Passau/Deggendorf/Landshut
Hochschulen der Region verärgert über Transparency-Bilanz

23.02.2015 | Stand 17.09.2023, 22:10 Uhr

Angewandte Forschung: Auch am IT-Zentrum der Uni Passau wird ein Teil der Projekte mit Geldern aus der Wirtschaft finanziert. − F.: Jäger

Transparency International schlägt Alarm: Die deutschen Hochschulen erhalten immer mehr Geld aus der Wirtschaft, meldete die Organisation in der vergangenen Woche. 1,3 Milliarden Euro seien es derzeit, doppelt so viel wie vor zehn Jahren – die Freiheit der Forschung sei gefährdet. Die Universität Passau und die beiden Hochschulen der Region reagieren verärgert auf diese Bilanz: "Unprofessionell und effekthascherisch" findet Peter Sperber, Präsident der TH Deggendorf, die Warnungen.

Zahlen zur Verflechtung von Wirtschaft und Hochschulen, nach eigenen Angaben mehr als 10.000, sammelt Transparency gemeinsam mit der Berliner Tageszeitung "taz" und dem Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften auf dem Portal Hochschulwatch.de. Seit zwei Jahren kann man auf hochschulwatch.de nicht nur die gewerblichen Drittmittel, also die Gelder, die eine Hochschule aus der Wirtschaft bekommt, für die Jahre 2010 bis 2012 nachsehen, sondern auch die Förderer der Deutschlandstipendien und von Stiftungsprofessuren.

Hochschulwatch zufolge betrug der Anteil der gewerblichen Drittmittel an der Uni Passau 2.166.550 Euro und damit 24 Prozent des gesamten Drittmitteletats. Für die TH Deggendorf gibt das Portal die gewerblichen Drittmittel mit 562.733 Euro (15 Prozent der Gesamtdrittmittel), für die HS Landshut mit 90.600 Euro (8 Prozent) an. Diese Zahlen stimmen jedoch den Hochschulen zufolge nicht.

Hochschulwatch fordert eine Offenlegung der Drittmittelverträge, um den Einfluss der Wirtschaft auf die Forschung transparent zu machen. Das ist jedoch laut Henner Euting, Pressesprecher der HS Landshut, gar nicht möglich. Im Gegensatz zu "Forschungsprojekten", die zum Großteil mit staatlichen Mitteln finanziert werden, enthalten die Verträge zu "Industrieprojekten" oft Geheimhaltungsklauseln. Katrina Jordan, Pressesprecherin der Uni Passau, erklärt wieso: "Forschungsaufträge, insbesondere wenn sie aus der Wirtschaft kommen, enthalten sensible Information, die u.a. aus Wettbewerbsgründen vertraulich zu behandeln sind." Kooperationen mit der Wirtschaft verteufeln möchte keine Hochschule. "Der Austausch mit der Praxis ist nicht von vorneherein bedrohlich oder verwerflich", findet Uni-Präsident Burkhard Freitag.
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