BFV-Präsident Dr. Koch moderat: "Lösungen anbieten, Vereine erhalten"

18.03.2014 | Stand 18.03.2014, 11:29 Uhr

Fair-Play-Liga bald für die U9: Derzeit diskutieren die Kreistage des Bayerischen Fußball-Verbandes darüber, on bei den jüngsten Fußballer etwa ohne Schiedsrichter gekickt werden soll – das Ergebenis ist noch offen. − Foto: Geisler/rogerimages

Der bayerische Amateurfußball richtet sich auf Umbrüche ein. Auf den Kreistagen geht es um Antworten auf den zunehmenden Schwund an Vereinskickern. heimatsport.de traf in Waldkirchen Dr. Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, zum Gespräch.

Herr Dr. Koch, was empfinden Sie als Amtsrichter und Fußball-Funktionär nach dem Urteil gegen Uli Hoeneß?

Dr. Rainer Koch: Die Haltung von Uli Hoeneß, das Urteil des Landgerichts München zu akzeptieren, ist sehr respektabel. Es handelt sich um eine Verfehlung im privaten Lebensbereich, die nichts an der Beurteilung seiner Lebensleistung im Fußball ändert. Wichtig scheint mir aber auch zu sein, dass der Prozess gezeigt hat, dass Recht und Gesetz in Deutschland gleichermaßen für alle gelten.

Herr Koch, die Kreistage sind im Gange, auf den Tagungen geht es einmal mehr darum, Antworten auf den demographischen Wandel zu finden. Sind Sie mit den Ergebnissen der bisherigen niederbayerischen Kreistage in Landshut und Straubing zufrieden?

Koch: Das waren zwei sehr gute Kreistage in harmonischer Atmosphäre mit zum Teil entgegengesetzten Ergebnissen bei den Meinungsbildern. Insofern bin ich gespannt, welche Ergebnisse die beiden anderen niederbayerischen Kreistage bringen werden.

Sind die bisherigen Ergebnisse im Sinne des Verbands?

Koch: Bei den Themen, die auf den Kreistagen behandelt werden, wollen wir abfragen, wie sich die Vereine zu den vier Fragestellungen positionieren. Zur Fair-Play-Liga und zum freiwilligen Spielklassenwechsel haben wir im BFV-Präsidium eine klare Position, die wir auch vertreten.

Das Präsidium befürwortet beide Positionen.

Koch: Wir haben bisher nur im Kreis Landshut eine klare Ablehnung der Fair-Play-Liga, während Straubing im bayernweiten Trend liegt, wonach eine Mehrheit für die Einführung einer Liga im U9-Bereich ist, in der ohne Schiedsrichter und ohne engen Eltern-Kontakt gespielt wird. Die Frage nach dem freiwilligen Spielklassenwechsel kann man, glaube ich, nach inzwischen 14 von 24 Kreistagen als beantwortet ansehen. Er wird kommen.

Das heißt?

Koch: Es geht darum, dass ein Verein vor der Saison erklärt, in welcher Liga er spielen will. Freiwilligen Aufstieg wird es übrigens nicht geben (lacht).

Läuft man da nicht zuweilen Gefahr, den Fußball zu verwässern?

Koch: Es geht vor allem darum, die Vereine zu erhalten und Lösungen anzubieten, die das gewährleisten können. Bei dem Rückgang der Zahl junger Menschen muss der Verband neue Kooperationsformen ermöglichen und den Spielbetrieb flexibel gestalten.

Nehmen wir das Modell der flexiblen Mannschaftsstärken. Da können Puristen sagen, neun gegen neun ist kein echter Fußball. Was entgegnen Sie?

Koch: Dann ist das Problem noch nicht sichtbar angekommen an Ort und Stelle. Aber der Tag wird jedenfalls kommen, an dem in einzelnen Vereinen nur noch neun Spieler da sind. Und dann stellt sich die Frage, was passiert jetzt? Wenn dann elf Spieler gegen neun spielen, wird das auf Dauer keinen Spaß machen. Der Fußball-Verband will aber nichts mit Gewalt gegen seine Vereine durchsetzen. Ganz im Gegenteil. Haben sich aus Ihrer Sicht denn die Aufregungen rund ums Thema Futsal gelegt?

Koch: Das weiß ich nicht. Ich habe nur die Aufregungen nicht verstanden, weil das, was diskutiert wurde, zum Teil nie beschlossen war. Hallenfußball muss nach offiziellen Hallenspielregeln gespielt werden. Und ansonsten habe ich immer gesagt, dass, solange die FIFA uns keine anderen Vorgaben macht, wir nie vorschreiben, welche Spielform bei privaten Turnieren zur Anwendung kommt. Grundsätzlich meine ich, wir müssen uns in den Vereinen mit der Frage befassen, was uns vornehmlich wichtig ist. Ist es nur die Anzahl der Euros, die ich mit einem Turnier hier und heute verdienen kann, oder sind es die Auswirkungen auf die Zahl der jungen Fußballer, die ich in kommenden Jahren haben kann?

Herr Koch, die Begnadigung eines Torwarts, der in Burgkirchen eine Schiedsrichterin tätlich angegriffen hatte und gesperrt wurde, hat für große Aufregung gesorgt. Können Sie die Aufregung verstehen?

Koch: Wir haben den Torwart doppelt so lange wie üblicherweise von der Sportart ferngehalten. Und wer mich kennt, weiß, dass ich Gewalt gegen Schiedsrichter verurteile und in keinster Weise toleriere. Aber wir sind auch ein Teil der Gesellschaft, und irgendwann sind wir dann auch in der Pflicht, einem Menschen eine zweite Chance zu geben.

Das komplette Interview von Martin J. Freund mit dem BFV-Präsidenten Dr. Rainer Koch lesen Sie in der Dienstags-Ausgabe der Passauer Neuen Presse.