gefunden hat und der Zusammenhalt richtig groß ist. Man merkt auf dem Platz, dass jeder den maximalen Erfolg will, anders wäre eine solche Siegesserie auch gar nicht möglich. Dennoch bin ich der Meinung, dass der Weg in die Bayernliga noch ein sehr weiter ist. Wenn man sich beispielsweise den FC Unterföhring anschaut: die haben einen absolut bayernligatauglichen Kader, der uns durchaus gefährlich werden kann. Sie sind durch die Bank mit Spielern gespickt, die bereits Erfahrung in der Regionalliga gesammelt haben. Und da dürfen wir keinen Zentimeter nachlassen, um uns am Ende auch belohnen zu können.

Mit Johann Grabmeier sprichst Du das Erlbacher Urgestein an, das als Trainer an Deiner Seite steht. Welchen Stellenwert hat er in Eurem Team und wie sieht Eure Aufgabenteilung aus?
Lechner: Hans hat einen enorm hohen Stellenwert in unserem Team und der Erfolg der letzten zwei Jahre ist auch absolut auf ihn zurückzuführen. Ich mache große Teile des Trainings aktiv mit und stehe ja auch in den Spielen meist auf dem Platz. Da ist es sehr wertvoll, dass ich mit ihm draußen einen Partner habe, der wichtigen Input und Anweisungen gibt. Wir tauschen uns nach jedem Training intensiv über die Einheit aus und am Spieltag entscheiden wir gemeinsam, welche Startelf wir auf den Rasen schicken. Besonders bei den Auswechslungen ist es so, dass Hans nach kurzer Rücksprache in der Regel die finalen Entscheidungen trifft, damit ich mich auf das Spiel konzentrieren kann. Neben Hans ist aber auch Jakob Schmid, unser Physio und Athletik-Trainer, ein sehr wichtiger Baustein im Trainerteam, der Teile des Trainings leitet und vor allem auch jetzt im Winter die Jungs top auf die Rückrunde vorbereitet. Beide sind als Trainerkollegen enorm wichtig für mich sowie natürlich für die ganze Mannschaft.

In Deiner Karriere als Spieler hast Du selbst auch mit namhaften Trainern zusammengearbeitet. Ingo Anderbrügge, Markus Schupp, Fred Arbinger, Thomas Köster oder auch Mario Tanzer. Von welchem Trainer konntest Du am meisten profitieren und von welchem hast Du am meisten für Deine eigenen Trainertätigkeit mitgenommen?
Lechner: Unter Ingo Anderbrügge war ich die meiste Zeit verletzt, daher kann man den leider gar nicht richtig zählen. Fred Arbinger war für mich aber ein sehr wichtiger Förderer, der erst schon in der A-Jugend mein Trainer war und mich dann auch zu den Profis hochgezogen hat. Von ihm habe ich einiges mitnehmen können, aber auch von allen anderen Trainern habe ich mir vieles abgeschaut – bei dem einen mehr in Sachen Mannschaftsführung, bei dem anderen mehr im spieltaktischen Verständnis. Ich habe aber immer schon versucht, Dinge zu hinterfragen und aus allen Inhalten das herauszufiltern, was für mich wichtig und hilfreich ist.

Hast Du als Trainer ein konkretes Vorbild oder willst Du deinen ganz eigenen Weg gehen?
Lechner: Ein konkretes Vorbild als Trainer habe ich nicht. Mir gefällt es aber, wie sich Julian Nagelsmann gibt und sich präsentiert – er weiß genau, wie er mit den einzelnen Spielern umgehen muss. Ganz grundlegend bin ich der Meinung, dass jeder Trainer seinen eigenen Weg gehen und einen persönlichen Stil entwickeln sollte, der auch zu ihm passt.

Kumpeltyp, Schleifer, Taktik-Fuchs, Laptoptrainer, Spieler-Versteher, Autoritätsperson – es gibt viele unterschiedliche Arten von Trainern. Welcher Gattung würdest Du Dich zuordnen?
Lechner: Für mich ist es wichtig, dass sich ein Spieler in dem Verein, in dem er spielt, wohlfühlt, er Spaß am Fußball hat und gerne ins Training kommt. Nur so kann man die Jungs motivieren und sicherstellen, dass man gemeinsam den maximalen Erfolg hat. Daher trifft es wohl eher die Bezeichnung Kumpeltyp, wobei es mir hier dennoch sehr wichtig ist, dass immer auch ein gewisses Respektsverhältnis gewahrt wird.

Wenn Du Deine Spielphilosophie in wenigen Worten beschreiben würdest, wie würde das aussehen?
Lechner: Die Spielphilosophie ist gewissermaßen von den Zielen der jeweiligen Mannschaft abhängig. Aber grundsätzlich versuche ich schon, immer mit meinen Mannschaften den spielerischen Weg mit viel Ballbesitz zu gehen. Als Fußballer will man den Ball haben und es macht deutlich mehr Spaß, wenn man agiert und das Geschehen selbst bestimmen kann, anstatt nur dem Ball hinterherzulaufen. Diese Herangehensweise haben wir aktuell auch in Erlbach und bisher klappt das ganz gut.

Du bist bereits seit zehn Jahren als Trainer tätig. Was motiviert Dich dafür Tag für Tag?
Lechner: Ich brauche keine extra Motivation, weil es mir einfach nach wie vor großen Spaß macht. Ich fahre total gerne ins Training, bereite die Einheiten gerne vor und spiele selber noch sehr gerne Fußball. Es ist somit immer noch ein Hobby, dem ich enorm gerne nachgehe. Besonders in Erlbach mit dem tollen Stadion, der intakten Mannschaft und dem top Umfeld komme ich Tag für Tag aufs Neue sehr gerne hier her.

Tagsüber bist Du als Lehrer in der Schule, abends auf dem Fußballplatz – wie steht Deine Familie zu Deinem zeitaufwendigen Hobby?
Lechner: An der Stelle geht ein großer Dank an meine Frau und meine Eltern. Ich habe zwei kleine Kinder zuhause, die natürlich auch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich habe sowohl von meiner Frau als auch von meinen Eltern die absolute Rückendeckung – sie wissen, wie wichtig mir der Fußball ist und ohne ihre Unterstützung würde es so nicht gehen. Natürlich ist es zeitaufwändig, aber mir macht es großen Spaß und besonders freut es mich zudem, wenn die Große mittlerweile immer bei den Heimspielen zuschaut und ihrem Papa am Spielfeldrand die Daumen drückt.

Blicken wir mal in die Zukunft: Welche Ziele verfolgst Du als Trainer und wohin soll Deine Reise noch gehen?
Lechner: Im Moment bin ich sehr zufrieden in Erlbach. Hier macht das Arbeiten wie gesagt richtig Spaß und vor allem als Spielertrainer ist es die optimale Station für mich. Für die Zukunft, auch für die Zeit, in der ich mal nicht mehr selber spiele, bin ich für alles offen, lasse das aber auch ganz entspannt auf mich zukommen.

Interview: Lukas Hummelsberger