Bob
Zweite Saison und schon im Europacup: Ex-Leichtathlet Florian Bauer aus Töging schreibt sein Märchen fort

17.11.2017 | Stand 18.09.2023, 20:20 Uhr
Oliver Wagenknecht

Abducken für schnelle Zeiten: Anschieber Florian Bauer (links), hier bei einem internen Ausscheidungsrennen mit seinem bisherigen Piloten Dennis Pihale, fährt ab sofort im Bob-Europacup. − Foto: W. Bauer

Mit Riesenschritten geht’s für ihn auf der Karriereleiter nach oben. Erst letzte Saison von der Leichtathletik zum Bobsport gewechselt, macht Florian Bauer jetzt den nächsten Step: Ab sofort startet der Ex-Sprinter aus Töging im Eiskanal bei Europacup-Wettkämpfen.

"Ein tolles Gefühl, so für seine Arbeit belohnt zu werden", schwärmt der 23-Jährige und bekennt, er sei "stolz, Deutschland vertreten zu dürfen". Sein Debüt für Schwarz-Rot-Gold hat Bauer unlängst im norwegischen Lillehammer gegeben. Beim Auftakt zum Europacup 2017/18 bestritt er eines von zwei Rennen als Anschieber im Zweierbob von Pilot Pablo Nolte vom BSC Winterberg. "Wir konnten beide Male die beste Startzeit erzielen", erzählt Bauer: 5,06 und 5,02 Sekunden. "Leider", so fügt er hinzu, "hatten wir uns am zweiten Tag an der Kufe vergriffen und fielen zurück." Rang 10 (von 22) und unter vier deutschen Bobs nur Letzter – ein Ergebnis mit Luft nach oben. "Trotzdem", sagt Flo Bauer, "wissen wir, wo es mit uns hingehen kann und freuen uns auf die nächsten Rennen."

Eigentlich hätte er ja weiter mit Pilot Dennis Pihale fahren sollen, seinem Kollegen vom BRC Ohlstadt, mit dem er in der Premierensaison richtig durchgestartet war. Doch dann lief’s bei der internen Quali im Oktober nicht rund für das Paar, das in der Vorsaison unter anderem die Deutschlandcup-Serie gewonnen hatte und deutscher Vizemeister der Junioren wurde. Trotz Top-Startzeiten, für die Bauer verantwortlich war, sprang in Altenberg und auf der Heimbahn am Königssee jeweils nur der 7. Platz heraus.

Die überzeugenden Leistungen des Tögingers, der im Frühjahr in den C-Bundeskader aufgenommen worden ist, wurden von Trainerseite aber belohnt: Matthias Höpfner, Europacup-Leiter der deutschen Bobsportler, berief Bauer in sein Team. Dass damit ein bisher überaus erfolgreiches Duo auseinandergerissen wurde, sieht der Beförderte nicht als endgültige Trennung: Er sei doch "von Dennis Pihale nur ausgeliehen", so Bauer.

Mit dem Sprung in die Europacup-Mannschaft hatte er so oder so "insgeheim gerechnet". Das Training "lief den Sommer über sehr gut", berichtet Bauer, der an der TU München Bauingenieurwesen studiert. Auch habe er zehn Kilo an Gewicht zugelegt – und zwar absolut gewollt. War er vorige Saison fast zu leicht für einen Anschieber, kann Bauer nun mit 95 Kilo seine 1,90 m Körpergröße noch effizienter einsetzen.

Selbst eine schwere Verletzung, die ihm im Hochsommer eine fast achtwöchige Zwangspause einbrachte, warf ihn nicht aus der Bahn. Bei einem Anschubwettkampf war er mit dem rechten Fuß unter den etwa 170 Kilo schweren Bob gekommen, was als "knöcherner Sehnenausriss" diagnostiziert wurde. Den zentralen Leistungstest, der für alle Kaderathleten verpflichtend ist, musste Bauer nachholen. Ergebnis: Ganze zwei Wochen nach seinem Wiedereinstieg gewann er und reihte sich unter die zwölf besten Anschieber in Deutschland ein.

Und nun, schwuppdiwupp, startet Bauer international. In wenigen Tagen stehen schon die nächsten Europacup-Rennen auf dem Programm, in Altenberg. Danach folgen Königssee, La Plagne, Innsbruck, Winterberg. Klar habe das für ihn "einen sehr hohen Stellenwert", sagt der Töginger. Das große Ziel für diese Saison lautet: Teilnahme an der Junioren-WM. Die findet Ende Januar in St.Moritz in der Schweiz statt. Daher wolle er sich im Europacup so gut präsentieren, dass einer Nominierung "nichts mehr im Wege steht".

Die Karriereleiter in seiner neuen Sportart möchte Florian Bauer übrigens noch weiter erklimmen – bis zur allerhöchsten Stufe: Als Fernziel hat der ehrgeizige Umsteiger nichts Geringeres im Visier als Olympia 2022 in Peking ...