Bayern gegen Barça, Flamenco- & Samba-Tänzer gegen Schuhplattler, 3:2 – die etwas andere Sicht der Dinge des Europapokal-Abends in der Münchner Arena.
MEDHI BENATIA: Tschingderassabum, Kopfball, 1:0 für den Stern des Südens, der FC Bayern träumt. Tschingderassabum, der Marokkaner mit dem Teddybären-Gesicht tagträumt das erste Mal, 1:1. Tschingderassabum, Medhi nickert hinter Lahm ein, 2:1 für Barça. Hinten raus probiert‘s Benatia mit gepflegter Härte, das zieht beim Gegner. Logo: Benatia ist wie Verbotene Liebe, einmal die Woche reicht, fürs Abendprogramm in der Champions League nicht.
BASTIAN SCHWEINSTEIGER: Käptn der Nationalmannschaft, Vize-Käptn des FC Bayern, aber ein Auslaufmodell. Schade, sehr schade. Schweinsteiger ackerte, rackerte wie ein Berserker, aber als reines Kampfschwein wühlt er nur auf, zerstört sein eigenes Denkmal – sehr sehr schade. Um nächstes Jahr nicht vollends durchs Raster zu fallen, braucht Schweini Müller-Wohlfahrt-Kügelchen und mehr Pausen, um in ausgesuchten Partien glänzen zu können.
MARIO GÖTZE: Mensch Mario. Einfach nur traurig, unser WM-Held wandelt in München auf den Spuren von Sebastian Deisler. 30 Minuten tänzeln im Seitenaus zum Warmmachen, in Minute 87 vom Trainer auf den Platz gedemütigt, harte Kost für einen 22-Jährigen. Mensch, Mario, wechsel – BITTE.
MARC-ANDRE TER STEGEN: Ups, was war denn das? Dass der Mönchengladbacher auf der Linie ein Reflex-Monster ist, wussten wir ja schon immer. Aber der Jung vom Niederrhein hat im Barça-Hemdchen das Kicken gelernt. Und wie, Marc war der bessere Manu, ruhig, sauber, mit dem rechten wie mit dem linken Füsschen. Zeit, dass Herr Löw die Spaßbremsen Ron-Robert und Roman raussortiert und diesem Jüngling eine neue Chance gibt. Aber pronto.
ALONSO/THIAGO/BERNAT: Zwei zu jung, einer zu alt, die spanische Eröffnung der Bayern war gegen Barça keine Offenbarung. Der alte Hase pöhlt zwar schön Kurzpässe, aber bitteschön: Für die Crunchtime in der Champions-League ist das zu dröge. Und die Laufburschen? Linksfuss Bernat ist überspielt, muss seit Wochen Ribéry und Alaba in einer Person geben, geht nicht. Und Senior Feinfuss fehlt auch noch die Kraft für 90 Minuten Flamenco.
ROBERT LEWANDOSKI: Bester Bayer des Abends, immer mit Durchblick trotz Maske. Wer als Bayern-Mitglied noch einmal auch nur ansatzweise am Polen zweifelt, dem soll direkt der Ausweis abgenommen werden. Note: 1, mit Stern.
PEP GUARDIOLA: Er ist und bleibt ein Rumpelstilzchen, temperamentvoll über 90 Minuten. Erst mit Jackett, später im Pullover, wird‘s ihm zu heiß beim FCB? Gut, dass wir von Taktik keine Ahnung haben und uns in die Arme des Katalanen fallen lassen können. Aber warum positioniert er Läufer Lahm immer um, und warum ist Müller oft das Bauernopfer? Gegen "sein" Barça hat er gewonnen, aber seine zweite Saison fühlt sich noch mehr nach Niederlage an.
MANUEL NEUER: Armer Manuel, er ist immer so allein. Und der Wirbelsturm MSN fegte auch ihn dahin. 1,93 Meter spannten sich zu einer langen Schranke, doch dieses brasilianisches Wiesel Neymar steckte ihm einfach zwei Bälle durch. Tor 1 unhaltbar, Tor 2 (ins Torwart-Eck) unhaltbar. An einem extra-guten Tag putzt er den raus – aber Neuer wird einfach zu oft alleingelassen, eine einsame Eins....