Ringen
Coach und Schiri im Clinch: Untergriesbacher Trainer auf der Matte disqualifiziert

19.09.2017 | Stand 25.10.2023, 10:58 Uhr

Ernüchtert: Christoph Scherr, der beim Kampf seiner SVU-Ringer in Burgebrach selbst auf die Matte ging, wurde vom Mattenleiter in Minute 5 disqualifiziert. Sein Gegner kassierte so vier Punkte – die entscheidenden zum Sieg der Gastgeber. − Foto: Mike Sigl

Erstmals auswärts, erstmals unterlegen: Die Ringer des SV Untergriesbach haben am Freitagabend ihr Duell in der Fremde mit 13:20 beim TSV Burgebrach verloren. Dabei spielte SVU-Coach Christoph Scherr eine Hauptrolle – und der Mattenleiter.

Man kennt das Phänomen aus Beruf, Alltag und der Liebe: Manchmal passen zwei Menschen nicht zusammen, trotz größter Achtsamkeit finden sie nicht auf einen Nenner, die Chemie stimmt nicht. Solch’ eine Konstellation ergab sich beim Duell der weiß-blauen Ringer im Oberfränkischen im vorletzten Kampf des Abends. Da trat Trainer Scherr angesichts personeller Nöte selbst in der Klasse bis 75 Kilo Freistil auf die Matte, um die zwischenzeitlich erarbeitete 13:12-Führung der Seinen in die richtige Bahn zu lenken.

Scherr, ein Griechisch-Spezialist und mit einem Gewicht unter 70 Kilo eigentlich in einer tieferen Gewichtsklasse beheimatet, konzentrierte deshalb gegen Josef Giehl die Kräfte – fand aber in Mattenleiter Ghasem Ghassabian eben keinen Freund fürs Leben. Im Gegenteil. Zuerst monierte der Unparteiische eine vermeintlich am Hals angesetzte Kopfklammer und belegte den Untergriesbacher mit einem Foul. Dabei sollte es aber nicht bleiben in dem Ringkampf, den Scherr dominierte.

Als nächstes ahndungswürdiges Foul bewertete der Schiedsrichter ein "Finger fassen" von Scherr. Für Regelunkundige sei an dieser Stelle erwähnt, dass ein Kampf nach drei Fouls eines Kämpfers beendet ist, dieser disqualifiziert und so das Duell mit 0:4 zu seinen Ungunsten gewertet wird. Und genau das passierte im Fall Scherr: Nach 4:46 Minuten verwarnte Ghassabian den SVU-Trainer zum dritten Mal und schickte ihn von der Matte. Der Grund: Nach Ansicht des Mattenleiters habe Scherr zu früh im Mittelkreis angegriffen – "ein Witz", sagte Scherr, "ich wollte einfach nur ringen, mein Gegner nicht". Die Konsequenzen: Vier Punkte für die Hausherren, null für den SVU, der damit vorentscheidend mit 13:16 ins Hintertreffen geriet.

Im finalen Duell des Abends vor 63 zahlenden Fans zog dann Florian Unfried gegen den deutlich schwereren und hochüberlegenen Dominik Winkler den Kürzeren und musste nach 47 Sekunden auf die Schultern. 13:20 also der Endstand in einem Ringkampf, den die Gäste durchaus für sich hätten entscheiden können. Auch ohne ihren Junior Jonas Lenz, der berufsbedingt ebenso passen musste wie Tamas Fodor. Doch der Nicht-Antritt des Ungarn konnte von der weiß-blauen Auswahl durch die starken Auftritte von Erkan Celik (knapper Punktsieg gegen Jens Brosowski) und Christoph Bauer (klarer Punktsieg gegen Marcin Marcinkowski) kompensiert werden. Lenz’ Fehlen bedeutete hingegen: unbesetzte 57-Kilo-Klasse, vier Zähler für Burgebrach. Deren Punktekonto füllte sich auch durch die Niederlagen von Johannes Lenz gegen Dragos Florin Cimpanu (61 Kilo/ 0:4/Technische Überlegenheit) und Jakob Rottenaicher gegen Michael Giehl (86 Kilo/0:4/Technische Überlegenheit).

Vor den beiden letztlich entscheidenden der zehn Duelle des Abends hatten Christoph Fenzl, Witalis Lazovski und Nikolay Kurtev feine Erfolge verzeichnet und den möglichen Grundstein für einen Auswärtssieg gelegt – doch wie das Leben so spielt, entscheidet manchmal eine einzige Beziehung über Wohl oder Wehe, Sieg oder Niederlage.