Straßenfußballer Edward sucht in Franken das Glück

19.08.2014 | Stand 19.08.2014, 11:00 Uhr

Das gegnerische Tor ist sein Ziel. Der Deggendorfer Edward Hinz stürmt jetzt für den 1. FC Nürnberg. − Foto: Privat

Kicken wie Ronaldo, Messi oder Schweinsteiger, eine Karriere als Profi-Fußballer – welcher Bub träumt, gerade in diesen Tagen nach dem deutschen WM-Triumph, nicht davon? Dass der Weg zum Ruhm bisweilen sehr steinig sein kann, nicht selten auch in eine Sackgasse mündet – diesem Thema widmet sich heimatsport.de in den nächsten Wochen die mehrteilige Serie "Der Traum vom Profi-Fußball". Heute: Edward Hinz (14) aus Deggendorf.

Tore, Tore und nochmals Tore. Das ist Edward Hinz‘ (14) Motto. Er ist Stürmer, kein schlechter. Unglaubliche 131 Mal jagte er das Leder in die Maschen, in nur 68 Spielen. Das war in der U13, heute spielt der Deggendorfer Edward Hinz beim 1. FC Nürnberg – kein Wunder bei dieser Trefferquote.

Schon früh zeichnet sich ab, dass für Edward Fußball wichtig ist. "Mit drei Jahren spielte er bei uns Zehn-Jährigen mit. Eine Sonderbehandlung bekam er aber nicht", bemerkt sein Bruder Andreas (21). "Vielleicht hat ihn das ein wenig abgehärtet und bringt ihm jetzt etwas", fügt er mit einem Lachen hinzu.

Zuletzt schnürte er für die Spvgg GW Deggendorf die Schnürsenkel, jetzt geht er in Nürnberg bei den "Clubberern" auf Tore-Jagd – wird meist im zentralen offensiven Mittelfeld oder im Sturm eingesetzt. "Der Club meldete sich erst telefonisch bei uns, um Edward zum Probetraining einzuladen", beschreibt Mutter Natalia. Und schon da hinterließ der 14-Jährige bei den Franken einen bleibenden Eindruck. "Als Gastspieler bei einem späteren Turnier vergewisserten sich die Trainer und der Jugendleiter nochmal von seinem Talent", erzählt sie weiter. Und wieder überzeugte Edward. So stand schnell fest: Die Franken wollen den Niederbayern, und der gebürtige Deggendorfer möchte Wahl-Nürnberger werden.

Für die Eltern kein Problem: "Es war keine schwierige Entscheidung für uns. Edward wollte das und hat sich selbst für Nürnberg entschieden. Irgendwann wäre Edi sowieso ausgezogen", sagt Vater Eduard. "Er weiß, dass wir immer für ihn da sind und wo sein Zuhause ist."

Ein großen Unterschied macht es im Hause Hinz sowieso nicht, denn Edward war so gut wie nie zu Hause. Fußball hier und Fußball da. "Natürlich ist es merkwürdig, es ist ruhiger und man vermisst ihn sehr. Aber er war wenig zu Hause. Nach der Schule machte er seine Hausaufgaben und gleich ging’s weiter auf den Fußballplatz." Edward Hinz ist ein Typ moderner Straßenfußballer, und jetzt kann er die Früchte seines Ehrgeizes ernten – in Nürnberg.

Zwischen Deggendorf und Nürnberg liegen 180 Kilometer – eine lange Fahrtstrecke, die Edward von seiner Familie trennt. Er fühlt sich dennoch pudelwohl in Nürnberg. Schließlich weiß er: "Meine Familie ist für mich da." Das beweist ihm auch der enorme Aufwand, den sie für Edward betreiben. "Wir haben keinen konkreten Fahrplan. Wir versuchen, seine Heimspiele zu sehen und ihn nach Hause zu holen, wenn er frei hat", sagt Mutter Natalia.

Das Wochenende plante Familie Hinz bisher sowieso immer für Fußball ein. Jetzt geht’s eben nur noch jedes zweite Wochenende – und mit größerem Aufwand. Aber den eigenen Sprössling vielleicht einmal im Trikot eines Profi-Clubs spielen zu sehen, ist es ihnen wert.