Osterhofen
Donau-Anrainer müssen Umwege fahren

In den nächsten acht Wochen erfolgt die Deichrückverlegung zwischen Aicha und Mühlham

07.08.2020 | Stand 12.10.2023, 10:34 Uhr

Am neuen Schöpfwerk in Aicha laufen die Betonarbeiten derzeit auf Hochtouren. −Fotos: Schiller

Aicha. Ab kommendem Montag müssen die Anwohner der Donaugemeinden einen Umweg über Moos fahren, wenn sie nach Osterhofen wollen: Um den Donaudeich zwischen Aicha und Mühlham um ca. 150 Meter rückverlegen zu können, muss die Kreisstraße DEG 21 für ca. acht Wochen gesperrt werden. Wenn ab 17. August die Sanierungsarbeiten auf der B8 zwischen Moos und Niedermünchsdorf beginnen, wird der Umweg sogar noch länger. Die Umleitungsstrecke über Ottmaring-Manndorf ist beschildert.

Kreisstraße DEG 21 ab Montag gesperrtDer Wasserstand der Donau ist wieder deutlich zurückgegangen, der Ausbau des Hochwasserschutzes kommt gut voran. Davon konnten sich Pressevertreter am Freitag bei einer Rundfahrt auf Einladung der Wasserbaulichen Infrastrukturgesellschaft mbh (WIGES, vormals RMD) überzeugen. Wie Abteilungsleiter Tobias Heiserer vom Baubüro Deggendorf erläuterte, ist der Bauabschnitt 1 mit dem Deichneubau zwischen Kuglstadt und Thundorf inklusive Bau der 320 Meter langen Hochwasserschutzmauer im Ortsbereich abgeschlossen.

Aktuell laufen Betonarbeiten am Schöpfwerk in Aicha, wobei ein Teil der großen Druckrohrleitungen bereits verlegt wird. Der Neubau hat seine Endhöhe fast erreicht, im Herbst soll der Rohbau stehen. Die endgültige Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme ist Mitte/Ende 2022 geplant. Das alte, 1933 gebaute Schöpfwerk steht wie das in Thundorf unter Denkmalschutz. Für beide sucht das Wasserwirtschaftsamt Interessenten. Das Schöpfwerk Aicha hatte eine Pumpleistung von 3,2 Kubikmetern pro Sekunde. Das neue Schöpfwerk hat drei Pumpen mit einer Leistung von 4,9 m3/sek. Das Schöpfwerk in Thundorf kann mit fünf Pumpen sogar 6200 Liter Wasser pro Sekunde in die Donau fördern.

Der Schöpfwerksbau in Aicha gehört ebenso wie die Deichrückverlegung bis Mühlham und die Deichertüchtigung Richtung Thundorf zu Bauabschnitt 2, der seit Herbst 2019 läuft. Während der gesamten Bauzeit muss der Hochwasserschutz permanent gewährleistet sein. Der neue Deich steht bereits, wird aber mit Erdmaterial aus dem rückgebauten Deich noch um 1,10 Meter erhöht. Die künftige Trasse der DEG 21 ist bereits erkennbar.

Die beiden neuen, im Deich integrierten Sielbauwerke am Mühlbach- bzw. Poschenlohgraben sind nahezu fertiggestellt. Sie werden bei Hochwasser geschlossen. Über ein Entwässerungssystem wird das Wasser vom Binnenland zum Schöpfwerk gepumpt. Im Ortsbereich bis zum Schöpfwerk wurden Spundwände gerammt, auf die demnächst noch eine Schutzmauer aufgesetzt wird. Für die Deichrückverlegung zwischen Aicha und Thundorf läuft gerade die Planfeststellung, genehmigt sind lediglich die Vorarbeiten zur Deicherhöhung und -verbreiterung. Die ersten Spundwände hatte das Wasserwirtschaftsamt bereits nach dem Hochwasser 2013 setzen lassen. Insgesamt werden laut Siegfried Ratzinger, Leiter für Hochwasserschutz, im Amtsbereich rund 60 Kilometer Spundwände beidseits der Donau gerammt. Die Planungen nach einer EU-Studie liefen noch unter Regie der RMD.

Auf den Dämmen sollen als Gegensatz zum fruchtbaren Ackerland eher trockene, magere und nährstoffarme Standorte entstehen. Im Herbst wird eine geeignete Humusmischung aufgespritzt und mit dem Saatgut heimatnaher, aber seltener Pflanzen bepflanzt. Entlang der Schutzmauer in Thundorf sind alle fünf Meter Steinhäufchen als Schlupfwinkel für Eidechsen aufgeschüttet worden. Die Mauer wurde gebaut, damit Spaziergänger den Anwohnern nicht ins Wohnzimmer schauen können. Zudem wäre der Platz für einen höheren Deich gar nicht da: 1,10 Meter Erhöhung bedeutet laut Ratzinger etwa 5,50 Meter Verbreiterung.

Etwas weiter vorne schaufelt ein Bagger gerade an der temporären Ringdammschüttung für die Baugrube des neuen Schöpfwerks. Damit kann der Bau von Schöpfwerk mit Einlauf- und Auslaufbauwerk im dritten Bauabschnitt bis 2023 in einem Stück erfolgen.

Oberhalb bis zur Fährabfahrt besteht noch eine Lücke im neuen Donaudeich. Bis zum Stögermühlbach vier Kilometer weiter und nochmals drei Kilometer Richtung Maxmühle sind die neuen Deiche fertig ausgebaut und großteils begrünt. Der Anschluss an den Donaudeich ist am Staatshaufen bei Kuglstadt. 30000 Fuhren Kies wurden mit Zehn-Tonner-Lastwagen für den Deich angeliefert, rechnet Wolfgang Leuzinger vom Wasserwirtschaftsamt vor.

Hochwasserschutz: Ausbau geht gut voranAm Stögermühlbach konzentrieren sich die Arbeiten auf die Fertigstellung des Schneckentrog-Schöpfwerks. Der Rohbau ist fertig, die drei Förderschnecken, die das Wasser samt Fischen schonend vom Binnenland zur Donauseite befördern sollen, sind im 30-Grad-Aufstellwinkel eingehoben. Sie haben eine Länge von 11,3 Meter bei 2,6 Meter Durchmesser. Ihre Förderleistung liegt bei insgesamt 5400 Litern/Sekunde, doch rechnen die Experten damit, dass sie nur alle zehn Jahre im Schnitt eingeschaltet werden müssen. Das Dach und die Lärchenholz-Verschalung werden noch im August eingebaut.

Weiter vorne, wo im März 2018 der Spatenstich erfolgte, steht das Schöpfwerk Isarmünd II mit einer Pumpleistung von zweimal 400 Litern/sek. Beide Anlagen stehen kurz vor dem Probebetrieb. Der Deichbau bis zur Überfahrt der Kreisstraße mit der 100 Meter langen Schutzmauer ist abgeschlossen, ebenso der Bau der drei Sielbauwerke. Die rückverlegte Deichtrasse gewährleistet den Flankenschutz für den Polder Thundorf-Aicha vor Hochwasser der Isar und ermöglicht den Erhalt der bestehenden Rückhalteräume bei Isarmünd und Forstern. Die Maßnahme soll bis Frühjahr 2021 abgeschlossen sein.

Die Baustrecke für die Hochwasserschutzmaßnahmen am Stögermühlbach sowie in Thundorf und Aicha umfasst ca. zwölf Kilometer, die Kosten der Baumaßnahmen belaufen sich auf rund 72 Millionen Euro.