Ein Gespräch über die Zukunft des Fußballs im Bayerwald +++ Diskutieren Sie mit

24.12.2016 | Stand 18.09.2023, 22:39 Uhr

Lichtblick der Saison: Die D-Junioren des TSV Waldkirchen um (von rechts) Hannes Eckmüller, Korbinian Fenzl und Marco Nachtmann (links) stehen in der BOL auf dem zweiten Platz. − Foto: Michael Sigl

Die Ansprüche der Fußballer des TSV Waldkirchen sind hoch. Das gründet in den unzähligen Erfolgen der Vergangenheit. Der größte Sportverein im Landkreis konnte sich stets auf seine Kicker verlassen – im Herren- wie im Juniorenbereich schauten viele umliegende Vereine und namhafte Klubs der Region bzw. aus ganz Bayern nach Waldkirchen, wie dort über viele Jahre hinweg sehr erfolgreich Fußballtalente gefördert bzw. aus- und weitergebildet wurden. Aktuell steht die Fußball-Abteilung des TSV – wie ein sehr großer Teil der umliegenden Vereine – vor großen Herausforderungen: es mangelt an genügend (guten) Fußballern. Die PNP hat sich mit Fußball-Abteilungsleiter Thomas Gründinger und Jugendleiter Christian Waschinger unterhalten, über die Probleme, die Ziele und die Zukunft der Waldkirchner Fußballer.

Sowohl die A- als auch die B-Junioren sind in der laufenden Saison noch ohne einen einzigen Sieg. Warum?

Waschinger: Bei den A-Junioren sind vor der Saison sechs Spieler altersbedingt ausgeschieden. Außerdem wurden sechs Spieler des älteren Jahrganges von anderen Vereinen abgeworben. Drei, vier Spieler, die aus der ’B‘ gekommen wären, haben den TSV ebenfalls verlassen und einen einfacheren Weg gewählt, weil sie in Vereinen spielen wollen, bei denen sie deutlich weniger weit zu fahren haben und nicht so oft trainieren müssen. Wenn die alle noch beim TSV wären, hätte es auch für die Landesliga gereicht.

So haben wir nur einen Kader von elf, zwölf Spielern, die Mehrheit davon vom jüngeren Jahrgang, und darunter leiden auch die unteren Mannschaften, weil immer drei, vier Spieler abgestellt werden müssen, damit der Spielbetrieb aufrecht erhalten kann. So ist dann halt auch die B-Jugend in der Oberliga auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Ein weiterer Grund ist ein allgemeines Problem: Talente wollen oder können die Zeit für höherklassigen Fußball nicht auf sich nehmen. Da spielt oft die Schule eine große Rolle, andere wollen aber grundsätzlich keinen großen Aufwand betreiben und spielen lieber in einer niedrigeren Liga. Darum wird es in einem strukturarmen Gebiet wie dem Bayerischen Wald immer schwieriger viele gute Leute zu finden.

Was bedeutet das für die Zukunft bzw. für den Herren-Bereich beim TSV?

Thomas Gründinger: Das wirkt sich sofort aus, weil nach dieser Saison nur ein Spieler rauskommt. Wir müssen da schon schauen, ob wir das Niveau halten können. Ob wir überhaupt noch eine Landesliga-Mannschaft zusammenbekommen. Bislang waren wir da verwöhnt, weil immer zwei, drei Jugendspieler die Qualität für die Erste hatten. Fakt ist nämlich auch: Der TSV Waldkirchen hat nicht das Geld wie manch anderer Verein und könnte wie jedes Jahr Spieler an zahlungskräftige Vereine verlieren.

Wie wehrt sich der TSV Waldkirchen gegen diese Entwicklung?

Gründinger: Wir können im Verein nur schauen, dass wir qualitativ gute Arbeit anbieten: Gute Trainer, gute Trainingsbedingungen und ein angenehmes Umfeld. Das und Bezirksoberliga ab der D-Jugend, das wollen wir anbieten und damit versuchen, Talente zu bekommen.

Von wem wünscht sich der TSV Waldkirchen mehr Unterstützung?

Gründinger: Vom Fußballverband. Da werden zu sehr die Belange der Profis berücksichtigt und die Basis, nämlich die Amateurvereine zu wenig unterstützt. Im Amateurfußball gibt es viele Ungereimtheiten wie beispielsweise den Vertragsamateur. Ein möglicher Vereinswechsel bis Ende August ist ein Unding und führt zu einem Ungleichgewicht. Da wünsche ich mir von DFB und BFV vernünftige Regelungen, die das unterbinden und dem Amateursport gerecht sind. Im Jugendfußball ist es das gleiche. Da werden A-Jugendspieler verpflichtet und dann ausschließlich im Herrenbereich eingesetzt – das ist absoluter Nonsens. So macht man die Jugendarbeit kaputt, da muss der Verband mehr eingreifen.

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