Diskussion spitzt sich zu
Fußball-Reisen mitten im Lockdown: SPD-Generalsekretär Klingbeil wirft Profiklubs Realitätsferne vor

09.02.2021 | Stand 19.09.2023, 1:58 Uhr |

Kritisiert die Austragung von Europokal-Spielen in der zweiten Corona-Welle: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. −Foto: dpa

Fußball-Reisen in Corona-Zeiten quer durch Europa? Kein gutes Signal, findet die Politik. Realitätsferne wird dem Fußball vorgeworfen. Eine Woche vor den K.o.-Spielen in Champions League und Europa League spitzt sich die Diskussion zu.

Fußball-Reisen vieler Proficlubs kreuz und quer durch Europa stoßen bei der Politik zunehmend auf Kritik. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat dem Fußball wegen der weiter geplanten Austragung von Champions-League-Spielen während der Corona-Beschränkungen Realitätsferne vorgeworfen. Bei RTL/ntv sagte Klingbeil am Montag, die Tatsache, dass alle in Einschränkungen leben und die Mannschaften nun quer durch Europa jetten würden, sei kein gutes Signal. "Es wäre ein stärkeres Signal, wenn dieses Spiel verschoben worden wäre oder gar ausgefallen wäre. Das ist auch mal verzichtbar an dieser Stelle. Der Wettbewerb darf da nicht an erster Stelle stehen", sagte der SPD-Politiker.

Wegen der Corona-Beschränkungen wurde das Spiel im Achtelfinale der Champions League zwischen RB Leipzig und dem FC Liverpool am 16. Februar von Leipzig nach Budapest verlegt. Auch Manchester City wird wegen der hochansteckenden britischen Coronavirus-Mutation nicht zum Spiel bei Borussia Mönchengladbach acht Tage später einreisen dürfen. Auch diese Partie findet in Budapest statt, wie beide Clubs am Montag mitteilten.

Baden-Württembergs Sportministerin Susanne Eisenmann hat angesichts der Reiseproblematik von Europacup-Teilnehmern ein einheitliches Vorgehen gefordert. "Eine Regelung für europäische Sportwettbewerbe wie die Champions League oder Europa League in Fußball, Handball, Basketball, Volleyball und anderen Sportarten muss logischerweise auch auf europäischer Ebene getroffen werden", sagte die CDU-Politikerin am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Am Sonntag hatte sich bereits der SPD-Politiker Karl Lauterbach gegen Reisen von Profisportlern ausgesprochen. "Wir sollen derzeit alle auf Reisen verzichten, diesen Appell hat auch die Bundeskanzlerin gesetzt, und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum wir da für einen Profizirkus eine Ausnahme machen sollten", sagte Lauterbach.

Das auch für den Sport zuständige Innenministerium sieht in Auslandsreisen von Profifußballvereinen wie jetzt beim FC Bayern München nach Katar keine Bevorzugung oder Ausnahmen für die Clubs. "Die Ausreise aus Deutschland ist ja nicht verboten. Und bei der Einreise gelten dann die Einreise- und Quarantäneregelungen wieder", sagte eine BMI-Sprecherin am Montag auf der Bundespressekonferenz. Der FC Bayern spielt derzeit bei der Club-WM in Doha/Katar.

Die TSG 1899 Hoffenheim wird das Europa-League-Hinspiel gegen Molde FK nicht in Norwegen, sondern in Spanien absolvieren. Die erste Partie der ersten K.o.-Runde ist für den 18. Februar angesetzt, aber die Grenzen des skandinavischen Landes sind seit dem 29. Januar für praktisch alle Menschen dicht, die nicht in Norwegen wohnen. Gespielt wird nun nach Angaben des Clubs in Villarreal.

− dpa

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