Rassismus-Vorfall: Zuschauer entschuldigt sich bei Spielern – "Konnte kaum schlafen"

12.08.2016 | Stand 18.09.2023, 23:40 Uhr

"Gemeinsam + fair": Mit diesem Slogan wirbt der Bayerische Fußball-Verband für Fairness, Respekt und Toleranz. − Foto: BFV

Große Geste nach verbalem Ausfall: Der Vorfall in Salzweg, als am Wochenende beim 3:3 ein Zuschauer zwei Spieler des TSV Grafenau rassistisch beschimpfte, hat hohe Wellen geschlagen. Der Artikel wurde vielfach geteilt und in Schiedsrichter-Foren heiß diskutiert. Bereits am Dienstag hat sich der Zuschauer bei den Spielern und bei beiden Vereinen entschuldigt. "Ich wäre an dem Tag am liebsten im Boden versunken und konnte nachts kaum schlafen", sagte er der Redaktion in einem Gespräch am Freitagmorgen.

Zudem habe er die TSV-Spieler Marco Fernandes de Lima (23) und Thomas Vnuk (22) auf gar keinen Fall rassistisch beschimpfen wollen, sagte er mehrmals mit Nachdruck. Er habe gar nicht geschaut, "wer überhaupt in der Mauer steht. Ich wollte ja nur, dass die zurückgehen", erklärte er. Seine Wortwahl sei deshalb aber noch lange nicht zu rechtfertigen. Schon am Sonntagmorgen habe er dann beschlossen, bei den Spielern und den Vereinen persönlich vorzusprechen und sich zu entschuldigen.

Am Dienstagnachmittag machte er sich also auf zu einem Sportartikelgeschäft, um zwei Spielbälle im Wert von je 139 Euro zu kaufen. Zuvor hatte er bereits zwei Kisten Bier und einen Gutschein für 50 Liter Bier gekauft. Am selben Abend dann tauchte der Mann mittleren Alters in Grafenau beim Training auf – und entschuldigte sich persönlich bei den beiden Spielern de Lima und Vnuk, die er zudem auf seine Kosten in sein Lokal einlud. Beide Spieler freuten sich über die Geste und nahmen die Entschuldigung an. Außerdem entschuldigte sich der Zuschauer bei den Grafenauer Verantwortlichen um Abteilungsleiter Andreas Reitberger. Davor hatte er bereits einen der Spielbälle sowie die beiden Kisten Bier übergeben.

"Ich übertreibe nur wenig, wenn ich sage, dass er fast Tränen in den Augen hatte, als er sich vor versammelter Mannschaft entschuldigte. Es ist viel mehr als eine schöne Geste, dass er persönlich kommt; und dann sogar noch so viel mitbringt. Für uns ist das damit ganz klar erledigt. Wir denken jetzt sicher nicht ’Oh nein, jetzt müssen wir nach Salzweg, da wo die sind‘", erzählt Reitberger vom Besuch des Überraschungsgastes am Dienstagabend. Der Abteilungsleiter des FCS, Andreas Rohmann, hatte seinen Kollegen aus Grafenau, Reitberger, bereits am Sonntag angerufen und sich von Seiten des Vereins für den Vorfall entschuldigt.

"Es ist aus der Emotion heraus passiert, und er hat das Wort auch gar nicht im rassistischen Sinn gemeint. Jeder, der auf dem Platz mitwirkt, weiß, dass man schnell einmal was sagt, das einem im nächsten Moment Leid tut. Aber, noch einmal: Sich hinzustellen und persönlich zu entschuldigen, ist mehr als eine schöne Geste", unterstrich Reitberger.

Am Donnerstag besuchte der Zuschauer dann das Training FC Salzweg und entschuldigte sich danach ebenfalls bei der Mannschaft und dem gesamten Verein. Er übergab dazu einen Spielball und einen Gutschein für 50-Liter-Bier.