Heimweltcup in Titisee-Neustadt
DSV-Adler in Top-Form: Geiger gewinnt, "Eisei" Dritter – Freunds Olympia-Traum platzt wohl wegen 2,4 Punkten

22.01.2022 | Stand 19.09.2023, 2:55 Uhr

Segelte zum Sieg: Karl Geiger. −Foto: afp

Knapp zwei Wochen vor den Olympischen Spielen setzen Karl Geiger und Markus Eisenbichler sportliche Ausrufezeichen. In Titisee-Neustadt dürfen sich die beiden besten deutschen Skispringer über Podestplätze freuen. Der Bundestrainer muss eine schwere Entscheidung treffen – im Fokus dabei Bayerwald-Adler Severin Freund aus Waldkirchen, der die Olympia-Norm um 2,4 Punkte verpasste.

Sieger Karl Geiger und sein drittplatzierter Kumpel Markus Eisenbichler klatschten sich begeistert ab: Die beiden deutschen Top-Skispringer haben knapp zwei Wochen vor dem Start der Olympischen Winterspiele beim Weltcup in Titisee-Neustadt mit beeindruckenden Leistungen geglänzt. Der 28 Jahre alte Geiger sprang am Samstag 132 und 141 Meter weit und gewann damit vor dem Slowenen Anze Lanisek. Er eroberte das Gelbe Trikot des Führenden im Gesamtweltcup vom Japaner Ryoyu Kobayashi. Am Sonntag legte Geiger nach und behauptete sich erneut vor Lanisek und Eisenbichler.

"Es waren zwei ein super Tage für uns", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher in der ARD. "Zwei Leute auf dem Podest, viel besser kann man es nicht machen." Eisenbichler landete mit seinen beiden Versuchen bei 132,5 und 132 Metern. Nach seinem zweiten Sprung klopfte er sich zufrieden auf die Brust. "Yes", rief er als seine zwischenzeitliche Führung feststand.

Hinter den zuvor fix als Olympia-Teilnehmer vorgesehenen Geiger, Eisenbichler und Stephan Leyhe (8.) überzeugte Constantin Schmid am meisten. Der 22-Jährige belegte den neunten Platz und empfahl sich damit für ein Peking-Ticket. Besonders bitter verlief der Nachmittag für den Bayerwald-Adler Severin Freund. Ihm fehlte noch eine Platzierung unter den Top-15 für die Olympia-Norm. Am Ende wurde er 17. - mit 2,4 Punkten und damit eineinhalb Metern Rückstand auf den goldenen 15. Platz. Sein Konkurrent um das Olympia-Ticket Pius Paschke schied nach dem ersten Durchgang aus. Der Unterschied: Paschke hat die Norm schon geknackt. Dass er in den vergangenen Wochen völlig außer Form war, spielt da eine eher untergeordnete Rolle.

Horngacher kündigte an, sich noch am Samstagabend mit seinen Trainerkollegen zusammenzusetzen und über die verbliebenen zwei Plätze für die Winterspiele (4. bis 20. Februar) zu entscheiden. "Wir nehmen uns in Ruhe Zeit dafür, werden alle Dinge durchbesprechen", sagte er. Wer dabei ist, soll am Sonntag kommuniziert werden.

Olympiasieger Andreas Wellinger bekam die letzte Chance, zusätzlich für sich zu werben, nicht. Der 26-Jährige wurde kurz vor dem Weltcup-Wochenende positiv auf das Coronavirus getestet und musste sich isolieren. "Shit happens, weiter geht’s", sagte er.

Andere Nationen haben ebenfalls Corona-Probleme. Unter anderen die beiden Polen Dawid Kubacki und Piotr Zyla sind nach positiven Tests derzeit nicht dabei. Aus dem starken norwegischen Team fehlten Daniel-André Tande, Johann André Forfang, Fredrik Villumstad und Marius Lindvik beim Springen von der Hochfirstschanze. Der Wettkampfort war wegen sehr strenger Einreiseregeln in Japan für den eigentlich vorgesehenen Ausrichter Sapporo eingesprungen.

Der frühere Weltklasse-Springer Richard Freitag durfte daher in der sogenannten nationalen Gruppe starten und holte als 21. seine ersten Weltcup-Punkte seit über einem Jahr. Justin Lisso, der überraschend Elfter wurde, und Philipp Raimund (27.) sicherten sich ebenfalls noch Zähler.

− dpa/aug