Plattling
Erklärungsversuche und Gespräche hinter vorgehaltener Hand zum AfD-Wahlerfolg

27.09.2017 | Stand 18.09.2023, 2:15 Uhr

Der Nibelungenweg gehört nicht zu Plattlings Vorzeige-Wohngegenden. Manche sprechen gar vom "Glasscherbenviertel". In diesem Bereich wählten trotz eines hohen Anteils von Menschen mit Migrationshintergrund viele die AfD. Mit den Leuten, auch mit Russlanddeutschen, aber ins Gespräch zu kommen, ist schwierig. Kein Wunder, wenn mancher über seine Nachbarn sagt: "Mit denen will ich eigentlich nichts zu tun haben." −Foto: Häusler

Warum haben viele bei der Bundestagswahl am Sonntag ihre Stimme der AfD gegeben, insbesondere in Plattling? An einer Antwort versuchen sich viele. Die Heimatzeitung hat sich bei einem Rundgang rund um das Wahllokal Michaeli-Kindergarten erkundigt. Fast jede dritte Zweitstimme ging hier an die Alternative für Deutschland. Ein bekennender Wähler der Partei war nicht zu finden, aber Leute, die das Wahlverhalten in ihrem Viertel verstehen.

Im Bereich der Straubinger Straße, die gewiss nicht den besten Ruf in Plattling hat – manche sprechen gar vom "Glasscherbenviertel" – reihen sich Mehrparteienhäuser aneinander, die schon bessere Zeiten gesehen haben. "Ja, früher. Da waren hier die ganzen Eisenbahner", erzählt eine Seniorin, die sich mit dem Reporter zwar gerne unterhält, aber ihren Namen lieber nicht in der Zeitung oder im Internet lesen möchte. Die Leute hier seien nicht immer freundlich zueinander, erzählt die Dame, die schon Jahrzehnte in dieser Ecke Plattlings wohnt. Mit ihren direkten Nachbarn – alle mit Migrationshintergrund, wie die Dame erzählt – komme die aus Schlesien stammende Rentnerin gut zurecht. "Alles super!" Nicht nur mit dem Reporter, auch mit einer Bekannten mit russischen Wurzeln quatscht die Dame, während sie ihren Müll in die schwarze Tonne kippt. "Es hat sich aber viel geändert", sagt die Frau, die wie Uroma Theres aus der BR-Fernsehserie "Dahoam is Dahoam" ihre Küchenschürze trägt.

Unzufriedenheit herrsche innerhalb eines Teils der deutschen Bevölkerung, vermutet sie. Eine Unzufriedenheit, die am Sonntag das Wahlverhalten vieler bestimmt hat. "Ich habe die AfD aber nicht gewählt", betont die Rentnerin und schüttelt den Kopf, als der Reporter die 30,86 Prozent Stimmenanteil nennt, welche die AfD im Wahllokal Michaeli-Kindergarten eingefahren hat.

− chh

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