Mannschaft gegen Verein
"Bewusste Falschinformationen": Osterhofener Spieler gehen in Offensive – Vorstand wehrt sich: "Unanständig"

07.05.2022 | Stand 19.09.2023, 3:16 Uhr

Trat geschlossen mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit: Die Mannschaft der Spvgg Osterhofen. −Foto: Franz Nagl

Eigentlich hätte die erste Mannschaft der Spvgg Osterhofen am Samstagnachmittag in der Landesliga Mitte gegen den SV Neukirchen b. Hl. Blut antreten sollen. Doch das Spiel wurde vom Verband abgesetzt und mit 2:0 für die Oberpfälzer gewertet. Hintergrund: Die Mannschaft der Spvgg weigerte sich, zum Spiel anzutreten.

Nun hat sich die Mannschaft geschlossen in einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort gemeldet. Diese liegt heimatsport.de vor, unten ist Sie in voller Länge zu lesen. Darin äußern sich die Spieler zu den Hintergründen der Aktion und verteidigen ihr Vorgehen.

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Wie am Samstag aus Spielerkreise zu erfahren war, ist noch nicht entschieden, ob und wann die Mannschaft wieder den Trainings- und Spielbetrieb aufnehmen wird. Nach dem nun ausgefallenen sportlich weitgehend unbedeutenden Spiel gegen Neukirchen, würde die Spvgg am kommenden Samstag beim Tabellenvorletzten ASV Burglengenfeld antreten – oder eben mit einem Nichtantritt direkten Einfluss auf den Abstiegskampf nehmen. Man sei sich dieser Thematik bewusst und diese intern besprechen, heißt es aus der Mannschaft.

Am Samstagabend holte die Vorstandschaft zur Gegendarstellung aus und verteidigt die sportliche Neuausrichtung des Vereins samt finanzieller Einsparungen. Darin heißt es, bezogen auf das Schreiben der Mannschaft, auch: "In jedem Fall ist es jedoch hoch unanständig dem Verein und somit auch einem Arbeitgeber, Versäumnisse und Unwahrheiten an den Kopf zu werfen."

Die Stellungnahme der Landesliga-Mannschaft der Spvgg Osterhofen im Wortlaut:

"Wir, die I. Mannschaft der SpVgg Osterhofen, haben uns dazu entschlossen, öffentlich zu den aktuellen Themen Stellung zu beziehen.

Fakt ist, dass die Vorstandschaft der Mannschaft am Montag, dem 25. April, mitgeteilt hat, dass die Zusammenarbeit mit Josef Holler und Martin Oslislo, entgegen der vertraglichen Vereinbarung, zum Ende der aktuellen Saison endet. Dies wurde scheinbar in einem unmittelbar vorher stattfindenden Gespräch entschieden. Für uns Spieler war dies komplett unerwartet und ein immenser Schock, da das Gerüst um Team und der sportliche Leitung, für die neue Saison stand und die Vorfreude darauf riesig war.

Dabei gilt es aber zu erwähnen, dass das Gespräch nur zu Stande gekommen ist, weil Holler und Oslislo die Vorstandschaft mit den seit Wochen und Monaten kursierenden Gerüchten um die angeblich neue sportliche Führung der SpVgg konfrontiert hatte. Wann die Vorstandschaft von sich aus das Gespräch gesucht hätte, ist unklar. Fakt ist aber auch, dass die Vorstandschaft die Gerüchte bestritt und vehement betone, nichts mit denen zu tun zu haben. Durch das Bekanntwerden der Trennung von Holler und Oslislo und der dadurch entstandenen medialen Aufmerksamkeit hat sich aber herausgestellt, dass die Gerüchte sich eins zu eins bewahrheitet haben. Nur um ein Beispiel aufzuführen: Von der angeblich neuen sportlichen Leitung wurden bereits Spieler im Namen des Vereins kontaktiert und unter anderem erzählt, dass Holler und Oslislo nächste Saison nicht mehr sportliche Leiter sind, sondern diejenige Person künftig selbst das Amt bekleiden werde. Natürlich stellt man sich dann als Spieler die Frage, wie lange das Ganze schon von Vereinsseite geplant wurde, denn von Zufall kann in diesem Fall definitiv keine Rede sein.

In den Gesprächen mit der Vorstandschaft hat sich außerdem herausgestellt, dass die Entscheidung rein aufgrund persönlicher Differenzen zwischen vereinzelten Personen getroffen wurde. Offizielle Gründe, die von der Vereinsführung aufgeführt wurden, sind schlichtweg falsch und reine Ausrede.Die Mannschaft hat in der Folge versucht, zu retten, was zu retten ist. Es wurden mit allen Beteiligten noch mehrere Gespräche geführt. Unter anderem am 28, April zwischen Vorstandschaft und Mannschaftstrat, wo die Teamvertreter die Meinung der Spieler nochmal klar kommunizierte. Am Ende des Gesprächs lag eine hundertprozentige Zusage von der Vereinsseite vor, dass man sich über das Gerüst um sportliche Leitung nochmals Gedanken macht und uns dann in der darauffolgenden Woche ein Ergebnis mitteilen wird. Passiert ist dies leider nicht.

Am 06. Mai fand nun ein abschließendes Gespräch in größerer Runde statt, das vom ehemaligen Vorstand Michael Stadler organisiert wurde und bei dem die neue Vorstandschaft nun endgültig kommuniziert hat, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Holler und Oslislo ausgeschlossen ist. Abschließend gilt es noch zu erwähnen, dass wir als Mannschaft uns völlig bewusst sind, dass sportliche Veränderungen normal und Entscheidungen der Vorstandschaft zu akzeptieren sind. Allerdings sind eine katastrophale Kommunikation mit den Spielern, nahezu keine Rückendeckung gegenüber dem Team, keine Pläne und Ziele für die neue Saison und bewusste Falschinformationen definitiv nicht das, was man als Spieler von einer Vorstandschaft erwarten kann. Zumal persönliche Differenzen zwischen einzelnen Personen auf dem Rücken des gesamten Teams ausgetragen wurden.

Bei allen Gesprächen ging es der Mannschaft, wie auch Michael Stadler nur darum, die Mannschaft zusammenzuhalten, die Wogen zu glätten, beziehungsweise zu vermitteln, damit der sportlich erfolgreiche und eingeschlagene Weg der Spielvereinigung weitergeführt werden kann. Die Mannschaft hat vor allem aufgrund des Paketes Holler/Oslislo/Karmann für das nächste Jahr zugesagt, da wir im Laufe dieser Saison zu einem eingeschworenem Haufen zusammengewachsen sind. Und dafür wurden von vielen Spielern des aktuellen Teams auch Anfragen von anderen Vereinen abgewiesen. Die Mannschaft ist aufgrund der Vorkommnisse vom Verein und über das Vorgehen der letzten Wochen wie man mit langjährigen Trainern und Spielern umgeht, extrem enttäuscht worden. Diese Vorgehensweise deckt sich nicht ansatzweise mit den Werten, für die wir stehen.

Gezeichnet die I. Mannschaft der SpVgg Osterhofen"


Die Gegendarstellung der Vorstandschaft der Spvgg Osterhofen im Wortlaut:

"Die neue Vorstandschaft sieht es als notwendig an, mit moderaten finanziellen Mitteln in die Zukunft zu gehen. Das betrifft vor allem den Etat der ersten Mannschaft die in
dieser Saison in der Landesliga Mitte ein gutes Bild abgegeben hat. Trotz vieler Verletzungen ist es dem Team gelungen einen Platz im gesicherten Mittelfeld der Tabelle zu erreichen. Mit Uli Karmann ist ein erfahrener Trainer vom Teammanagement Holler / Oslislo für die kommende Saison gefunden worden.

Jedoch sieht es die Vorstandschaft als ihre Pflicht an, den Weg langfristig finanziell zu ordnen und Kosten einzusparen. Deshalb war der Ausschuss gegen die Lösung, dass ein weiterer Trainer an der Seitenlinie als Co-Trainer installiert wird. Man wollte einen Spieler des aktuellen Kaders als spielenden Co-Trainer verpflichten. Ebenso sah der Verein die Zusammenarbeit zwischen dem Landesliga-Kader und der zweiten Mannschaft, welche hauptsächlich aus Spielern die aus der eigenen Jugend entstammen und sich zu 100% mit dem Verein identifizieren, ausbaufähig. Aufgrund der Tatsache, dass langfristig gesehen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen wie zuletzt und der Tatsache, dass aufgrund kursierender Gerüchte Holler/Oslislo ihr Engagement bei der Spielvereinigung aufgeben werden, machte sich die Vorstandschaft auf die Suche nach Lösungen im sportlichen Bereich und kann in Kürze Namen präsentieren. Hierzu müssen aber noch finale Gespräche geführt werden. Gerüchte, dass Helmut Lemberger bereits Tätigkeiten im Auftrag der Spielvereinigung ausführte und u.a. Spieler kontaktierte, weist der Verein aufs Schärfste zurück. Ein eventuelles Engagement mit dem ehemaligen Fußball-Profi, der im Verein eine Jugendmannschaft betreut, nicht in Betracht zu ziehen, wäre aus der Sicht der Vereinsspitze grob fahrlässig. Unstrittig ist die Ausrichtung für die neue Saison. Es ist das Ziel auch weiterhin in der Landesliga eine gewichtige Rolle zu spielen.

Zu den Vorwürfen der Mannschaft in einem offenen Brief zieht der Verein wie folgt Stellung:

Grundsätzlich wird der Zusammenhalt der Truppe nicht infrage gestellt. Ob ein Spieler wegen des Vereins an sich auflaufen würde, kann man nach den Äußerungen dieser Stellungnahme ausschließen. Dass ein Spieler der Landesligamannschaft aus Liebe zum Verein spielt, ist ein Märchen. Das Ziel des Vereins ist, dass der Zusammenhalt in der Gemeinschaft wächst und wieder eine verschworene Einheit wird. In jedem Fall ist es jedoch hoch unanständig dem Verein und somit auch einem Arbeitgeber, Versäumnisse und Unwahrheiten an den Kopf zu werfen.

gez. die Vorstandschaft der SpVgg Osterhofen e.V."