Bier und Spiele: Warum die Darts-WM 20000 Deutsche anlockt

28.12.2019 | Stand 28.12.2019, 10:00 Uhr

Bier und Spiele: Diese Weihnachtsmänner verfolgen die Darts-WM im Londoner Ally Pally stilecht. −Foto: John Walton/dpa

Verkleidet kommen, betrunken gehen: Unter diesem Motto steht für viele Fans ein Besuch bei der Darts-WM. Allein die deutschen Besucher in London könnten ein Fußballstadion füllen. Im "Ally Pally" lässt sich der Gegenentwurf zu vielen anderen Sportarten beobachten.

Was auf Weihnachtsmärkten und in den Familien aus traditionellen Gründen als die besinnlichste Zeit des Jahres gilt, ist im Norden Londons die mit Abstand ausgeflippteste. Über 80 000 Menschen erklimmen in drei Wochen Darts-WM den steilen Hügel hinauf zum Alexandra Palace. Einmal angekommen im Feierpalast zwölf Kilometer nördlich vom Stadtzentrum, kennen die feierlustigen Anhänger meist keine Grenzen mehr. Sie kommen in Scharen und mit bester Laune: zum Beispiel als niederländische Nationalmannschaft, Simpsons oder Super-Mario-Crew. Und ein paar Stunden später – oft in euphorischer oder überschwänglicher Laune – müssen sie von den Security-Mitarbeitern nach Beendigung des Darts-Abends zum Ausgang gebeten werden.

Auf der Bühne haben zuvor in mehreren Duellen jeweils zwei Kontrahenten immer wieder versucht, so schnell wie möglich von 501 auf null Punkte zu kommen. Dabei müssen sie den letzten Pfeil in den schmalen Außenring setzen, wo es die doppelte Punktzahl gibt. Wem das in nur drei Aufnahmen mit insgesamt neun Pfeilen gelingt, schafft das perfekte Spiel: einen der seltenen und stürmisch gefeierten sogenannten Nine-Darter. Drei Spiele (Legs) sind für den Gewinn eines Satzes nötig, je weiter das Turnier fortschreitet, desto mehr Sätze sind für den Sieg im Match nötig.

"Deutschland ist eine der größten Erfolgsgeschichten"

Die Darts-WM in der britischen Millionenmetropole begeistert seit Jahren auch das deutsche Publikum massiv. Etwa 20 000 Deutsche nehmen Flug, Übernachtung und Transfer auf sich, um einmal dort live dabei zu sein, wo es im Fernsehen bei Sport1 oder im Stream von DAZN immer so bunt und spektakulär aussieht.

"Deutschland ist eine der größten Erfolgsgeschichten. Am Anfang waren es nur England und Holland. Wir hatten eine Idee, weil die deutsche Mentalität der englischen ähnelt: Sie lieben Musik, sie lieben Bier, sie wollen ihre eigenen Spieler siegen sehen", sagte Verbandsboss und Promoter Barry Hearn (71) der Deutschen Presse-Agentur in London.

Es ist eine bis ins letzte Detail durchchoreografierte Fete, die den Massen in dem viktorianischen Palast geboten wird. Ein paar besinnliche Lieder vorab dienen daher nur als Beiprogramm, genauso wie die blau-weißen Weihnachtsmützen auf allen 3000 Sitzplätzen oder die zahlreichen Fast-Food-Fressstände, an denen es Cola, Burger, Pommes und Sandwiches zu üppigen Preisen gibt, aber garantiert keinen Salat. "Derzeit spielen wir 16 Millionen Pfund aus, aber mein Ziel sind 20 Millionen", sagte der ambitionierte Hearn: "Und wenn wir 20 Millionen haben, möchte ich auf 30 Millionen hoch."

− dpa