A-Klassist in der Zwangspause:"Wenn im Dorf kein Fußball gespielt wird, dann ist auch nichts los"

27.06.2020 | Stand 19.09.2023, 1:39 Uhr

Jugendleiter Franz Kubitschek (64) nutzt seine freie Zeit als Rentner für seinen Verein und koordiniert die Arbeiten im Hugei-Stadion.

Die Corona-Pandemie hat es gezeigt: "Wenn im Dorf kein Fußball gespielt wird, dann ist auch nichts los", sagt Helmut Weigerstorfer (29), Fußball-Abteilungsleiter beim A-Klassisten SC Herzogsreut (Lkr. Passau). Insofern könnte die Zwangspause den gesellschaftlichen Wert von kleineren Sportvereinen auch stärken, weil die Menschen etwas vermisst haben. Mittlerweile rührt sich wieder was am Trainingsplatz in der Dorfmitte. "Es ist nichts kaputt gegangen und ich denke, wir als Dorfverein kommen besser durch diese Krise wie andere, größere Vereine", meint Weigerstorfer.

Freilich befindet sich auch der SC Herzogsreut seit Jahren im Überlebenskampf. Die Gefahr, dass einige die Stollenschuhe an den Nagel hängen, sei nicht wegzureden, betont der 29-Jährige. "Zwei, drei haben zehn Kilo zugenommen, zwei, drei haben gemerkt, dass es sonntags etwas anderes als Fußball gibt", sagt der Vereinsfunktionär.

Und doch gibt es auch Grund für Optimismus: "Wir haben es trotz Ausgangsbeschränkungen immer geschafft, irgendwie in Kontakt zu bleiben und es wird mit Fußball weitergehen." Der finanzielle Schaden hielte sich ohnehin in Grenzen. Ludwig Schmalzbauer kündigte am zweiten Tag der Kontaktsperren an, dass er in dieser Zeit aufs Trainer-Gehalt verzichtet. Die ein oder andere Aktivität – Trainingslager der Fußballer, Turnier der Stockschützen – musste abgesagt werden und Einnahmen aus Verkauf an Spieltagen fielen weg und trotzdem ist Weigerstorfer zuversichtlich, dass am Ende des Jahres kein nennenswertes Minus stehen wird. Auch wenn der SC Herzogsreut in dieser Woche eine fünfstellige Summe ausgibt – für eine vollautomatische Beregnungsanlage im Hugei-Stadion. Unter der Regie von Jugendleiter Franz Kubitscheck (64), der unterstützt von vielen fleißigen Händen die Arbeiten einer Firma begleitet und koordiniert.

Die SC-Kicker, die seit rund einem Monat wieder gemeinsam Sport treiben, haben durch Umbauarbeiten keinen Nachteil: "Wir trainieren zurzeit eh lieber in der Dorfmitte, damit die Leute sehen, dass wir wieder was machen", erzählt Weigerstorfer, der sich mit seinen Kameraden stets über Zaungäste freuen kann. In diesem Zusammenhang lobt er Trainer Schmalzbauer, "der trotz der Regeln immer ein super Training auf die Beine stellt". Dort geht es dann auch mal etwas lockerer zu: "Es geht jetzt nicht darum, dass jede Ballannahme perfekt ist", sagt Weigerstorfer. "Das hört unser Trainer bestimmt nicht gerne, aber im Moment geht es in erster Linie darum, auf freiwilliger Basis etwas anzubieten."

Sportlich ist die unterbrochene Saison für die Herzogsreuter ohnehin gelaufen. Als Tabellenfünfter mit neun Punkten Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz ist mehr als ein Platz im vorderen Mittelfeld der Rangliste nicht mehr realistisch. Aus diesem Grund konnte sich der SC auch mit Nachbarverein TSV Mauth auf einen Spielerwechsel einigen: Innenverteidiger Michael "Lalle" Plöchinger (31) schließt sich dem Kreisliga-Spitzenreiter an und darf sofort wechseln (siehe unten).

− mid