Einstellung, Charakter, Mut: Black-Hawks-Boss Eder übt Kritik – und hofft auf die letzte Chance

21.02.2017 | Stand 21.02.2017, 7:00 Uhr

Völlige Frustration: Die Hawks-Spieler um Dominik König (r.) und Andreas Popp nach der bitteren Pleite am Sonntag gegen Germering. − Foto: stock4press

Was für ein Spiel, was für ein Drama: Mit 3:1 führen die Passau Black Hawks am Sonntag im Heimspiel der Eishockey-Bayernliga, drei Minuten vor dem Ende scheint der direkte Abstieg abwendet. Doch dann schlägt Schlusslicht Germering zurück. Zwei späte Tore, ein weiteres in der Overtime – 3:4, Spiel verloren, Sieg verschenkt. Was bleibt? Ganz lange Gesichter bei 1039 Fans auf den Rängen in der Passauer EisArena. Und eine völlig frustrierte Mannschaft, die kaum fassen kann, was eben passiert ist. Manche Spieler sind den Tränen nahe, andere toben vor Wut. In dieser emotionalen Atmosphäre halten sich die Verantwortlichen der Black Hawks bewusst zurück mit Kritik und Analysen. Einen Tag später findet Sport-Vorstand Christian Eder aber deutlich Worte.

"Für diese Einstellung, für diese Leistung habe ich ehrlich gesagt kein Verständnis", sagt Eder und spricht damit die letzten Minuten der Partie an. "Wir haben ja gewusst, dass Germering in der Schlussphase nochmals alles versuchen wird. Die haben zuletzt zweimal einen deutlichen Rückstand aufgeholt. Es war bekannt, dass die nochmals Gas geben werden. Da muss ich dann einfach anders auftreten, kratzen, beißen, mich in jeden Schuss hauen. Da muss die Scheibe hinten raus fliegen, auch wenn es unattraktiv ist."

Doch die Hawks hauen sich nicht in die Zweikämpfe. Sie weichen zurück, wirken plötzlich verunsichert. Germering nutzt dies, trifft doppelt und erzwingt die Verlängerung. Passau ist nervös, lässt sich zu einem unnötigen Foul hinreißen. Unterzahl, wieder Tor, Aus, Schluss, Chance vertan. "Das war Angsthasen-Eishockey, wir haben nicht mehr das gespielt, was wir können. Vielleicht haben einige gedacht, eine 3:1-Führung ist zu wenig, das kann vielleicht noch schief gehen", beschreibt Eder die Schlussphase des Spiels und fügt an: "Aber da kann kein Trainer was dafür oder sonst wer. Das ist einzig und allein die Sache derer, die auf dem Eis stehen."

Auch Coach Horak war nach dem Spiel ziemlich angefressen. "Das ist unglaublich. Wir haben an einem Wochenende zweimal eine 3:1 Führung verspielt. Am Freitag ging das gut, heute wurden wir bestraft. Insgesamt waren wir am Ende nicht präsent genug. In solchen Spielen muss man auf dem Eis mehr arbeiten."

Wie geht es jetzt weiter mit den Hawks? In der Abstiegsrunde der Bayernliga steht noch ein Spieltag an – und an diesem kann wirklich alles passieren. Gewinnen die Passauer ihr Spiel am 3. März in Schongau, sind sie definitiv gerettet. Verliert das Team von Coach Ivan Horak, dann bleibt die Chance über die Relegation, sollte Germering sein Match gegen Spitzenreiter Moosburg ebenfalls vergeigen. Gewinnen die Wanderers allerdings, wären die Black Hawks im Fall einer eigenen Niederlage direkt abgestiegen. "Wir haben alles noch selbst in der Hand. Das ist das Positive, daran müssen wir uns jetzt aufrichten", sagt Eder und appelliert an die Ehre der Spieler: "Wir brauchen jetzt Charakter, wir müssen einfach nochmals alles mobilisieren, alles raushauen. Das sind wir allein schon unseren treuen Fans schuldig."

Man wolle während der Woche nochmals "etwas machen" mit der Mannschaft. "Nichts personelles. Aber wir werden das Team in die Pflicht nehmen. Die Spieler können es – sie müssen es nur zeigen", sagt Eder. Viele Möglichkeiten bleiben nicht mehr – vielleicht sogar nur noch eine. Die Hawks müssen liefern − oder das Abenteuer Bayernliga ist bereits nach einem Jahr wieder beendet ...

− la

Passau – Germering 3:4 n.V. / Tore: 1:0 Waldemar Detterer (13:08); 2:0 Daniel Huber (25:09); 2:1 JC Cangelosi (28:46); 3:1 Oliver Ferstl (42:40); 3:2 Dominik Retzer (57:00); 3:3 Cangelosi (58:52); 3:4 Retzer (61:53).