Frauen-Teams kicken lieber in der Freizeitliga – weil die Fußballerinnen immer jünger werden

11.11.2015 | Stand 11.11.2015, 15:37 Uhr

Freizeitliga macht Spaß – das beweisen die jungen Fußballerinnen des TSV Grafenau. Weil in dieser Liga Mädchen ab 14 Jahren mitspielen dürfen, ist diese Klasse für viele Vereine im Bayerwald attraktiv – und machbar. − Foto: Göstl

Mehr Frauen auf den Fußballplatz: Bei den "Runden Tischen" des Bayerischen Fußballverbandes wird derzeit in den 24 bayerischen Fußballkreisen über die Zukunft des Frauen- und Mädchenfußballs diskutiert – so wie jüngst in Innernzell (Landkreis Freyung-Grafenau). Und siehe da: Die weiblichen Fußballer wollen dem runden Leder lieber in der Freizeitliga nachjagen als in der Liga-Punkterunde. Und warum? Ganz einfach: Weil bei vielen Vereinen nicht ausreichen junge Frauen Fußball spielen, ist die Freizeitliga machbarer, denn in dieser Liga können schon Mädchen ab 14 Jahren mitkicken, in Liga-Mannschaften müssen die Fußballerinnen 16 Jahre alt sein.

Beim Termin in Innernzell lautete die übergeordnete Frage: "Wo steht der Frauen- und Mädchenfußball im Kreis Bayerwald?" Eingangs erläuterte Karin Mayr, sie ist Mitglied im Verbands-Frauen- und Mädchenausschuss (VFMA), die aktuelle Situation im Fußballkreis. Derzeit seien nur zwei Juniorinnenmannschaften im Spielbetrieb gemeldet. Bei den Damen nehmen nur acht Vereine am Ligabetrieb teil, zehn Vereine spielen in der Freizeitliga – "Zahlen, die verborgenes Potenzial vermuten lassen".

Das bestätigte Roland Geiger, Übungsleiter des SV Geiersthal: "Bei uns sind die Mädels voll dabei, mit rund 25 Spielerinnen ist die Resonanz sehr hoch und wir brauchen im Juniorinnenbereich ein gut strukturiertes Angebot an ausdifferenzierten Altersklassen ohne Lücke, um die Mädels längerfristig und altersgerecht am Ball halten zu können."

Anders sieht es in Innernzell aus: "Nur einige wenige Mädchen begeistern sich bei uns für Fußball", sagten Markus Ilgmeier und Martin Bauer vom Gastgeberverein SSV Innernzell. "Wir haben zu wenig Spielerinnen, versuchen den Weg über Spielgemeinschaften."

Ein Lösungsansatz könnte die Freizeitliga sein. Ein ursprünglich eingeführtes Modell, um Mädchen gezielt an den Fußball und den Spielbetrieb heranzuführen. Viele Vereine spielen nun aber lieber in der Freizeitliga als in der eigentlichen Punkterunde. Ob gewollt oder ungewollt, oder warum das so ist, diese Fragen stellten die BFV-Gesandten den Vereinsfunktionären. Die Antwort war schnell gefunden. Es liegt nicht am etwaigen Leistungsdruck, auch nicht an Wegstrecken und Fahrzeiten – sondern an der augenblicklichen Altersregelung. In der Freizeitliga dürfen Mädchen ab dem 14. Geburtstag kicken. Das ist im Ligabetrieb unmöglich, hier muss man mindestens 16 Jahre alt sein.

Viele Vereine in Kreis Bayerwald sind aber zwingend auf die unter 16-Jährigen angewiesen, um überhaupt eine Mannschaft stellen zu können. Zudem ist die Freizeitliga flexibler. "Es ist möglich, nach Absprache mit dem Gegner mehr als 15 Spielerinnen an einem Spieltag einzusetzen", sagte die Kreisbeauftragte Steffi Schwarz. Zudem können Spiel- und Anstoßzeiten variabler und flexibler gehändelt werden.

Das Plädoyer der Vereine lautete daher, diese Altersregelung zu überdenken. Denn durch eine Reform versprechen sich einige Vereinsvertreter, dass mittel- bis langfristig mehr Damen-Teams in den offiziellen Ligabetrieb wechseln werden – der BFV muss da am Ball bleiben.

Im Fußballkreis Passau wird über dieses Thema am Mittwoch, 2. Dezember, ab 19 Uhr in Ortenburg (Gasthaus Zum Koch) diskutiert.