Rassismus und Tumult bei A-Jugend-Spiel: Oberpolling muss 200 Euro Strafe zahlen

02.03.2014 | Stand 02.03.2014, 19:33 Uhr

So berichtete die PNP am 24. Oktober 2013 über die Vorfälle beim A-Jugendspiel in Oberpolling. Nun hat das Jugend-Bezirkssportgericht ein Urteil gefällt. −Ausriss: Bircheneder

"Neger" und "Kanacken": Beim A-Jugend-Spiel zwischen Oberpolling und Hofkirchen im Oktober 2013 wurden zwei dunkelhäutige Hofkirchner Spieler rassistisch beleidigt (heimatsport.de berichtete), auf dem Platz kam es zum Tumult, der Schiedsrichter wurde verbal bedroht, die Eskalation drohte. Jetzt hat das Jugendsportgericht Niederbayern sein Urteil gefällt: Der SV Oberpolling muss "wegen Verletzung der Platzdisziplin gemäß § 73 Abs. 1 RVO" 200 Euro Geldstrafe zahlen, zudem die Kosten des Verfahrens in Höhe von 20 Euro.

Mit diesem Urteil hat Wolfgang Bartl, Jugendleiter beim SV Hofkirchen, so seine Probleme, um es freundlich zu formulieren: "Eine Aufarbeitung kann ich nicht feststellen." Zum einen ärgert sich der Jugendleiter über den Spruch des Jugendsportgerichts, zum anderen über den SV Oberpolling, der es nach seiner Meinung nicht für nötig erachtet habe, sich bei den beiden Spielern zu entschuldigen. Beide dunkelhäutigen Spieler haben laut Bartl auf Strafanzeigen gegen die rassistischen Krakeeler verzichtet.

Der Hofkirchner Jugendleiter wird seine Konsequenzen ziehen, seine Meinung zum Urteil schriftlich formulieren und an mehrere Funktionäre des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) schicken – vom Kreisjugendleiter bis zu Dr. Felix Brych, dem obersten Jugend-Beauftragen des BFV. Zudem werde Bartl "prüfen, ob wir noch einmal eine Jugendmannschaft nach Oberpolling schicken". Der Hofkirchner Jugendleiter betont aber ausdrücklich, dass er dem SV Oberpolling nicht schaden wolle, "es geht mir um die Zuschauer und die Umstände". Und bei den Zuschauern würde möglicherweise ein Umdenken stattfinden, wenn das Jugendsportgericht den Verein mit einer Platzsperre belegt hätte – möglich wäre dies nach § 73 Abs. 4 RVO (Rechts- und Verfahrensordnung), erläutert Bartl.

Der zweite betroffene Verein, der SV Oberpolling, wollte sich weder zum Urteil noch zu dessen Inhalt äußern. Ausführlich zum Thema informierte jedoch Thomas Kagerbauer, Konfliktmanager beim Bayerischen Fußball-Verband. Kagerbauer hatte mit beiden Parteien in mehreren gemeinsamen Sitzungen versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. "Beide Vereine haben sich ordentlich verhalten und gut zusammengearbeitet", blickt der Konfliktmanager zurück. So haben sich nach den Worten Kagerbauers auch Vertreter des SV Oberpolling im Vereinsheim des SV Hofkirchen bei den anwesenden beiden dunkelhäutigen Spielern öffentlich entschuldigt. Und beide Vereine hätten fürs Rückspiel vereinbart, dass dort eine Aktion gegen Rassismus gestartet werde.

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