Bundesliga-Assistent Marco Achmüller im Interview: Warum es sich lohnt, Schiri zu werden

29.01.2015 | Stand 29.01.2015, 12:42 Uhr

Gut gelaunt in die Bundesliga: Marco Achmüller (rechts) feixt mit Kollege Benjamin Brand; vorne mit Kind: Referee Deniz Aytekin; Schalks Stürmer-Star Klaas-Jan Huntelaar amüsiert sich.

Die Karriere von Marco Achmüller (35, SV Würding) als Unparteiischer begann mit der Schiedsrichter-Prüfung 1995. Von da an ging’s stetig bergauf – vor allem als Assistent an der Linie.

Als Schiedsrichter leitete er bis zur Saison 2010/2011 Spiele in der 3. Liga. Seitdem pfeift er Regionalliga. Seit der Saison 2007/2008 assistiert der Speditionskaufmann bei Bundesliga-Spielen an der Seite von Deniz Aytekin, Felix Brych, Felix Zwayer und vielen anderen Bundesliga-Referees, seit vergangenem Jahr auch bei internationalen Duellen als FIFA–Schiedsrichterassistent.

Im Interview spricht der Bad Füssinger über seine Passion und den "ganz normalen Alltag" zwischen Familie, Beruf und den Einsätzen von der Regionalliga Bayern bis zur Europa- und Champions League.

Marco Achmüller, diese Woche startet die Bundesliga in die Rückrunde, freuen Sie sich schon wieder auf Fußball?Achmüller: Ja, ich freu' mich auf die Rückrunde, die für mich am Samstag mit dem Derby in der 3. Liga zwischen dem VfL Osnabrück und Arminia Bielefeld mit SR Deniz Aytekin beginnt. Aber es ist für mich auch immer wichtig, mal ein paar Wochen vom Fußball und den Reisestrapazen abschalten zu können, um Zeit mit Frau und Familie zu haben, die ja sehr viel zurückstecken müssen.

Ihre letzten Einsatz–Stationen im vergangenen Jahr hießen Wolfsburg, Dortmund, Freiburg, Moskau, Hamburg, San Marino und Bilbao. Ist das so gigantisch wie es sich anhört oder bekommen Sie von den meisten Spielorten nur Flughafen, Hotel und Stadion mit?

Achmüller: Nein leider bekommt man nicht viel von den Städten zu sehen. Wir reisen am Vortag des Spiels an und bei nationalen Einsätzen nach dem Spiel noch nach Hause, bei internationalen Spielen gleich am nächsten Morgen. Wir sind ja auch keine Touristen, sondern müssen dort unseren Job erledigen, wie die Spieler ihren.

Ist das stressig?

Achmüller: Ja, das ist schon oft sehr stressig. Nur als Beispiel mein Programm von Ende November mit drei Spielen in sieben Tagen. 22.11: Abreise nach Hamburg; 23.11.: Bundesliga Hamburger SV – Werder Bremen; 23.11.: abends Heimreise; 24.11.: Abreise nach Moskau; 25.11.: Champions League ZSKA Moskau – AS Roma; 26.11.: Heimreise; 27.11.: Abreise nach Freiburg; 28.11.: Bundesliga SC Freiburg – VfB Stuttgart; 29.11.: Heimreise. Und man darf nicht vergessen, das wir auch noch arbeiten und eine Familie haben. Und trainieren sollen wir ja auch ...

Ihre Schiedsrichter-Karriere hat 2014 richtig Fahrt aufgenommen, es ging auf die internationale Bühne: Gab es in dem vergangenen zwölf Monaten einen absoluten Höhepunkt?

Achmüller: Jedes internationale Spiel ist ein Höhepunkt. Alleine die Europa-League- oder Champions-League-Hymnen zu hören, bringt immer Gänsehaut mit sich. Aber die schönste Partie der letzten 12 Monate war wohl Atletico Madrid gegen Juventus Turin.

Was ist interessanter: Schiri in der Regionalliga oder Assistent in der Champions League?

Achmüller: Es ist beides interessant – aber nicht vergleichbar. Als Schiedsrichter in der Regionalliga hat man ganz andere Aufgaben und Ansätze im Gegensatz zu den Spielen als Assistent in der Champions oder Europa League – bei internationalen Spielen ist alles extrem professionell und geplant.

Es ist ja logisch, dass nicht jeder Ihr Niveau erreichen kann, aber warum können Sie jungen Menschen nur empfehlen, es mit der Schiedsrichterei zu probieren?

Achmüller: Das stimmt, nicht jeder kann es in die Bundesliga schaffen – aber jeder hat die Chance. Und das Schöne an der Schiedsrichterei ist, dass sich jeder persönlich weiterentwickelt, er lernt den Umgang mit Menschen, mit Fehlern umzugehen, muss entscheiden, sich durchsetzen und erfährt Teamgeist, obwohl man eigentlich Einzelsportler ist. Und die Kameradschaft unter Schiedsrichtern in den SR-Gruppen und -Bezirken ist schon einmalig, das ist wie eine große Familie.

Das ausführliche Interview lesen Sie am Freitag, 30. Januar, in der Passauer Neuen Presse/Sport.