Trainingsabend in Spiegelau. Die Spieler teilen sich in Gruppen auf. Schwarz, blau, grau – die Farben der Helme und der Schulterschutz-Elemente sind komplett unterschiedlich. Das große Geld für teure Trainingsausrüstung ist eben noch nicht so wirklich vorhanden. Kurzerhand werden Poolnudeln zusammengeklebt. Die Schwimmhilfen werden als Hürden auf dem Rasen platziert.
Nur wenige der 35 Männer hier haben bisher einen Ball in der Hand gehalten. Noch weniger von ihnen können tatsächlich Erfahrung als Spieler vorweisen. Sebastian Greß steht vor einer motivierten, aber unerfahrenen Gruppe und gibt Anweisungen. Was jedoch alle auf dem Rasen verbindet, sind die Neugierde und die Passion für eine Sportart, die in Deutschland immer mehr an Popularität gewinnt: American Football. Hier in Spiegelau, mitten im Fußball-dominierten Bayerwald, haben sich Freunde des ovalen Leders unter dem Teamnamen "Bats" (Fledermäuse) zusammengefunden. Zwei Spiele haben die Bats nun gespielt. Das erste, ein Heimspiel im Trosselstadion vor der bemerkenswerten Kulisse von 1200 Zuschauern, musste wegen eines Gewitters abgebrochen werden, das zweite, gegen die Ingolstadt Maniacs, gewannen die Neulinge aus dem Bayerwald sogar.
Hätten die hoffnungsvollen Footballer nicht Björn Strahberger gefunden, wäre es gar nicht so weit gekommen. "Das ist bloß Spinnerei. Wenn ihr nicht mit Fußball zu uns kommt, dann könnt ihr das gleich vergessen. Ihr tretet uns doch sowieso nur den Rasen kaputt!" Mit solchen Worten waren die hoffnungsvollen Football-Anfänger mit all ihren Plänen direkt zu Boden getackelt worden, als sie nach einem Verein suchten, der sie aufnehmen wollte. "Keiner wollte uns haben", sagt Greß. "Da hieß es nur, dass Football keiner kennt und dass das bei uns in der Region nicht ziehen würde". Der Vorsitzende des TSV Spiegelau, Björn Strahberger, sah das anders und am 12. Mai 2018 waren die Spiegelau Bats geboren.
Jetzt wollen die Bats so richtig durchstarten – mit allem drum und dran. Zum Football gehört die Show. In Spiegelau gibt’s am "Gameday" Burger, da werden Klappstühle verkauft, beim Einlaufen werden die Bats von einer eigenen Pyroshow begleitet. Die Neugründung im Bayerischen Wald spiegelt einen Trend wieder: Nach Angaben des American Football Verband Deutschland (AFVD) hat sich die Mitgliederzahl in den letzten zehn Jahren auf etwa 63000 verdoppelt. Sebastian Greß schaut sich zufrieden um. "Das ist so schön. Wenn man schaut, wo wir angefangen haben und wo wir jetzt stehen, ist das einfach nur Wahnsinn", sagt der Chefcoach. Am Sonntag dürfen die Bats wieder fliegen – im ersten Auswärtsspiel bei Dachau Thunder.
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