Deggendorf
Das Gfrett mit dem Hammermühlbach

03.04.2019 | Stand 18.09.2023, 3:35 Uhr

Aus einem plätschernden Bach wurde Mitte März ein reißender. Hinten rechts ist die überflutete Garage der Familie Leder zu sehen. −Foto: Leder

"Wir ziehen jedes Mal die A-Karte", sagt Gerlinde Leder. Zusammen mit ihrem Mann Robert und Alois Holzapfel, dessen Mutter Tilla hier schon lange wohnt, steht sie am Hammermühlbach. Er fließt nur wenige Meter vor ihren Häusern in Kobelsberg vorbei und fasst momentan relativ wenig Wasser. Das sah Mitte März noch ganz anders aus. Nach dem Starkregen war der Wasserstand derart gestiegen, dass es zwar nicht den Häusern, wohl aber den Garagen nass reinging. Die Anwohner fühlen sich alleingelassen. Doch die Stadt arbeitet an einer Lösung dieses komplexen Problems.

Im Frühjahr und Herbst rechnen die Kobelsberger fast schon damit, dass der Hammermühlbach anschwellen wird. Ihre Häuser stehen nach ihren Angaben schon seit den 1950er Jahren hier. Doch zunehmend, so die Leders, sei es ein Gfrett mit dem Hochwasser. Auf zwei Meter schätzt Robert Leder den Wasserstand vom 16. März. Die Folge: In seiner Garage stand das Wasser einige Zentimeter hoch. Als sich ein Baumstamm im Bachbett quer legte, hob es das Gartentürl aus den Angeln. Keller, die volllaufen könnten, gibt es hier nicht. Das Bachbett schwemmt sich mehr und mehr aus. An einigen Stellen sollte man den ohnehin schmalen Uferbereich besser nicht mehr betreten, warnen die Anwohner, denn die gemauerte Befestigung werde zunehmend instabil. "Wer weiß, vielleicht sind schon Bereiche unterspült. Sanka oder Heizöllaster sollten wohl lieber nicht mehr zu uns hinterfahren. Da hätten wir kein gutes Gefühl."

Auch wenn es die Bach-Anrainer nicht recht glauben wollen, es tut sich tatsächlich etwas in Sachen Hochwasserschutz – und zwar entlang des kompletten Hammermühlbachs. Laut Uwe Handrick, Entwässerungs-Experte im Deggendorfer Rathaus, wurde bereits vor einem Jahr ein Münchner Ingenieurbüro, das sich mit Gewässerausbau auskennt, mit einem Gutachten beauftragt. Mit Hilfe eines Laserscannetzes hätten sich die Fachleute mittlerweile ein Geländemodell besorgt und ausgewertet. Jetzt werde vor Ort nachvermessen, um anschließend Hochwasserschutzmaßnahmen auszuarbeiten. Erste Maßnahmen, so Handrick, sollen bereits in den Haushalt 2020 eingestellt werden.

− mic

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