Tobias Baumann pfeift sich nach oben

09.08.2014 | Stand 17.09.2023, 23:38 Uhr

Pfeift sein zweites Regionalligaspiel: Tobias Baumann vom TSV Seebach mit seinen Assistenten Matthias Braun (SR-Gruppe Deggendorf/r.) und Jochen Gschwendtner (SR-Gruppe Eggenfelden). − F.: red

Als der Bezirks-Schiedsrichterausschuss von Niederbayern unter Vorsitz von Franz Bachinger (Passau) vor drei Jahren Tobias Baumann vom TSV Seebach für die damals dreigleisige Landesliga nominierte, revanchierte sich der ehrgeizige Student mit einer tadellosen Saisonleistung und dem zweiten Platz unter insgesamt 60 Referees in ganz Bayern. Die Folge: Der gelernte Bankkaufmann stieg in die Bayernliga auf und schaffte auch den Sprung auf die DFB-Liste. Tobias Baumann überzeugte mit seinen Assistenten Jochen Gschwendtner und Quirin Demlehner (beide SR-Gruppe Eggenfelden), Matthias Braun (SR-Gruppe Deggendorf) und Alexander Schuster (SR-Gruppe Wolfstein) die Beobachter in der vergangenen Bayernligasaison erneut und schaffte den Sprung in die vierte Liga – in die Regionalliga. Und weil Tobias Baumann auch noch als Spielleiter in der A- und B-Junioren-Bundesliga bundesweit im Einsatz war (und bleibt), waren die Wochenenden in der Saison 2013/14 mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden.

Was für eine "Bilderbuchkarriere": Mit 18 Jahren leitete der ehemalige B-Juniorenspieler des TSV Seebach bereits Spiele in der Kreisliga. Die Liebe zur Schiedsrichtertätigkeit wurde bereits zu Grundschulzeiten auf dem Pausenhof in Seebach gelegt, als der kleine Baumann mit einem selbstgenähten Schiedsrichtertrikot von seiner Mutter die Rolle des Spielleiters übernahm. Unter dem damaligen Obmann der Gruppe Deggendorf, Ulrich Peschl, belegte der Jugendliche aus Seebach einen Neulingslehrgang. "Bis heute habe ich diesen Entschluss nicht bereut und bin immer noch mit großer Freude dabei", sagt Tobias Baumann. In den zurückliegenden acht Jahren ist der Student der Wirtschaftspädagogik sechs Mal aufgestiegen und hat mehr als 800 Spiele geleitet. "Ich wurde seitens der Gruppe Deggendorf und des Bezirks-Schiedsrichterausschusses Niederbayern optimal gefördert, hatte jede Menge Glück und stellte mich wahrscheinlich nicht allzu unbeholfen bei meinen Spielleitrungen an. Einen großen Anteil an meinem Erfolg hat sicherlich auch mein Mentor und Schiedsrichterkollege Harry Nirschl, der mich seit den ersten Einsätzen im Herrenbereich begleitet und meine Leistungen beurteilt." Nicht "ganz unschuldig" an seinem bisherigen Werdegang seien auch die Assistenten, sagt der stellvertretende Gruppenobmann der Deggendorfer Schiedsrichter.

Tobias Baumann spricht vom "Kennenlernen neuer Spielorte und Spielkulturen, die für die eigene Entwicklung sehr förderlich sind", wenn von der Junioren-Bundesliga die Rede ist. Es sei für ihn "schon etwas Besonderes", wenn er für Spiele in Dresden, Leipzig, Cottbus, Dortmund, Gelsenkirchen oder gar in Kiel eingeteilt wird. Die Leitung von Relegations- bzw. Benefizspielen vor großen Zuschauerkulissen seien immer "etwas Schönes für den Schiedsrichter". Aber auch das "ganze Drumherum" könne zum Highlight werden. So zum Beispiel ein gemeinsames Spagetti-Essen mit Nationalspieler Julian Draxler nach einem Juniorenspiel in Gelsenkirchen.

Schiedsrichter müssen ein "dickes Fell" haben. Tobias Baumann nimmt’s locker: "Jedem Schiedsrichter ist bewusst, dass er es nicht allen Beteiligten auf und neben dem Spielfeld Recht machen kann. Man gibt immer sein Bestes." Natürlich könne es vorkommen, dass auch ein Schiedsrichter mit "dem falschen Fuß aufgestanden ist". Dann sei Kritik berechtigt und nachvollziehbar – "solange sie in einem gewissen Rahmen bleibt."

"Je höher die Liga, desto dünner die Luft"Steigt wieder ein Schiedsrichter aus der Gruppe Deggendorf in die Fußstapfen von Josef Hofmeister (Spvgg Plattling), Helmut Falter (FC Edenstetten) und Friedrich Bielmeier (Spvgg Deggendorf), die in den siebziger und neunziger Jahren in der 1. Bundesliga als Assistenten an der Linie im Einsatz waren? "Je höher die Liga, desto dünner wird die Luft", beurteilt BSO Franz Bachinger die Aufstiegschancen. "Ich mache mir diesbezüglich gar keinen Kopf. Ich versuche, meine Spiele so gut wie möglich zu leiten und in meiner neuen Spielklasse Fuß zu fassen. Alles andere ergibt sich von selbst oder eben nicht", gibt sich Baumann da ganz entspannt.

Seine Feuertaufe in der Regionalliga Bayern hat Tobias Baumann bereits hinter sich. "Es ist sehr gut gelaufen", fasst der 25-Jährige seine Spielleitung zwischen den Würzburger Kickers und dem FC Memmingen (4:0) zusammen. Am Samstag leitet der junge Deggendorfer nun die Partie SV Seligenporten (ein Dorfverein in der Oberpfalz) gegen den FCE Bamberg.